BAmberger Thema

Glaskontor-Gelände:
unkreativ - phantasielos - städtebaulich abscheulich
11.07.2013
Bauen+Denkmal, Aktuelles, Peter Gack, BA-Thema
Der erste Schritt zum Bebauungsplan Glas-
kontor ist getan und verursacht schon mal
intensives städtbauliches Gähnen. Jetzt
kommt es auf die Beteiligung der BürgerInnen
und der Träger öffentlicher Belange an, ob
das Dornröschen noch wachgeküsst werden kann.

Bericht aus dem Bausenat

Das alles waren und sind Ziele und Forderungen, die nicht zuletzt aus einer Bürgerversammlung entstanden, und die an das neue Wohnbaugebiet auf dem ehemaligen Glaskontorgelände gestellt werden. Die Stadt Bamberg hat dazu sogar einen europaweiten Wettbewerb ausgelobt, um einen Projektentwickler dafür zu gewinnen. (Die GAL war dagegen, weil sie von Anfang an wollte, dass die Stadt das Gebiet selbst entwickelt). Im Mai hat die Stadt dieses Vorgehen wieder zurückgenommen und macht sich nun tatsächlich selber dran.
Aber wie! Was bisher im Bausenat (Sitzung am 3. Juli) den StadträtInnen vorgelegt wurde, entspricht in keiner Weise den eingangs erwähnten Zielvorstellungen. Das bisher vorgelegte Plankonzept (siehe Grafik) sieht eine zu begrüßende Blockrandbebauung an den umgrenzenden Straßenzügen vor, eine Nutzung der ehemaligen Reithalle als Nahversorgungszentrum und drei Geschosswohnungsbauten im nördlichen Bereich des Gebiets.

Aber dann folgt der klassische Einfamilienhausreihentyp im Kern des Gebiets, bzw. Kettenhäuser mit jeweils am Haus befindlichen Carports oder Garage im östlichen Bereich.

(Konzept und Sitzungsvortrag unten zum Download)

"Das ist das, was der Markt will", so die Position von Verwaltung und Stadtratsmehrheit.

Zwar brachte auch Dr. Hohmut von der SPD-Fraktion seine Bedenken klar zum Ausdruck und sparte nicht mit Kritik: "Das Konzept muss im Laufe des Verfahrens noch erheblich nachgebessert werden", und auch der FW-Vertreter im Bausenat, Herbert Lauer, kann sich nicht so recht mit dem Konzept anfreuden: "Ich bedaure, dass im vorliegenden Konzept der Gedanke eines durchgehenden Grünzugs geopfert wurde", aber alle Fraktionen (außer der GAL) stimmten letztendlich der Weiterbearbeitung des Konzeptes in einer jetzt folgenden Bürgerbeteiligung und Beteiligung der Träger öffentlicher Belange zu.

Für die GAL ist das vorliegende Konzept schlicht und einfach: unkreativ - phantasielos - städtebaulich abscheulich. Die eingangs erwähnten Zielsetzungen werden damit nicht erfüllt, eine Chance in einem mit Nahversorgung super gut erschlossenen Gebiet wie der Wunderburg ein Angebot für Leben und Wohnen ohne Auto zu machen wird vertan. Anstatt Quartiersgaragen vorzusehen, werden Carports relativ wohnhausnah - oder bei den Kettenhäusern sogar direkt am Haus - geplant.

Man plant wieder einmal zahlreiche 08/15-Einfamilienhäuser, wie sie hier städtebaulich nichts verloren haben. Und wieder gibt es keine Initiative in Richtung gemeinschaftsorientierter Baugruppen, wie wir sie beispielsweise aus dem Französischen Viertel in Tübingen oder aus dem Stadtteil Vauban in Freiburg kennen. Dass es dafür auch in Bamberg einen Markt gibt, zeigen die vielen Anfragen von bauwilligen jungen Familien bei der GAL-Fraktion. Aber die Stadtverwaltung und die Stadtratsmehrheit bleiben im alten Trott: Einfamilienreihenhäuser anstelle von zukunftsweisendem, abwechslungsreichem und attraktivem Mehrfamilien- und Mehrgenerationen-Häusern durch Baugruppen.

Das würde auch wieder Raum für einen durchgängigen Grünzug durch das Gebiet schaffen. Dies müsste allerdings gewollt und vom Baureferat auch begleitet werden. Verkaufsanzeigen für Reihenhausgrundstücke sind halt einfach und schnell geschaltet und machen kein Umdenken erforderlich. Bleibt zu hoffen, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger und viele Initiativen in der nun folgenden öffentlichen Anhörung ausgiebig beteiligen.

Peter Gack



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