BAmberger Thema

Lieber spannend und dynamisch
als gleichförmig und statisch
8.11.2011
Kultur, Aktuelles, BA-Thema, Bauen+Denkmal
Die Stadt plant ihr Welterbezentrum, wozu sie laut UNESCO verpflichtet ist. Doch bisher sind die Pläne eher banal und tröge. Die GAL meint: Mehr Bewegung wäre nötig.

Standpunkt

Als von der UNESCO ernanntes Weltkulturerbe braucht Bamberg ein so genanntes Weltkulturerbezentrum, das dies dokumentiert. So die Vorgaben der UNESCO. Dies will die Stadt nun angehen und kräftig investieren.


Und so sehen die Pläne, die von der neuen Leiterin des Weltkulturerbezentrums Dr. Laible vorgelegt wurden, aus:

Das Zentrum soll in den Räumen des ehemaligen TKS beim Schloss Geyerswörth untergebracht werden, die seit dessen Umzug ins ehemalige Stadtbad zur Verfügung stehen. 641.000 Euro sind anvisiert, um das Gebäude für diesen neuen Zweck herzurichten. Davon 41.500 Euro für die Verwaltungsbüros im Obergeschoss, 250.000 Euro für bauliche Maßnahmen im Erdgeschoss, wo auch Publikumsverkehr stattfinden soll, 350.000 für Konzeption und Einrichtung. Die Gesamtfläche beträgt 140 m², aufgeteilt in einen größeren Raum und vier kleine. Das grobe Konzept beinhaltet bislang: Erklärung der Welterbeidee, Geschichte und Nominierung Bambergs, Aufgaben und Ziele einer Welterbestadt. Geplant sind Informationsstelen und -wände, Graphiken, Film- und Videobeiträge, virtuelles 3-D-Stadtmodell. Zielgruppe ist eine breite Öffentlichkeit, auch Kinder und Jugendliche.


Die GAL hält es insbesondere für nötig, dass das Konzept gut mit dem Historischen Museum und dem TKS abgestimmt wird und keine Doppelangebote finanziert werden. Eine Erklärung der Stadtgeschichte gehört ins Museum und touristische Informationen über Sehenswürdigkeiten hat der TKS zu leisten. Das Welterbezentrum sollte es sich hingegen zur Aufgabe machen, das Weltkulturerbe Bamberg der Bevölkerung als ihr wertvolles Gut und ihre Aufgabe zu vermitteln. Es sollte Anstoß zu Diskussionen und Debatten geben, Fragen stellen wie: Wie wollen wir unser Erbe weiterentwickeln? wie wollen wir es durch Neues ergänzen und bereichern? welche neuen Architekturformen sind heute in einer alten Stadt möglich und angemessen? usw.

Besuchermassen und große Veranstaltungen sind auf der fünfgeteilten Fläche von 140 m² nicht unterzubringen. Deswegen wäre es wesentlich spannender, andere – und zwar wechselnde - Standorte einzubeziehen: etwa Alte Hofhaltung, Untergeschoss des Alten Rathauses oder die Marienkirche am Pfahlplätzchen, aber auch andere. Ausstellungen und Debatten an wechselnden Orten, immer dort, wo sich die Stadt und ihr Welterbe gerade verändern, weiterentwickeln und für Bewegung sorgen. Statt Tafeln, die immer gleich am immer selben Platz stehen, lieber eine Art „mobiles Welterbezentrum“, das sich mit wechselnden Schwerpunkten durch das Welterbe bewegt und zu den Menschen kommt. Ein Forum für Austausch - spannend und dynamisch.

Die alten TKS-Räume beim Schloss Geyerswörth wären für anderes besser geeignet. Etwa als Heimat und Anlaufstelle der Bamberger Stiftungen, insbesondere der Welterbestiftung. Denn es wäre dringend nötig, dass Menschen in Bamberg, die ihr Erbe bzw. ihr Vermögen oder einen Teil davon zugunsten der Stadt stiften wollen, eine adäquate und einladende Adresse haben, wo sie sich über ihr finanzielles Engagement informieren und beraten lassen können. Eine solche Anlauftelle würde sich vermutlich schnell refinanzieren.

Die GAL wird nun versuchen, die Planungen dahingehend zu beeinflussen.

usa/sys


Andreas Reuß


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