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Stoscheks Wünsche sind Bambergs Befehl? 26.06.2013
Finanzen, Aktuelles, BA-Thema
Brose-Chef Michael Stoschek will die Namensrechte der Arena kaufen, knüpft dies aber an möglicherweise millionenschwere Bedingungen für die Stadt. Die GAL sagt dazu ein klares Nein.

Standpunkt

Nachdem die kurze Ära der Bamberger Mehrzweckhalle an der Forchheimer Straße als „Stechert-Arena“ demnächst beendet ist und ein neuer Namensgeber gesucht wird, hat sich nun Michael Stoschek mit seiner Firma Brose ins Spiel gebracht. Er würde die Namensrechte kaufen, aber – ja, aber nur, wenn gewisse Veränderungen an der Halle vorgenommen würden. Es ist das von ihm schon aus Coburg bekannte Gebaren eines exquisit-kapriziösen Mäzens, der seine Wohltaten nur vergibt, wenn die „Beschenkten“ entsprechend nach seiner Pfeife tanzen.

Diesmal verlangt er – ganz Konkretes ist noch nicht bekannt – ästhetische und akustische Verbesserungen, barrierefreien Zugang, mehrere Hundert Quadratmeter Raum für die Umkleiden der Brose Baskets und noch einiges mehr, das wohl im Umfang mehrere Millionen kostet. Zahlen soll das alles die Stadt.

 

Der Standpunkt der GAL zu diesen Forderungen ist klar:

Alles was über den normalen Bauunterhalt der Halle hinaus geht, also vielleicht wünschenswerte, aber verzichtbare Luxus-Ausstattung darstellt, kann von der Stadt bzw. ihren Tochterunternehmen nicht finanziert werden. Falls der Brose-Chef hier eigenständige Investitionen vornehmen möchte, ist ihm das unbenommen.

Ausstattungen zur Barrierefreiheit sind nicht von vorneherein abzulehnen, aber im Einzelnen auf ihre Dringlichkeit zu prüfen. Und sie sind in einem größeren Zusammenhang zu bewerten: Denn auch viele andere öffentliche Einrichtungen (Rathaus, Museen, Schulen) warten auf Barrierefreiheit und sind womöglich als dringlicher einzustufen.

Ein Unterdrucksetzen nach dem Motto, das scheinbar für die Stadtratsmehrheit gilt – „Stoscheks Wünsche sind uns Befehl“ – darf sich die Stadt nach Ansicht der GAL nicht gefallen lassen.

 

Den größten Fehler, dessen Nachwirkungen wir heute zu spüren bekommen, hat die Stadt bereits vor Jahren mit der Übernahme der Halle gemacht (gegen die Stimmen der GAL), damals um die insolvente Eigentümerin Sabo GmbH vor der Pleite zu retten. Nun ist die Stadt Eignerin einer Halle, die unterm Strich ein Minusgeschäft darstellt. Denn die von den Verantwortlichen so hartnäckig wiederholte Aussage, die Halle würde mit einer schwarzen Null betrieben, ist nur die halbe Wahrheit: In dieser Rechnung sind Rücklagen für den großen Bauunterhalt mit keinem Cent berücksichtigt, d. h. notwendige größere Instandsetzungsmaßnahmen werden nicht über den Hallenbetrieb erwirtschaftet, sondern müssen aus anderen Finanzierungsquellen, notfalls aus dem städtischen Haushalt, finanziert werden. Und Gleiches gilt für das Personal: Die Arena hat kein eigenes Personal angestellt, somit tauchen in der Bilanz auch keine Kosten auf. Das dort beschäftigte Personal wird etwa über die Stadtbau GmbH oder die Konzert- und Kongresshalle bezahlt.

Auch Stoscheks Hallensonderwünsche könnten selbstverständlich nicht aus Arena-Gewinnen finanziert werden – der Stadthaushalt müsste herhalten. Die nächste Brose-Morgengabe, nach den zahlreichen Präsenten rund um den neuen Firmenstandort und den Flugplatz, leuchtet also bereits am Horizont. Bleibt die Hoffnung, dass sich die Stadtratsmehrheit nicht schon wieder jegliche Vernunft vernebeln lässt.

sys


Brose-Neuansiedlung in Bamberg: Michael Stoschek und OB Andreas Starke bei der Vertragsunterzeichnung im Mai 2012


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