BAmberger Thema

Denkmal-Auge, sei wachsam! 15.07.2015
Bauen+Denkmal, Aktuelles, BA-Thema
Nach dem Fall „Villa Schröppel“: Allein schon die Debatte darüber, ob es eigene Denkmalrichtlinien für die Stadt Bamberg geben soll, hat dazu geführt, dass der Bausenat mit der Existenz solcher Richtlinien konfrontiert wurde. Auch schon was wert.

Bericht zum Bausenat

Zu Recht sorgte die Sanierung der Villa Schröppel in Kreisen denkmal-engagierter BürgerInnen und Vereine für Aufsehen und somit in der Bamberger Öffentlichkeit für Wirbel. Von „Kaputtsanierung“ insbesondere des Gartens war die Rede, von dessen wildem Charme nach den Baumaßnahmen kaum mehr als polierte Sterilität übrig geblieben war. Erst ein Öffnet externen Link in neuem FensterBericht in der Bamberger Online-Zeitung brachte im September 2014 die bis dahin im Verborgenen gebliebenen, einschneidenden Denkmaleingriffe ans Licht – zu einem Zeitpunkt, als schon nichts mehr zu ändern war.

In der anschließenden heißen öffentlichen Diskussion konnte sich der bei der Baumaßnahme federführende Finanzreferent Bertram Felix vom Stiftungsmanagement der Stadt (die Bürgerspitalstiftung ist Eignerin der Villa am Michelsberg) jedoch immer darauf berufen, dass das Landesdenkmalamt alle Eingriffe goutiert hatte. In der Tat gibt es eine fachinterne Debatte in der Denkmalpflege mit durchaus konträren Positionen zur Denkmalsanierung. Offenbar vertrat man in der bayerischen Landesbehörde eine extrem positive Haltung gegenüber Modernisierungsmaßnahmen. Andere Denkmalschützer hingegen (so auch die Tendenz der GAL) zielen eher auf Erhalt, Authentizität und möglichst wenige Neuerungen ab.

Nachdem die GAL-Stadträtinnen Petra Friedrich und Ursula Sowa bereits für einen Ortstermin des Bausenats im Frühjahr gesorgt hatten, wollte sie nun noch mit einem zweiten Antrag, in dem sie „Richtlinien der Stadt Bamberg für die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude“ forderten, den Konflikt um die Villa Schröppel aufgreifen. Im jüngsten Bausenat stand der Antrag auf der Tagesordnung. Dass es für die Stadt Bamberg künftig eigene Richtlinien gibt, wurde zwar nicht erreicht. Aber immerhin – und das war eigentlich schon das zentrale GAL-Anliegen – wurde der Umgang mit Denkmälern am Beispiel der Villa Schröppel im zuständigen Senat erstmals grundsätzlich thematisiert und zumindest ansatzweise debattiert. OB Starke als Verwaltungschef gestand zu, dass man die interessierte Öffentlichkeit und Bamberger Denkmalfachkreise zu wenig eingebunden und informiert hatte – und diesbezüglich gelobte er Besserung.

Ihre Ablehnung, eigene Denkmal-Richtlinien für Bamberg zu erarbeiten, begründete die Verwaltung mit dem Argument, dass es bereits zahlreiche solcher Leitlinien gebe, auf die man zurückgreifen könne. Vorgelegt wurden den Bausenatsmitgliedern die überregional anwendbaren Chartas von Venedig, Florenz, Washington und Lausanne. Und damit wurden diese Manifeste den Bausenatsmitgliedern (nicht unbedingt alles Fachleute aus dem Bereich Denkmalpflege) immerhin schon mal zur Kenntnis gegeben. Sie haben nun zumindest die Chance, sich damit auseinander zu setzen und deren Gültigkeit für die Bamberger Situation zu durchdenken.

Insofern konnte allein mit der Behandlung des GAL-Antrags hoffentlich etwas in die richtige Richtung angestoßen werden – hin zu mehr Transparenz, inhaltlicher Debatte, Offenheit für Kritik und Nachfragen. Einen zweiten Fall „Villa Schröppel“ sollte es nicht mehr geben müssen. Aber weiterhin heißt es: Wachsam sein!

sys


Garten der Villa Schröppel nach der Sanierung


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