BAmberger Thema

Das geht gar nicht:
Sparen zum Schaden von Personal und PatientInnen
23.09.2013
Soziales, Aktuelles, BA-Thema, Andreas Reuß
Die Sozialstiftung scheint ein demokratisch
unkontrollierbares Monster zu sein. OB und
Stiftungsrat haben sich zur reinen
Publikumsrolle degradieren lassen.

Kommentar zum Bericht in "Report Mainz"

 

Wir Bamberger sonnen uns nur allzu gern in der Stimmung, bei uns sei schon alles in Ordnung, schlimme Zustände, falls vorhanden, herrschten woanders. Nun mussten wir uns eines Besseren belehren lassen.

Die Sendung „Report Mainz“ (Öffnet externen Link in neuem Fenstersiehe gesonderten Beitrag mit Link zur Sendung) hat speziell Zustände in der Sozialstiftung Bamberg bundesweit verbreitet, die, falls nur ein wenig davon stimmt, einen Skandal großen Ausmaßes gerade für die Zustände in unserer Heimatstadt Bamberg und in der weiten Umgebung darstellen. Man muss damit rechnen, dass hoch qualifizierte Fachleute in der Sendeanstalt den Inhalt der Sendung juristisch detailliert abgeklopft haben.

Müssen also Menschen im Krankenhaus und in sozialen Einrichtungen (der SSB) bei uns permanent Einbußen hinnehmen, weil das Personal ungerecht bezahlt wird? Bekommen Senioren, die sich nicht mehr richtig wehren können, diese Ungerechtigkeit am eigenen Leib zu spüren? Werden vielleicht auch bei uns OP-Säle nicht mehr akribisch genug desinfiziert, sodass Patienten mit ihren offenen Wunden vielleicht sogar todbringenden Gefahren ausgesetzt sind?

Nach dem, was der Stiftungsratsvorsitzende und Oberbürgermeister der Stadt Bamberg, Andreas Starke, dazu in der Sendung äußerte, scheint die ungerechte Bezahlung den Tatsachen zu entsprechen. Damit übernimmt er als mächtiger und entscheidender Vorsitzender in allen relevanten Gremien (Stiftungsrat, Finanzsenat, Stadtrat) die letzte Verantwortung auch für die entworfenen möglichen Folgen. Und das, obwohl er sich noch kurz vor seiner Wiederwahl zum Oberbürgermeister mit einer „Equal pay“-Kampagne aus dem Fenster gelehnt hatte.

Versprochen – nicht gehalten? So wie es aussieht, ist sein eigener Widerspruch zu seiner noch nicht lange zurückliegenden Equal-pay-Kampagne so offensichtlich, dass man sich fragt, ob die zweite Amtszeit Starkes nicht auf einer glatten Lüge beruht. Hat da jemand seine humanitären Grundüberzeugungen leichthin über Bord geworfen und das Streben nach Gewinn an erster Stelle gestellt? Oder sind diese Grundüberzeugungen bei ihm gar nicht vorhanden?

Das Vertrauen ist jedenfalls schon mal gestört, wenn nicht endgültig den Bach runtergegangen; denn an dieser Stelle wurde eine Rote Linie überschritten. Bei der Gesundheit handelt es sich um den zentralen Grundwert nicht nur unserer Gesellschaft, sondern des Menschen überhaupt. Wenn an Leib und Leben so gravierend gespart wird, wie im Report-Magazin dargestellt und wohl vom Oberbürgermeister kalt bestätigt, ist das nicht mehr akzeptabel.

Die Sendung von Report Mainz steht im krassen Gegensatz zu den teuren, sehr bunt aufgemachten Werbe-Kampagnen der Sozialstiftung, die in letzter Zeit anscheinend genau die oben genannten sonnigen Stimmungen der Bamberger Bürger ansprechen sollen. Bedeutet doch ein gutes Image harte Währung für ein Krankenhaus, das sich mit Uni-Kliniken wie Erlangen im Wettbewerb befindet. Aber ganz so unkritisch sind die Bamberger nicht; allzu bunte Werbung erweckt Kritik an den Stammtischen: „Haben die das nötig?“ wird gefragt, und es wird von peinlichen Pannen, bekannt gewordenen Missständen und privat erlebten Kunstfehlern erzählt, die früher schon in aller Munde waren. Es soll schon Stornierungen von OPs gegeben haben.

Neben dem Vorsitzenden stehen freilich auch die anderen Personalvertreter, die Stiftungsratsmitglieder, ja der gesamte Stadtrat in der Verantwortung; denn so ganz neu sind die Verhältnisse nicht. Das eine oder andere wurde wiederholt in der „Stiftungsspritze“, der internen, gewerkschaftlich orientierten Zeitschrift der Mitarbeitenden der Sozialstiftung, die aber jedem zugänglich ist, angedeutet bzw. klar ausgesprochen.

Freilich sind die Zusammenhänge innerhalb des Konzerns sehr komplex und manchmal schwer durchschaubar: Das Kontrollorgan Stiftungsrat, zum großen Teil mit Stadträten besetzt, muss gleichsam eine eigene „Stadt“ regieren. Es gibt die Ebenen der Finanzen, des Personals, die medizinische Fachebene, vielfältige Fragen der Ethik, die baulichen Zuständen, Fragen der Verkehrsanbindung, Fragen der inneren und äußeren Kommunikation, auch die kulturelle Seite usw. Und meistens finden die Auseinandersetzung nicht öffentlich statt. Politiker, die manchmal gern auf „die Medien“ schimpfen, vermissen an der einen oder anderen Stelle kluge Fachkommentare und Hilfestellungen.

Die GAL ist gerade dabei, eine Reihe von Podiumsdiskussionen zu initiieren, welche mehr Transparenz bewirken können. Allgemein wurde von Seiten der GAL permanent nachgefragt, vieles ist auch auf unseren Internetseiten oder in der „gaz“ seit Jahren nachzulesen. Es wurden Sorgentelefone eingerichtet und vieles mehr. Es wurde nachgefragt, wie es sich mit der Servicegesellschaft verhalte, ob ein Betriebsrat darin arbeiten könne und anderes, das nicht in der Öffentlichkeit gesagt werden darf. Neben den mündlichen Nachfragen im Stiftungsrat gab es zahlreiche schriftliche Anfragen und Anträge. Allzu gern wird man jedoch als Störenfried oder Querulant abgestempelt.

Nun ist zu hoffen, dass wenigstens durch die Offenlegung der Missstände im Fernsehen eine anderer Wind weht. Ob das mit dem derzeitigen Führungspersonal möglich ist, sei allerdings dahingestellt.

Andreas Reuß

 



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