BAmberger Thema

Hü und Hott beim "Quartier an der Stadtmauer" 22.10.2014
Bauen+Denkmal, Aktuelles, BA-Thema
Die Vorstellungen der Stadtratsmehrheit zum Projekt "Quartier an der Stadtmauer" folgen einem beeindruckenden Zickzack-Kurs.

Hintergrund

Was oder wer reitet eigentlich neuerdings die schwarz-rote Stadtratsmehrheit (CSU und SPD) samt ihrem lila Anhängsel (BuB)? Und werden alle schwarz-rot-lila StadträtInnen gleichermaßen geritten, oder manche mehr, manche weniger, manche gar nicht? Und: Wohin reiten sie eigentlich, und vor allem warum?

Das Quartier an der Stadtmauer (vormals City-Passage, ehemals Metzner-Gelände, heute im Eigentum der Sparkasse) beschäftigt den Stadtrat seit Jahrzehnten. Ein drohendes Bürgerbegehren gegen Planungen für mehrere hundert Parkplätze sowie vehemente Bedenken der UNESCO-Kommission wegen Verunstaltung des Weltkulturerbes verhinderten eine große Einkaufspassage mit weit über 10.000 Quadratmetern Gewerbefläche. CSU und SPD waren damals dafür gewesen. Auch später noch, als 16.000 Quadratmeter für Einzelhandel, Gewerbe und Gastronomie vorgesehen waren, gingen Rot und Schwarz mit.

Doch nun ist alles anders. In ihrem neuesten Antrag an den Oberbürgermeister fordern CSU, SPD und BuB, dass die Büroflächen auf 1.500 qm und der Einzelhandel auf 1.800 qm begrenzt sein sollen (kein Druckfehler). Stattdessen sei die Wohnnutzung bei 4.000 qm anzusiedeln. Staunen allerorten. Dieser Antrag ist von Ende September 2014 und wird also demnächst im Stadtrat behandelt.

Die zitierten Flächenangaben entsprechen haargenau einem Konzept, das eine auch anderswo in Bamberg aktive Firma (ERBA-Denkmäler, Schaeffler-Gelände) beim Wettbewerb einreichte, den die Sparkasse Bamberg ausgelobt hatte. Der Entwurf war aber ausgemustert worden und nicht – wie zwei Konkurrenten – in die Endausscheidung gekommen. Jetzt soll die Firma Denkmalneu GmbH also über die Hintertür eines Stadtratsantrags wieder ins Rennen kommen, ohne allerdings im Antrag selbst namentlich erwähnt zu werden.

Im Zweckverbandsrat der Sparkasse sind selbstverständlich sowohl CSU als auch SPD mit ihren Fraktionsvorsitzenden Müller und Stieringer vertreten. Die haben jedoch nicht den Antrag ihrer Fraktionen unterschrieben, sondern die Bausenatssprecher/in Dietz und Kuntke. Man fragt sich also schon nach dem Hü und Hott in den beiden großen Bamberger Fraktionen.

Abgesehen davon, dass die rot-scharz-lila-gesprenkelte Initiative schon sehr nach Firmen-Protektion riecht, ist die GAL nicht unbedingt unglücklich über die aktuelle Entwicklung. Denn die Gewerbeflächen zugunsten der Wohnflächen zu reduzieren und auch insgesamt das Projekt abzuspecken, war seit jeher grünes Ziel. Es bleibt spannend, ob es bei der jetzigen Linie bleibt, oder ob demnächst mal wieder auf Zickzack umgestellt wird.

sys


Gelände für das Projekt "Quartier an der Stadtmauer"


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