BAmberger Thema

Stadtrat greift wieder in die Vollen:
Luxusbrückenbau für Bug
19.09.2011
Verkehr, Aktuelles, BA-Thema, Bauen+Denkmal
Die Franz-Fischer-Brücke über die Regnitz nach Bug hält nicht mehr lange. Sanierung oder Neubau sind fällig. Und wieder einmal leistet sich der Stadtrat am Fuße des Schuldenbergs eine teure neue Brücke.

Am gestrigen Mittwoch, den 14.09.2011, kam ich erstmals in den Genuss einer Stadtratsitzung im Bamberger Rathaus beizuwohnen. Es handelte sich um die Sitzung des Bau- und Werksenates, in der in geschlagenen drei Stunden die unterschiedlichsten Bauprojekte vorgestellt, diskutiert und beschlossen wurden. Die Sitzung war abwechselnd: durchaus spannend und informativ, manchmal aber auch grenzwertig langweilig.

Ein besonders heikles Thema war die Erneuerung der Franz-Fischer-Brücke in Bug. Aufgrund des Dilemmas jüngster Bamberger Brückenprojekte war die Anspannung im Saal während dieses Ordnungspunktes besonders groß. Die Buger Brücke ist extrem kritisch gelegen, da sie sich in einem Flussbiotop befindet, das zudem Überschwemmungsgebiet ist. Weshalb allzu große Eingriffe in die Natur vermieden werden sollten. Allerdings ist die 60 Jahre alte Brücke in einem äußerst schlechten Zustand und kann derzeit nur einspurig befahren werden, weswegen laut Baureferent schneller Handlungsbedarf besteht.

Zunächst wurden vier mögliche Varianten zur Neugestaltung der Brücke vorgestellt:

  • Variante 1: Sanierung der bestehenden Brücke - 3,6 Mio Euro (inkl. Ersatzbrücke während der Bauzeit)
  • Variante 2: Neubau einer Brücke an gleicher Stelle und in gleicher Breite wie die jetzige - 5,7 Mio Euro (inkl. Ersatzbrücke)
  • Variante 3: Neubau einer Brücke an gleicher Stelle, aber breiter - 9,2 Mio Euro (inkl. Ersatzbrücke)
  • Variante 4: Neubau einer Brücke 10 bis 15 Meter nördlich der bestehenden Brücke, verbreitert, mit neuer Straßenführung - 7,6 Mio Euro

Die Kosten sind logischerweise von Variante 1 bis 4 ansteigend.

SPD, CSU, Freie Wähler und der Bamberger Bürgerblock sprachen sich mehr oder weniger unstrittig für Variante 4 aus, die auch die Stadtverwaltung favorisiert. Bei diesem Entwurf besteht der Vorteil, dass die aktuelle Brücke während der zweijährigen Bauzeit weiterhin befahrbar und somit - anders als bei den anderen Varianten - eine Behelfsbrücke nicht von Nöten wäre, womit die Kosten reduziert werden. Ein erheblicher Nachteil dieser Lösung ist jedoch der umfangreiche Grunderwerb, der nötig ist diesen Plan zu realisieren. Unter anderem müsste der angrenzende Minigolfplatz teilweise überbaut werden. Auch die Eingriffe ins Flussbiotop sind hier gravierender.

Ursula Sowa, Stadträtin der GAL, kritisierte die hohen Kosten eines Neubaus und stellte vor allem eine Verbreiterung in Frage, dies angesichts der Bestrebungen zur Verkehrsberuhigung, die in Bug z. B. mit Tempo 30 gerade laufen. Eine endgültige Festlegung wollte sie aber erst nach weiteren Hintergrundinformationen (bzgl. Haltbarkeit einer sanierten Brücke, Verkehrsauswirkungen, Notwendigkeit einer Ersatzbrücke usw.) treffen und plädierte deswegen für eine 2. Lesung. Zuspruch erhielt sie hierbei vom Vertreter der Bamberger Realisten, Klaus Stieringer – sonst ausgesprochen selten auf GAL-Linie. Ihr Antrag auf eine 2. Lesung wurde jedoch von allen anderen Bausenatsmitgliedern abgelehnt. Die Mehrheit stimmte für die zweitteuerste Variante 4.

Das begründete die zustimmenden Fraktionen auch unverhohlen mit den zu erwartenden Fördermitteln für einen Neubau. Wie so oft wird mit dem Geld, das nicht aus dem Bamberger Stadtsäckel kommt, erheblich lockerer umgegangen, doch auch das ist Geld von uns allen und für uns alle und hat einen sorgsamen und vernünftigen Umgang verdient.

Ich persönlich hätte eine zweite Lesung ebenfalls für sinnvoll gehalten; vor allem auch weil Frau Sowa den Vorschlag machte, weitere Verkehrsexperten hinzuzuziehen, was mit Sicherheit zur Findung der bestmöglichen Lösung beigetragen hätte. Das Handeln der anderen Fraktionen, besonders das der SPD und der CSU, erschien mir etwas vorschnell und plump.
Allgemein lässt sich auf jeden Fall sagen: Kommunalpolitik kann auch interessant sein und das wird sicherlich nicht meine letzte Sitzung im Rathaus gewesen sein.

Jonas Knoblach

Jonas Knoblach, der Autor dieses Beitrags, hat in diesem Jahr
in Bamberg sein Abitur absolviert. Er nimmt derzeit am
Mentoring-Programm der GAL-Stadtratsfraktion teil, seine
Mentorin ist Stadträtin Ursula Sowa.

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Pressestelle Stadt Bamberg

Franz-Fischer-Brücke in Bug


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