BAmberger Thema

Basketball-Trainingshalle tarnt sich als Stadtteil-Jugendarbeit
und sahnt Fördermittel ab
12.10.2011
Soziales, Aktuelles, BA-Thema, Ursula Sowa
Die Bamberger Profi-Basketballer wollen
eine neue Trainingshalle und die Stadtrats-
mehrheit nickt fleißig. Baurechtlich ist vieles
unklar. Aber vor allem werden dafür Soiale-
Stadt-Gelder missbraucht, die eigentlich dem
Gebiet Gereuth/Hochgericht zu Gute
kommen sollten.

Hintergrundbericht

Das klingt doch nach rührender Geschichte: Spitzensportlerprofis wollen künftig mit Jugendlichen aus Bambergs Brennpunktvierteln eine Basketbal-Trainingshalle gemeinsam nutzen, um den Jugendlichen mehr Selbstvertrauen und Anerkennung zu vermitteln. Die Jugendlichen sollen in der Halle dribbeln dürfen, wo auch Suput, Pleiß und Jacobson die Körbe stopfen. Sogar in den Krafträumen sollen alle ihre Muskeln trainieren. Natürlich nicht zeitgleich, das ist klar. Aber wenn die Spitzensportler pausieren, werden die Räume auch für den Baketballnachwuchs geöffnet.

Die Halle muss freilich erst gebaut werden, der Förderverein Basketball Bamberg e.V. soll als Bauherr auftreten. In der letzten Sitzung des Bausenates wurde deshalb der Antrag auf Vorbescheid (die erste Stufe eines Bauantrages) gestellt. Geplant ist die Halle auf einem städtischen Grundstück, gleich neben der großen Schwester, der Stechert-Arena.


Aber:

Für diesen Ort gibt es bisher kein Baurecht, das müsste erst geschaffen werden. Ein Änderungsverfahren zum Bebauungsplan, das hier angesagt wäre, wollen sich Stadtratsmehrheit und OB sparen – bei Wünschen von Seiten der Basketballer drückt man ja gerne beide Augen zu.

Auf dem Areal befinden sich außerdem Altlasten, von denen man weiß, dass es sie gibt, aber nicht, in welchem Umfang und von welcher Art - früher wurden dort Autos verschrottet. Was es kostet, den Baugrund, der überdies noch keine gute Stabilität verspricht, bebaubar zu machen, ist unklar – zahlen muss das als Grundstückseigentümerin die Stadt.

Auch ist die Zufahrt bisher nicht geregelt, und es ist keine Fläche für Autostellplätze ausgewiesen. (Das Bauvorhaben löst einen Bedarf von 19 Parkplätzen aus - eine Routinerechnung gemäß Bayerischer Bauordnung).

Da es sich um eine Grünfläche handelt, müssen bei einer Bebauung ökologische Ausgleichsflächen ausgewiesen werden. Wo und wie? „Keine Ahnung“, äußerte der Chef-Manager der Basketballer Wolfgang Heyer gegenüber dem FT. Über Stellplätze und Öko-Ausgleich mache er sich keine Gedanken machen, soll doch die Stadt.


In der Sitzung des Bausenates hätte es einzig und allein um solche baurechtliche Fragen und deren Beurteilung gehen sollen. Ging es aber nicht. Im Vordergrund stand die vermeintlich soziale Komponente des Projektes. Und da kommt der noch viel größere Hammer!

Oberbürgermeister Starke ließ vom Sozialamt bestätigen, wie wichtig es doch für die Jugendlichen in der Gereuth sei, endlich einen Ort zu bekommen, wo sie sich treffen können. Doch ist das wirklich so? In erster Linie ist zu vermuten, dass wieder einmal die Basketball-Profis sich mit besseren Trainingsmöglichkeiten ausstatten werden. In der geplanten Halle soll zwar Nachwuchs gefördert werden, aber angesprochen sind Jugendliche in einem großen Einzugsbereich, nicht nur in der Nachbarschaft, und von denen natürlich auch nur die basketball-talentierten Exemplare. Das ist nicht unbedingt stadtteilorientierte Jugendarbeit, es sei denn man geht davon aus, dass die Gereuth von lauter kleinen Nowitzkis bewohnt wird.

Mit der Begründung aber werden Mittel aus dem Programm „Soziale Stadt“ verwendet, das explizit die soziale Entwicklung des Stadtteils Gereuth/Hochgericht fördern soll. Deshalb wurde das Grundstück jetzt nachträglich ins Fördergebiet mit aufgenommen – eine Mehrheitsentscheidung des Stadtrats. Also: Gelder, die eigentlich für Wohnungsbau oder für echte Jugendtreffs, für eine soziale Gestaltung des öffentlichen Raums oder Entwicklung von sozialer Infrastruktur in der Gereuth gedacht sind, landen jetzt ganz woanders: nämlich in Stadtrandlage in einer Trainingshalle für den Profisport, nur weil die Halle zu Zeiten, wenn die Brose-Baskets sie gerade mal nicht brauchen, von Jugendlichen genutzt werden darf, die vermutlich nur zu einem geringen Teil aus der Gereuth stammen. Für die vielen speziell für die Gereuth erarbeiteten Maßnahmen werden dann keine Finanzmittel mehr da sein, sie bleiben Makulatur.

Das ist wieder mal ein „starkes“ Stück.

Und noch ein Ärgernis in dem Zusammenhang: Die jetzige basKIDball-Halle neben der alten Brauerei Maisel soll aufgegeben werden, wenn die neue Halle in Betrieb geht. So jedenfalls war es einen Tag nach der Sitzung im FT zu lesen – klingt auch glaubhaft. Noch in der Sitzung hatte ich nachgefragt, ob die Maiselhalle verlegt wird, und die Antwort hieß: nein.


Fassen wir zusammen:

Der Stadtrat stellt gegen die Stimmen der  GAL und des BBB per Vorbescheid faktisch eine Baugenehmigung in Aussicht für ein Bauprojekt,

  • für das kein Baurecht besteht und zu dem der Stadtrat auch kein Bebauungsplanverfahren einleiten will,
  • für das ungeklärt ist: Altlasten und eventuelle von der Stadt zu tragende Kosten der Beseitigung sowie die Eignung des Baugrundes
  • für das ungeklärt ist: der Stellplatznachweis
  • für das ökologische Ausgleichsflächen erst noch geschaffen werden müssen
  • das mit Soziale-Stadt-Mitteln gefördert werden soll, obwohl der soziale Nutzen für die Gereuth mehr als fraglich ist
  • mit dem das Interesse der Profi-Basketballer nach einer durch die Hintertür bezuschussten Trainingshalle befriedigt wird.


Fazit: Bei sämtlichen baurechtlich offenen Punkten sind Lösungen denkbar, so dass letztendlich der Bau einer Trainingshalle an dieser Stelle tragbar wäre – freilich erst nach ordentlicher und zuverlässiger Klärung und nicht, wie jetzt, quasi schon vorher.
Absolut nicht hinnehmbar ist eine faktische Zweckentfremdung von Soziale-Stadt-Mitteln für den Spitzenprofisport unter dem Deckmäntelchen der Stadtteil-Jugendarbeit.

Ursula Sowa



Gisela Peter pixelio.de

www.baskidball.de

Logo Projekt basKIDball


Zur Übersicht: Archiv der Bamberger Themen