BAmberger Thema

"Ja, mach nur einen Plan ..." 30.07.2014
Kultur, Aktuelles, BA-Thema, Tobias Rausch
Ob Bürgermeister Lange seinen Brecht gelesen
hat? Jedenfalls bestand seine erste Senats-
sitzung als Referent für Schule, Kultur und
Sport darin, das Schmieden von Plänen für alle
diese Bereiche zu beschließen. Mal sehen, ob
die Brechtsche Planprognose Recht behält.

Bericht aus dem Kultursenat

Der erste Plan: Ein interkommunaler Sportentwicklungsplan soll entwickelt werden – auch vor dem Hintergrund der Zukunft des Konversionsgeländes. Gemeinsam mit angrenzenden Gemeinden können hier womöglich Fördergelder aufgetan werden. Die UNESCO fordert seit langem von den Welterbestätten, einen Welterbe-Managementplan zu erstellen – bayernweit ist Bamberg hier Schlusslicht. Ein positiver Beschluss war ein deutliches Bekenntnis zum Weltkulturerbe.

Der zweite Plan: Was von der GAL bereits im Jahr 2011 als Schulentwicklungsplan beantragt, damals aber als unnötig abgelehnt wurde, ist jetzt prompt unter einem schicken neuen Etikett wieder aufgetaucht. „Entwicklung der Bildungslandschaft Bamberg“ wurde der Tagesordnungspunkt kurzerhand getauft, nur leider hat man sich wohl nicht die Mühe gemacht, nachzuschlagen, was mit dem schönen Wort Bildungslandschaft gemeint ist:
„… ein Konzept der Jugend- und Bildungspolitik, das darauf abzielt, Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen zu vernetzen und durch verstärkte Kooperationen Kindern und Jugendlichen bessere Bildungsbedingungen und vielfältige Bildungsmöglichkeiten zu bieten.“

Wenn wirklich drin wäre, was drauf steht, könnte man glatt in Jubel ausbrechen. Leider wird die vorgeschlagene Konzeption dem Etikett nicht gerecht. Es wird nur ein Teil der Bildungslandschaft geplant, nämlich der schulische Teil. Das ist zwar begrüßenswert, decken sich doch weite Teile mit dem GALlischen Antrag von 2011, geht aber nicht weit genug. Wenn schon Gelder dafür in die Hand genommen werden sollen, dann muss besonders der Gedanke der Vernetzung und Kooperation zwischen Schulen und außerschulischen Orten des informellen Lernens betont werden.

Aber um wirklich eine Bildungslandschaft zu gestalten, die nicht nur aus schulischem Lernen besteht, sind noch viele Hausaufgaben  zu machen. Vereine, Verbände und freie Träger, die heute schon einen Großteil der Bamberger Bildungslandschaft gestalten, müssen überhaupt erst mal in die Planung einbezogen werden.

Und dann noch der Kulturentwicklungsplan:Da wurden teils sehr detailliert Methoden für die Planung vorgeschlagen, externe Berater ins Spiel gebracht, und viele kleinteilige Fragen gestellt. Die zentrale Frage aber, die als allererstes gestellt werden muss, bevor erhoben, befragt, diskutiert und geplant wird, ist: Was ist Kultur in Bamberg? Symphoniker, Theater, Villa Concordia – klar, die Flaggschiffe sind gesetzt. Aber: sind Großveranstaltungen wie „Bamberg zaubert“, das Weinfest in der Bierstadt oder das Blues- und Jazzfestival auch in Bamberg verankerte Kultur und unverzichtbar? Was ist mit der Gärtnerkultur, mit der Sandkerwa, und gehört das Sitzen auf der Unteren Brücke nicht auch irgendwie zur Bamberger Kultur?

Kultur ist lebendig, und nur bedingt planbar. Was passiert, wenn jenseits der strategisch geplanten (Event-)Kultur etwas anderes entsteht – einfach so? Für Ideen und Projekte aus der Bürgerschaft muss auch Platz sein. Sie verdienen es, unterstützt zu werden. Dabei geht es nicht nur um finanzielle sondern auch um ideelle Unterstützung.

Kultur entwickelt sich ganz anders weiter und entfaltet ganz andere Dynamiken, wenn sie auf ein breiteres Publikum stößt. Das in anderen Städten bereits erprobte Kultursozialticket sollte in einem Kulturentwicklungsplan auch eine Rolle spielen. Auch hier sind also noch Hausaufgaben zu machen.

Zu guter Letzt: In der Sitzung sind alle Pläne einstimmig beschlossen worden, wohl auch weil es in der Beschlussvorlage immer hieß: „Es entstehen keine Kosten“. Doch wird wohl eine Prioritätensetzung vorgenommen werden müssen, spätestens wenn es in die Haushaltsverhandlungen geht. Umsonst – das weiß man in Bamberg mittlerweile – gibt es Pläne nicht. Bleibt zu hoffen, dass Bertolt Brecht hier nicht Recht behält: „Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch ‘nen zweiten Plan, geh‘n tun sie beide nicht.“

Tobias Rausch



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