BAmberger Thema

Nur 373 Unterschriften für den Konversions-Appell -
Was sagt uns das?
3.05.2016
Konversion, Aktuelles, BA-Thema, Sylvia Schaible, Bauen+Denkmal
Nicht mangelnden Gestaltungswillen für den
Bamberger Osten dokumentiert diese Zahl,
sondern Resignation und Frust. Das ist ein
Auftrag an die Bamberger Kommunalpolitik!

Kommentar

373 Unterschriften für einen Appell, der die ganze Stadt angeht, denn was künftig im Bamberger Osten auf einem Areal von 190 Hektar Wohnfläche (und potentiellem Wohnungsmarkt) passiert, ist für alle Bamberger*innen dieser Stadt relevant.

Wie soll man das interpretieren: Nur 373 Unterschriften?

Die GAL hätte zugegebenermaßen mehr erwartet – insbesondere angesichts des im August 2014 ebenfalls von der GAL initiierten „Asyl-Appells“, der zu einer Zeit, als im Erstaufnahmelager Zirndorf Flüchtlinge auf Betonboden und in Garagen schlafen mussten, über 1700 Unterschriften einbrachte. Damals gab es bei dem Appell zwar einige prominente Zugpferde als Erstunterzeichner*innen, dafür war die Forderung („Wohnungen auf dem Konversionsgelände als Asyl-Notunterkünfte nutzen“) weitaus kontroverser und nicht jedermanns Sache.

Der als Bürger*innen-Aufschrei intendierte Konversions-Appell hatte vor allem das Ziel, den Gestaltungswillen der Bürger*innen in Bamberg zu demonstrieren, den Ruf also: „Hallo, wir sind auch noch da, wir wollen bei der Zukunft unserer Stadt mitreden, bestimmt gefälligst nicht über unsere Köpfe hinweg!“

Aber das riefen – nur – 373 Personen. Warum?

Unter den Kommentaren zum Online-Appell auf openpetition finden sich – erwartungsgemäß – nur zustimmende Worte, die das Anliegen unterstützen. Einige Beispiele:

„Die in der umfangreichen Bürgerbeteiligung ausgearbeiteten Ideen sollen nicht einfach in der Schublade verschwinden, sondern sind es Wert, in die Tat umgesetzt zu werden.“
„Die Stadt soll von den Bürgen mitgestaltet werden.“
„Diese einmalige Chance für eine "alte Stadt" ihr Gebiet für alle Bevölkerungsschichten zu ergänzen gibt es nur einmal.“

Inhaltliche Gegenargumente gegen den Appell sind der GAL überhaupt keine untergekommen, weder online noch sonst wie, Inhalt und Ziel des Appells waren offensichtlich unumstritten. Doch was waren dann die Beweggründe, nicht zu unterzeichnen?

Bei der Unterschriftensammlung der GAL am Gabelmann konnte man eine Erklärung finden, warum der Appell die große Mehrheit der Bamberger*innen kalt ließ. Die Haltung der angesprochenen Passant*innen, die nicht bereit waren zu unterschreiben, kann unter folgendem Tenor zusammengefasst werden: „Stimmt ja alles, aber das hat doch keinen Sinn mehr - die machen doch eh, was sie wollen – was man in Bamberg denkt und braucht, ist denen da oben doch eh egal – das kann man gleich vergessen.“ Nicht mangelnder Gestaltungswille, fehlende Kreativität, keine Lust zum Engagement, sondern Resignation, Frust und vermutlich auch generelle, fatalistische Politikverdrossenheit waren da zu spüren – wie vermutlich auch bei vielen anderen Nicht-Unterzeichner*innen.

Die Kommunalpolitik über alle Parteigrenzen hinweg sollte daraus vor allem eine Konsequenz ziehen: Die gewählten Mandatsträger*innen müssen das Ziel haben, den Bamberger Bürger*innen die Gestaltungsmacht zurückzuerobern! Einfach klein beigeben – das wäre jetzt billige Mandatsverschwendung.

Sylvia Schaible


Foto: Gerd Altmann pixelio.de


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