BAmberger Thema

Recycling oder nicht Recycling?
... Das ist hier die Frage!
7.11.2013
Umwelt+Klima, Aktuelles, BA-Thema
Im aktuellen Papieratlas 2013 schneidet die Stadtverwaltung Bamberg schlecht ab. Denn die Verwendungsquote von Recycling-Papier ist erbarmungswürdig. Ganz anders als anderenorts.

Hätten Sie gedacht, dass in den Rathäusern der Stadt Bamberg jährlich mehr als 3 Mio DinA4-Blätter Papier verbraucht werden? Ist aber so.

Wir wollen uns jetzt allerdings nicht darüber Gedanken machen, wofür, zu welchem Zweck, für welche sinnvollen Inhalte oder auch überflüssigen Dinge das Papier genutzt wird und welche Papiertiger damit gebastelt werden. Uns interessiert die Zahl, weil sie im Papieratlas 2013 auftaucht – und der fragt danach, was für ein Papier das ist.

In Bamberg waren unter den exakt 3.067.000 Blättern Papier 238.500 Blätter Recycling-Papier, das mit dem Blauen Engel ausgezeichnet ist. Das sind 7,78 Prozent – und damit ist Bamberg weit abgeschlagen hinter Städten wie etwa Nürnberg, Erlangen oder Schwabach, die einen Anteil von 100 Prozent erreichen. Und Bamberg liegt deutlich unter dem Durchschnitt aller 90 teilnehmenden Städte mit 80,5 Prozent Recycling-Anteil.

Bamberg ist auch weit entfernt von Städten wie etwa Worms und Schwerin, den Aufsteiger-Städten im Papieratlas-Ranking im Vergleich zu 2012: Die beiden steigerten ihren Recycling-Papieranteil von Null auf 91 Prozent, bzw. 70 Prozent, und werden deshalb lobend erwähnt. Bamberg hat seine Blauer-Engel-Quote im Vergleich zum Vorjahr hingegen gesenkt und steht also umweltpolitisch eher armselig da.

Auch bei den Sonderpunkten, die vom Papieratlas gewissermaßen als Fleißpunkte verliehen werden, geht Bamberg leer aus. So erledigt etwa Oberbürgermeister Starke (im Gegensatz zu seinem Partei- und Amtskollegen Ulrich Maly aus Nürnberg) seine persönliche Korrespondenz nicht auf Recycling-Papier, sondern setzt sein Servus lieber auf umweltschädlichere konventionelle Produkte.

Wie der Papieratlas berechnet, wurden durch den wenn auch rudimentär vorhandenen Einsatz von Recyclingpapier in Bamberg immerhin 72.521,09 Liter Wasser und 14.935,00 kWh Energie im Vergleich zu Frischfaserpapier eingespart sowie 398,07 kg CO2 vermieden. Die eingesparte Menge Wasser würde den täglichen Trinkwasserbedarf von 580,17 EinwohnerInnen decken, und die eingesparte Energie entspricht dem Verbrauch von 4,27 Drei-Personen-Haushalten pro Jahr.

Aber freilich könnte das, würde man sich in der Bamberger Verwaltung so viel Mühe geben wie in Halle, Münster oder Wilhelmshaven auch locker zwölf Mal so viel sein.

Im GAL-Fraktionsbüro wird übrigens ausschließlich Briefpapier und Leerpapier aus Recyclingherstellung verwendet. Und der größte Papierverbrauch spielt sich tatsächlich auf den Rückseiten der (leider Nicht-Recyclingpapier-)Sitzungsunterlagen aus dem Stadtrat ab. Auch hier ein vielfach noch ungenutztes und verkanntes Einsparpotential: Rückseiten beschriften oder bedrucken!

sys

Hintergrund:

Die Verwendung von Recyclingpapier trägt in erheblichem Maße zur Schonung wertvoller Ressourcen bei. So werden bei der Herstellung von Recyclingpapier im Vergleich zu Frischfaserpapier deutlich weniger Energie und Wasser benötigt sowie spürbar CO2-Emissionen vermieden.

Die Initiative Pro Recyclingpapier ist Initiatorin des Papieratlasses, der in diesem Jahr zum fünften Mal durchgeführt und herausgegeben wird. Kooperationspartner sind das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, das Umweltbundesamt, der Deutsche Städtetag sowie der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Mit der Unterstützung dieser vier Institutionen wird eine repräsentative Datenerhebung zum Thema Papierverbrauch in deutschen Kommunen über 100.000 Einwohner sowie in kreisfreien Städten durchgeführt. Die Initiative Pro Recyclingpapier ist eine Wirtschaftsallianz 24 namhafter Unternehmen, darunter die Unternehmen Deutsche Lufthansa, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Epson, HIPP, Karstadt, Lidl, memo, Otto, Steinbeis Papier und Tchibo.

Der Öffnet externen Link in neuem FensterPapieratlas 2013 beinhaltet die Angaben von 90 Städten zum Papierverbrauch und den Einsatzquoten von Recyclingpapier. In diesem Jahr haben sich 86,25 Prozent aller Großstädte und 52,5 Prozent der kreisfreien Städte an dem Wettbewerb beteiligt. Mit einer durchschnittlichen Recyclingpapierquote von 80,5 Prozent wurde ein neuer Rekord erzielt, und die Quote zum Vorjahr konnte um rund 9 Prozent gesteigert werden. Im Papieratlas wird allerdings nur der Recycling-Anteil untersucht, nicht der Papierverbrauch an sich, bezogen also auf die Einwohnerzahl. Schließlich ist auch beim Papier die umweltschonendste Version die Papiervermeidung.



Zur Übersicht: Archiv der Bamberger Themen