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Endlich: Stadtratssitzungen mit Gebärdendolmetscher 3.12.2013
Soziales, Aktuelles, BA-Thema
Eine Jahre alte GAL-Forderung wird endlich umgesetzt. Gehörlose können jetzt direkt an Stadtratssitzungen teilnehmen und sie auch noch verstehen. Alles bestens, wenn die GAL nicht schon wieder ein bisschen nörgeln müsste...

Hintergrund

„Künftig können bei städtischen Veranstaltungen Gebärdendolmetscher eingesetzt werden. Dies gibt das Bürgermeisteramt bekannt.“

Dieses Zitat stammt vom Februar 2008. Es stand im Science-Fiction-Wahlprogramm der GAL, das so gestaltet war, als würden vier Jahre später die Wahlziele der GAL schon verwirklicht sein.

Und nun ein anderes Zitat:

„Die Stadtverwaltung Bamberg geht einen weiteren Schritt in Richtung „Deutschland wird inklusiv“. Gehörlose Bürgerinnen und Bürger können ab sofort für Stadtratssitzungen einen Gebärdendolmetscher anfordern.“

Dieses Zitat stammt aus einer realen Pressemitteilung der Stadt vom 2.12.2013. Und dahinter steckt nun nicht mehr eine grün-alternative Vision, sondern die pure Wirklichkeit.

Applaus! Famos! Die GAL freut sich. Endlich können gehörlose Menschen hautnah und direkt an Kommunalpolitik teilhaben. Hoffentlich nutzen sie diese Möglichkeit auch!

 

Aber an dem Punkt muss die gute alte GAL halt doch wieder ein bisschen nörgeln. Denn in der Pressemitteilung heißt es auch: „Bis zum Erscheinen der Tagesordnung für die Stadtratssitzung, ist die Anmeldung des Bedarfs eines Gebärdendolmetschers beim Sitzungsdienst (Tel. 87-1013 oder 87-1023) möglich.“

Also, na ja, gut und schön, aber: Ob man sich für eine Sitzung interessiert oder nicht, entscheidet sich ja wohl vor allem danach, was in der Sitzung diskutiert und beschlossen werden soll. Wenn man also ab dem Zeitpunkt, ab dem das bekannt ist, keinen Bedarf nach einen Gebärden-Dolmetscher mehr anmelden kann, ist das ja dann schon irgendwie blöd, oder?

Und überdies ist auch die Technik seit 2008 schon fortgeschritten. Die GAL hatte deshalb ihre fünf Jahre alte Idee abgewandelt und im Februar einen neuen Antrag gestellt: Statt aufwändig eine gebärdendolmetschende leibhaftige Person einzusetzen, könnte man auch ein Gebärden-Dolmetscher-Telefon, also eine Gebärden-Bildübertragung per Telekommunikation, nutzen. Am anderen Ende der Leitung, also irgendwo in Deutschland, sitzt der Dolmetscher und man schaut ihm am Monitor zu. Diese Dienstleistung, wäre billiger, im Prinzip jederzeit (also ohne lange Voranmeldung) abrufbar und überdies auch bei einzelnen Behördengesprächen im Rathaus bedarfsorientiert und individuell einsetzbar. Doch die Verwaltung konnte angeblich die technischen Schwierigkeiten nicht bewältigen. Obwohl andere Verwaltungen und Behörden das längst problemlos schaffen.

Aber gut. Erst mal ist ja ein löblicher Schritt getan. Und der GAL ist der visionäre Geduldsfaden bislang noch nie gerissen.

sys



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