BAmberger Thema

Untere Mühlen: Noch nicht in trockenen Tüchern! 6.05.2016
Bauen+Denkmal, Aktuelles, Ursula Sowa, BA-Thema
Die Baugenehmigung für den Neubau "Untere
Mühlen" wurde vom Bausenat erteilt. Architek-
tonisches Mittelmaß ist zu erwarten. Trotz
vieler offener Fragen boxte die Stadtrats-
mehrheit das Projekt durch. Endgültig ist damit noch nichts.

Bericht aus dem Bausenat

Die Baugenehmigung für das Bauvorhaben "Untere Mühlen" wurde bei der Sitzung des Bausenats am Mittwoch zwar erteilt, aber ob das Bauvorhaben tatsächlich nach dem Entwurf des Bamberger Architekten Rosenberg gebaut wird, steht auf einem anderen Blatt.

Die GAL hatte in der Debatte auf viele offene Fragen hingewiesen und eine zweite Lesung beantragt. Aber die Mehrheit des Senates, dessen Sitzungsleiter OB Starke war, stellte ihre Ohren auf Durchzug. Man wollte einfach nicht hören, dass die Zustimmung der beiden Nachbarn noch fehlte, dass das Landesamt für Denkmalpflege noch Ansprüche an Fassadentextur stellt, dass die wasserrechtliche Genehmigung noch aussteht.

Neben diesen drei Punkten kommt noch eine weitere, ganz gewichtige Hürde hinzu: die Abteilung Bodendenkmäler das Landesamts für Denkmalpflege hat wissen lassen, dass im Bereich der Sterzer-Mühle erhaltenswerte Bodendenkmäler mit hoher Wahrscheinlichkeit zu finden sind, die keinesfalls überbaut werden dürfen. Wenn sich dies bewahrheitet, entfiele laut Planung die gesamte Toilettenanlage. Eine Umplanung wäre erforderlich und würde das ganze Raumprogramm gehörig ins Schwanken bringen.

A propos Raumprogramm: die 120 qm große (oder besser kleine!) Ausstellungsfläche für das Welterbebesucherzentrum mit erwarteten 1500 Besucher*innen pro Tag wurde nicht nur von der GAL kritisch gesehen.

Und noch ein Manko: Der Stadtgestaltungsbeirat der Stadt Bamberg wurde in die Entscheidung nicht mehr einbezogen, obwohl er seine Bedenken anfangs noch äußern durfte. Doch die Forderungen des Experten-Gremiums nach einer lebendigen Dachlandschaft, kleinteiligeren Fassadenöffnungen und dem Verzicht auf willkürliche Anbauten, wollte die Mehrheit des Bausenates nicht mehr würdigen, nach dem Motto: "Augen zu und durch - ein einheimischer Architekt kann das!"

In der Sitzung kamen also viele architektonische und andere Stolpersteine ans Licht, auf den Weg gebracht wurde das Projekt trotzdem. Doch auch wenn der Bausenat (gegen zwei GAL-Stimmen) die Genehmigung erteilte, scheitern kann das Projekt trotzdem noch: an der wasserrechtlichen Genehmigung, an archäologischen Funden und/oder an Nachbarschaftsklagen.

Die GAL hat und wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass im Herzen Bambergs ein Gebäude entsteht, das den speziellen Reiz des Ortes erkennt. An diesem wasserumspülten Ort hätte ein  Welterbezentrum entstehen können mit einem einfühlsamen, zurückhaltenden, aber einzigartigen Baukörper. Was wir jetzt erwarten dürfen, ist leider nur architektonisches Mittelmaß. Aber wer weiß, vielleicht geschieht ja noch ein Mühlenwunder?

Ursula Sowa


Modellentwurf für die Unteren Mühlen mit Gaststätte und Welterbezentrum. Der nun genehmigte Neubau ist der L-förmige Baukörper im Zentrum, in den Fassadenrest der ehemaligen Sterzer-Mühle intergriert wird.


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