BAmberger Thema

Nasendetektive erschnüffeln olfaktorisches Gutachten 16.04.2015
Bauen+Denkmal, Aktuelles, BA-Thema, Umwelt+Klima
Weil ein fachliches Gutachten dem Neubaugebiet Megalith-Gelände eine unzumutbare Geruchsbelastung bescheinigt, geht man jetzt mit harten Bandagen vor. Nein, nicht gegen den Gestankverursacher, die Kaiserdom-Brauerei. Da ist die Verwaltung viel einfallsreicher… Sie führt Leute an der Nase herum…

Bericht aus Bau- und Umweltsenat

Auf dem alten Firmengelände von Megalith in Gaustadt soll ein neues Wohngebiet entstehen. Alle möglichen Gutachten wurden dafür erbracht. Alles soweit in Ordnung. Probleme macht aber die Geruchsbelastung durch die Kaiserdom-Brauerei, denn Gaustadter BürgerInnen berichten bekanntermaßen immer wieder von fäkalienartigem (und gar nicht brauereitypischem) Gestank in deren Umgebung. Und das Megalith-Gelände liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kaiserdom.

Deshalb wurde eine „Geruchsemissionsprognose“ bei einer Gutachterfirma in Auftrag gegeben, die anhand der Geruchsimmissions-Richtlinie mit der schönen Abkürzung GIRL die Gerüche beurteilen sollte. Ergebnis: Es sind „maximale Geruchswahrnehmungen zu erwarten (…), die zum Teil oberhalb der Immissionswerte der GIRL für Wohngebiete liegen.“

Das beeindruckte die Verwaltung allerdings wenig, denn sie schlug im Sitzungsvortrag für den Bausenat im Januar 2015 vor, einen erhöhten Immissionswert zuzulassen, mit der Begründung, „dass in Bamberg Brauereigerüche als ortsüblich anzusehen sind.“

Blöderweise wird aber auch dieser erhöhte Wert in den zwei ersten geplanten Häuserreihen des neuen Baugebiets immer noch überschritten. Um das zu ändern, erörterte man im Rathaus drei Möglichkeiten:

  1. Die Brauerei Kaiserdom muss ihre Anlagen technisch so umrüsten, dass sie nicht mehr zum Himmel stinken. – Folge: Kostet Geld. – Will Kaiserdom nicht. Abgelehnt.
  2. Das Wohngebiet wird umgeplant, es wird mit größerem Abstand zur Brauerei gebaut. – Folge: Weniger Häuser können gebaut und verkauft werden. Verringert Einnahmen. – Will Investor nicht. Abgelehnt.
  3. Die dritte und im Rathaus favorisierte Lösung lautete deshalb so: „Durchführung einer Geruchsrasterbegehung unter Einbezug auch der angrenzenden Wohngebiete durch Probanden“. Oder mit anderen Worten: Die Verwaltung will mal so herumriechen. Je nach individueller Nasensensibilität fällt die Belästigung mehr oder weniger stark aus. Und weil’s anderswo in der Umgebung halt auch mal fäkalisch-ortsüblich stinkt, kann’s am Megalith-Gelände ja gar nicht schlimmer sein. Ergebnis wird dann ein olfaktorisches Geruchsgutachten auf manipulativ-subjektiv-akzidentieller Basis sein – von hoch wissenschaftlicher Güte, versteht sich.

Im Bausenat fühlte man sich von dieser geruchssensiblen Angelegenheit überfordert, jedenfalls wurde sie einstimmig an den (für Umweltfragen) zuständigen Umweltsenat verwiesen. Da hatte die GAL noch Hoffnung, dass sich der stinkende Verwaltungsdunst in wohlriechende Luft auflösen würde. Doch weit gefehlt. Im Umweltsenat hörte man sich die miefigen Verwaltungsvorschläge einfach noch mal an und winkte sie dann „Kenntnis nehmend“ durch – trotz der Unmutsbekundungen der GAL.

Wenn Sie also demnächst irgendwelche Personen mit erhobenen Nasen schnüffelnd rund um die Kaiserdom-Brauerei schleichen sehen, dann wissen Sie Bescheid: Es sind hochoffizielle Gutachter bei der Arbeit.

sys



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