BAmberger Thema

Stadt verwaltet - gestalten tun andere 14.10.2011
Aktuelles, BA-Thema, Ursula Sowa, Bauen+Denkmal
Das Glaskontorgelände ist zu mehr als der
Hälfte im Eigentum der statt. Es wäre eine
Premium-Aufgabe, es zu entwicklen. Doch
davon lässt der oberste "Gestalter" der
Stadt, OB Starke, lieber die Finger, die sich
die Investoren wahrscheinlich schon lecken.

Bericht aus dem Stadtrat

"Gestalten statt verwalten" - so lautete die Devise des Oberbürgermeisters in seinem Wahlkampf 2006. Wenn man das Zaudern und Zögern der Stadt Bamberg im Hinblick auf die Entwicklung des Glaskontorgeländes in Worte fasst, wäre eher der Slogan "bloß nichts selber in die Hand nehmen, wir sind unfähig" angebracht.

Die Stadtverwaltung gestaltet nicht, sie trottet den typischen Verwaltungsweg, indem sie in einer europaweiten Ausschreibung einen Projektentwickler für das Gelände sucht - der soll dann gestalten. Dieser Projektentwickler muss laut Ausschreibung ein Tausendsassa mit vielen Ideen und einem guten Herzen sein. Er soll das Gelände ganz neu entwickeln: Wohnen für alle Lebenslagen bereit stellen, die Nahversorgung mit Lebensmitteln sichern, ein Feuerwehrhaus bauen, vielleicht auch einen Kindergarten. Ein paar schwammige Kriterien werden in der Ausschreibung genannt, auch Sozialer Wohnungsbau soll eine Rolle spielen, aber nur ein bisschen, nicht allzu verbindlich, denn man will den Projektentwickler und Investor ja auch nicht all zu sehr einschränken. Und überdies wird ihm noch die Option ausgestellt, dass man die direkt benachbarte Obdachlosenunterkunft TH 2 ja auch verlegen könnte, damit deren Anblick bei der Vermarktung der Glaskontor-Objekte dann nicht so stört.

Die GAL hingegen steht auf dem Standpunkt: Gerade auf dem Glaskontorgelände könnte die Stadt Bamberg selber zeigen, was zukunftsfähige Stadtentwicklung ist. Es gibt einen rechtsgültigen Bebauungsplan aus den 90er Jahren, der dort verdichteten, also preiswerten Wohnraum vorsieht. Im Inneren des Quartiers sind Kettenhäuser vorgesehen im autofreien Ambiente, die Autos werden in einer Sammeltiefgarage untergebracht. Dieser Plan könnte modifiziert werden, statt der vorgesehenen back-to-back-Häuser (Häuser die Rücken an Rücken gebaut werden) sollten  Pick-up-Häuser (ähnlich wie am Ochsenanger) in Betracht gezogen werden, das wäre eine zeitgemäße Anpassung. Wir könnten sofort durchstarten, wenn die stadteigene Stadtbau GmbH auf den städtischen Flächen ihren sozialen Auftrag in Angriff würde.

Doch nichts von alledem. Die Mehrheit des Stadtrates folgte in der jüngsten Bausenatssitzung dem Vorschlag der Verwaltung, sprich des Oberbürgermeisters, dieses Gebiet in die Hände eines Dritten zu geben - und das obwohl die Fläche inzwischen zur Hälfte in städtischem Eigentum ist. Ganz treuherzig wurde versichert, die Planungshoheit natürlich trotzdem bei der Stadt.

Na, dann verstehen wir nicht, warum die Verwaltung ihre Planungshoheit nicht selber in die Hand nimmt? "Wir haben die Kapazität einfach nicht", heißt es von der Referentenbank. Im Planungsamt gibt es einen Abteilungsleiter mit vier Personen für die Bebauungsplanung, zwei technische Zeichner und zwei weitere Mitarbeiter.  Gerade das Glaskontorgelände zu entwickeln wäre eine Premiumaufgabe für das Amt gewesen im Sinne von "gestalten statt verwalten", die Mehrheit des Stadtrates aus CSU und SPD sah es anders, ein Armutszeugnis für die Stadt!

Ursula Sowa



Foto: Erich Weiß

Das Gelände der ehemaligen Firma Glaskontor in der Wunderburg


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