BAmberger Thema

Stadt nimmt die Sache nun selbst in die Hand 22.05.2013
Bauen+Denkmal, Aktuelles, BA-Thema
Beim Glaskontor-Gelände ist die Josephstiftung als Investor nun aus dem Spiel. Die Stadt beginnt erst einmal selbst, das Areal zu entwickeln. Das wollte die GAL von Anfang an.

Hintergrund

Ein weiteres Kapitel „Scheitern“ schloss nun der Bausenat beim Glaskontor-Gelände in der Wunderburg ab. Die Verhandlungen mit der Joseph-Stiftung sind beendet. Aber Anlass, über dieses Scheitern traurig zu sein, sieht die GAL nicht. Die Stadt tritt nämlich nun dem näher, was die GAL von Anfang an wollte, sie beginnt, das Areal zunächst selbst zu entwickeln.

Nachdem die Stadt einen Großteil des Areals aufgekauft hatte, wollte sie zunächst nicht die Regie übernehmen und machte im Oktober 2011 eine EU-weite Ausschreibung, um einen Investor für das Gelände zu finden. Einzig die Joseph-Stiftung blieb als ernst zu nehmender Interessent dafür übrig. Verhandlungen und Planungen dauerten lange, doch nun scheiterten sie endgültig: vor allem an den noch ungeklärten Grundstücksfragen (einige zentrale Flächen sind noch in Privathand und offenbar schwer erwerbbar) und an dem Preis, den die Joseph-Stiftung für die Flächen zahlen wollte.

Verloren ist damit nichts, denn die Pläne der Joseph-Stiftung waren wenig überzeugend, wie die GAL-Fraktion feststellen musste, als Vertreter des Unternehmens zu Gast bei einer Fraktionssitzung waren. Die Joseph-Stiftung plante im Zentrum des Glaskontor-Geländes wenig innovative Reihenhäuschen mit Garten, in Reih und Glied aufgefädelt; drum herum Geschoßwohnungsbau in verschiedenen Preisklassen. Soziale Mietpreise allerdings wurden nur vage versprochen. Das Viertel erhielt kein soziales Zentrum. Mehrgenerationen-Wohnen, flexibles Wohnen, gemeinschaftliche Nutzungen, Kinder- und Familienfreundlichkeit usw. waren nur mit sehr viel Phantasie in den Plänen erkennbar. Und zudem forderte die Joseph-Stiftung, das benachbarte städtische Wohnheim für Obdachlose zu verlegen, weil es den Vermarktungsinteressen für die Einfamilienhäuser im Wege stehen würde.

Nun hat die Stadt die zugegebenermaßen nicht ganz leichte Aufgabe, das Gebiet zu entwickeln – die Probleme mit den verkaufsunwilligen Eigentümern zentraler Flächen hat natürlich weiterhin. Dennoch: Es lohnt sich – und es wird von der Stadt wohl auch ganz klug angegangen. Man will in Abschnitten vorgehen, so dass nicht eine noch fehlende Fläche alles aufhalten kann.

azu passt auch gut das von der GAL seit langem für Bamberg geforderte Baugruppen-Modell: Grundstücke werden an Baugruppen vergeben, die aus mehreren, vielleicht acht bis zwanzig Familien oder Personen bestehen, die gemeinsam ein Projekt verwirklichen wollen und dafür zusammen ein Architekturbüro beauftragen. Diese Modell wurde bereits erfolgreich in Tübingen durchgeführt und wäre für das Glaskontor-Gelände wie maßgeschneidert.

sys / usa


Ehemalige Firma Glaskontor in der Wunderburg


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