BAmberger Thema

Quartier an der Stadtmauer:
Ein langer Prozess endet mit einem Kompromiss
14.07.2016
Bauen+Denkmal, Aktuelles, BA-Thema, Peter Gack
Peter Gack stimmte dem Bebauungsplan zu,
denn er sieht viele Forderungen verwirklicht,
für welche die GAL über Jahre hartnäckig
gekämpft hat.

Kommentar

18 Jahre beschäftigte das Quartier an der Stadtmauer – früher City-Passage – den Stadtrat, die Sparkasse, Denkmalpflege-Gremien und Bürgerschaft. Bis vor wenigen Jahren sahen die Pläne der diversen Projektentwickler und externen Investoren immer einen Totalabriss des gesamten Areals vor. Alle denkmalgeschützten Häuser, auch die in der Hellerstraße, anfangs auch die Mikwe und die Stadtmauer, sollten dem Projekt zum Opfer fallen.

Schon früh haben sich GAL und denkmalschützende Verbände in Bamberg dafür eingesetzt, dass genau das in einer Stadt mit Welterbestatus nicht passieren darf. Die Planungen wurden sogar der Unesco vorgelegt und es wurde mit der Aberkennung des Titels gedroht, wenn hier tabula rasa gemacht wird.  Alle externen Projektentwickler und externen Investoren wollten aber nur eines: größtmöglichen Profit und das wäre nur möglich gewesen, wenn in dem Quartier zukünftig sehr viel Nutzfläche untergebracht werden würde. Das ginge eben am leichtesten mit Abriss der alten Substanz und dichter Neubebauung.

Auch Teile des Bamberger Handels protestierten wegen der geplanten zusätzlichen Verkaufsfläche in der Bamberger Innenstadt (anfangs war von 16.000 qm die Rede), da hier ein großer Verdrängungswettbewerb und Leerstand an anderer Stelle zu befürchten war. Die unausgegorenen Pläne zur verkehrlichen Erschließung taten das Übrige. Über einige Jahre hinweg war sogar von einer Tiefgarage unterhalb der südlichen Promenade die Rede und die GAL sowie verkehrspolitisch aktive Bürger*innen mussten Unterschriften dagegen sammeln und mit der Einleitung eines Bürgerbegehrens drohen.

Lange stand die GAL im Stadtrat allein da mit ihrer Forderung, klare Rahmeneckdaten für eine mögliche Bebauungsplanung in diesem Gebiet zu machen. Dabei waren diese Eckdaten, die die GAL mehreren Anträgen gefordert hat, gar nicht so exotisch. Selbst eine von der Stadt in Zusammenarbeit mit dem damaligen Projektentwickler, der Sparkasse und den denkmalpflegerischen Vereinen eingerichtete Arbeitsgruppe hatte sich auf solche Eckpunkte nahezu geeinigt und der Stadtrat hätte diese nur übernehmen müssen. Die von der GAL geforderten Eckpunkte waren:

  • eine wesentliche Reduzierung bei der geplanten Verkaufsfläche,
  • eine bessere Durchmischung der Nutzung Wohnen und Handel mit mehr Anteil von Wohnen,
  • Erhalt der Mikwe und der beiden Stadtmauern an Ort und Stelle (in situ),
  • Erhalt der denkmalgeschützten Häuser in der Hellerstraße,
  • die Hellerstraße darf nicht zu einer reinen Ver- und Entsorgungsstraße verkommen, sondern muss qualtitätsvoll entwickelt werden.

Noch vor fünf Jahren in der Sitzung des damaligen Senats für Stadtentwicklung am 13. Juli 2011 hat die Mehrheit des Stadtrats (insbesondere die Vertreter der CSU und der SPD) diese Anträge alle abgelehnt. Damals haben CSU und SPD noch voll auf die damals eingesetzten Projekentwickler von Multi Development gesetzt, die die Anliegen der GAL als nicht machbar anlehnten.

Insofern ist es ein großer Erfolg der GAL und der denkmalschützenden Vereine in Bamberg, dass diese Ziele nunmehr im vorliegenden Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan aus meiner Sicht weitgehend, wenn auch nicht optimal, berücksichtigt wurden. Insbesondere was die Stadtmauer betrifft, hoffe ich  wie meine Kollegin Ursula Sowa, dass auf dem Verhandlungswege noch ein sichtbare Erhalt zu erreichen ist.

Peter Gack


Quartier an der Stadtmauer, Plan Dachansicht, Dömges Architekten


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