BAmberger Thema

Umweltsenat versetzt Radverkehr
den nächsten Dolchstoß
23.03.2015
Verkehr, Aktuelles, BA-Thema, Peter Gack
Auto und Fahrrad werden in Bamberg nach wie
vor mit zweierlei Maß gemessen. Deshalb
wurde ein Lösungsvorschlag, wie man das
Abstellchaos rund um das Fahrradparkhaus an
der Brennerstraße beseitigen könnte, vom
Umweltsenat mehrheitlich abgeschmettert.

Bericht aus dem Umweltsenat

Seit es den neuen Zugang von der Brennerstraße zu den Bahngleisen gibt, stellen die ZugfahrerInnen aus dem Ostteil der Stadt ihr Fahrrad auf dieser Seite den Bahntrasse ab, um zum Zug zu gelangen. Dort gibt es zwar ein komfortables Fahrradparkhaus, das aber (auch aufgrund der Gebühren) nur für eine bestimmte zahlungswillige Zielgruppe interessant ist. Darüber hinaus fehlt es auf der Ostseite an ausreichendem Abstellplatz für Fahrräder. Folge ist, dass diese wild und ungeordnet zum Teil auf dem Gehsteig (der nicht dafür gedacht ist) und an den Baumscheiben kreuz und quer abgestellt werden.
Abhilfe für diesen städtebaulichen Missstand – so die Erkenntnis der Stadtverwaltung und die Empfehlung des Fahrradforums (ein extra für solche Fragen eingerichtetes Fachforum) – kann nur erreicht werden, indem man für freies Fahrradparken Platz schafft. Konkret lautete der Vorschlag: Zwei Autostellplätze in der Brennerstraße werden aufgelassen und stattdessen eine Reihe von Fahrradabstellplätzen mit Bügeln errichtet.

Dies bescherte dem Umweltsenat eine lange Diskussion, aber leider keine Bereitschaft der Mehrheit, in diesem Sinne tätig zu werden. Alles wird bleiben, wie es ist. Dr. Heller (CSU) sah eine Konkurrenz zum Fahrrad-Parkhaus und nur drohende neue Unordnung rund um die neu errichteten Bügel. Peter Süß (SPD) wollte auf keinen Fall die Autostellplätze opfern und lehnte deshalb den Vorschlag rundweg ab.

Die Diskussion machte deutlich, wie sehr in Bamberg das Auto als Verkehrsmittel immer noch völlig anders bewertet wird als das Fahrrad. Würde man die Argumentation von Dr. Heller in der Konsequenz weiter denken (keine Konkurrenz von kostenlosen Fahrradabstellflächen zum kostenpflichtigen „Radhaus“) dann müsste man auch alle bestehenden Autostellplätze in der Brennerstaße abschaffen, denn auch sie machen ja dem von den Stadtwerken eingerichteten P&R-Platz Konkurrenz.

So kann das Radverkehrsstategie-Ziel des Stadtrats, nämlich den Fahrradanteil auf 30% bis zum Jahr 2020 zu steigern, jedenfalls nicht erreicht werden. Meine Frage an die Kollegen, wie sie das denn bewerkstelligen wollen, wenn sie der Radverkehrsförderung immer neue Steine in den Weg legen, blieb unbeantwortet, bzw. erzeugte lediglich Schulterzucken. Mein Kommentar: Dann wäre es ehrlicher, sich von diesem Ziel hochoffiziell zu verabschieden.

Für die GAL machte ich nochmals deutlich, dass es - was das Fahrradparken am Bahnhof angeht - unterschiedliche Nutzergruppen gibt: Diejenigen, die ihr eher hochwertiges Fahrrad sicher, wettergeschützt, mit Video-Überwachung, ggf. auch über Nacht parken möchten, und diejenigen, die möglicherweise nur ihr altes "Bahnhofsfahrrad" tagsüber am Bahnhof, vielleicht auch nur kurzzeitig, abstellen. Die eine Gruppe ist bereit, für die Dienstleistung des Fahrradparkhauses zu zahlen, die andere will sie gar nicht in Anspruch nehmen. Verkehrspolitisch sind die einen RadlerInnen so wertvoll wie die anderen. Dass es diese unterschiedlichen Nutzergruppen gibt, ist auch nicht außergewöhnlich, sondern überall so. Wo es andernorts kostenpflichtige Fahrradparkhäuser gibt, stehen im Umkreis auch kostenfreie öffentliche Fahrradstellplätze zur Verfügung.

Unterstützung für diese Einschätzung äußerte der Baureferent der Stadt Bamberg, Thomas Beese, der sich klar für die Schaffung von mehr öffentlichen Fahrradstellplätzen in der Brennerstraße einsetzte. Leider ohne Erfolg, der Antrag der Verwaltung erhielt lediglich unsere beiden GAL-Stimmen im Umweltsenat. Selbst Bürgermeister Christian Lange, dem man ja als Bürgermeister eine gewisse Nähe zur Position der Verwaltung unterstellen könnte, stimmte dagegen.

Der Kampf um Autostellplätze wird in der Stadt nahezu schon ideologisch geführt.

Peter Gack



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