BAmberger Thema

Pat & Patachon als Bürgermeister inthronisiert 8.05.2014
Klatsch+Tratsch, Aktuelles, BA-Thema, Sylvia Schaible, Finanzen
Das rot-schwarze Koalitiönchen beweist
Machtwillen, kauft fehlende Stimmen zu
und wählt die geballte Eitelkeit auf Führungs-
positionen. Knapp unterliegt Peter Gack mit
21 Stimmen dem 24-köpfigen Polit-Klüngel.

Bericht und Kommentar zur Vollsitzung

Es war ein beschämendes Schauspiel für die politische Kultur Bambergs, als in der konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrats die Bürgermeisterwahlen über die Bühne getrieben wurden. Als Ergebnis steht nun das Marionetten-Duo „Pat & Patachon“ mit an der Spitze der Weltkulturerbestadt. Da mag es so manchen grausen.

Zuvor hatte GAL-Stadtrat Peter Gack als grüner Kandidat für das zweite Bürgermeisteramt eine berührende Rede voll Herzblut gehalten. Nachdenklich beleuchtete er Rolle und Zustand des Stadtrats, zeigte sich als überzeugter, streitbarer und am Diskurs interessierte Demokrat, nahm sich vor, als Scharnier zwischen Wählerschaft, Stadtrat und Verwaltung zu fungieren und versprach die bislang kaum ausgeübte politische Eigenständigkeit als Bürgermeister gegenüber OB und Rathaus. Seine Worte waren ebenso visionär wie selbstreflexiv, manifestierten den politischen Elan des grünen Urgesteins ebenso wie seine menschliche Fähigkeit zu integrieren. Nach Ende dieser fesselnden und aufrichtigen Bewerbung brauste Applaus auf – in allen Stadtratsreihen ebenso wie im Publikumsraum.

Was dann folgte, war armselig: Der CSU-Kandidat Dr. Christian Lange informierte über Geburtsdatum wie über Schulbesuch und beruflichen Werdegang. Er entäußerte gänzlich aussagelose Plattitüden zur Bamberger Schul- und Kulturpolitik. Und schließlich - man hätte es für Satire halten können – brachte er doch tatsächlich als Beweis für „Führungserfahrung“ seinen mehrjährigen Vorsitz des chronisch zerstrittenen CSU-Kreisverbands an, in dessen Zeit auch noch eine haushohe Verschuldung eben dieses Kreisverbands fällt. Im Publikum klatschte nach seiner knappen Anpreisung (oder besser Anbiederung?) niemand.

Die Wahl ging schließlich mit 24 zu 21 Stimmen denkbar knapp für Lange aus. Doch scheinen zu diesem mühsam zusammengematschten schwarz-roten Mehrheitsbrei nicht einmal alle CSU-Stimmen zu gehören. Dem Vernehmen nach gab es mindestens zwei (vermutlich schwarze) Abweichler. Im Gegenzug kaufte man sich anscheinend gezielt Stimmen bei der jüngsten CSU-Ausscheidung und bediente die dort vorhandenen Profilneurosen. Für diese Spekulation sprechen stundenlange Verhandlungen, die noch am Vormittag im Fraktionshaus zwischen CSU und BuB liefen. Ob das Gerücht stimmt, wird man wohl bei der Vergabe der lukrativen Aufsichtsratssitze in ein paar Wochen verifizieren können.

Wer geglaubt hatte, dass die Langesche Gähn-Präsentation nicht mehr zu toppen sein könnte, der hatte nicht mit dem SPD-Mann Wolfgang Metzner gerechnet. Auch er spulte bei der Kandidatur für den neu geschaffenen dritten Bürgermeisterposten seine Lebensdaten ab (wir wissen jetzt alle, wo er überall Station machte im Laufe seines Lehrer-Referendariats), führte die quantitativ hohe Ausstattung seiner Herkunftsfamilie an (inklusive Rechenfehler) und verstieg sich zu dem Anspruch, der Bürgermeister aller Stadtratsmitglieder zu sein, was im Gremium so manchem einen im Gesicht deutlich ablesbaren Schauer über den Rücken jagte.

Doch der nun schon bei Langes Wahl bewährten Front aus CSU-SPD-"Plus"-Geklüngel konnte Dieter Weinsheimer von der Freien Wählern, der sich für seine Kandidatur etwas unbeholfen rechtfertigte, nichts mehr entgegensetzen. Die Mehrheit hielt, obgleich auch hier die vielköpfige Opposition ein Zeichen setzte und geschlossen mit 20 Stimmen für Weinsheimer stimmte (Metzner: 25 Stimmen).

Am Ende verfolgte man mit Staunen, wie die beiden gekürten Gockel ihre Bürgermeisterketten auf stolz geschwellter Brust in die Kameras reckten und verließ mit ungläubigem Kopfschütteln den Schauplatz der Peinlichkeit. Ein Zweiter Bürgermeister (und Kulturreferent) mit maximalem Potential zur Kompetenzminimierung und ein neuer ehrenamtlicher Dritter Bürgermeister, der als selbstverliebter Grüß-Gott-August in der Lage ist, auch noch die verbliebenen 44 Prozent Wählerschaft zu verschrecken.

An der frischen Luft dann die ironische Frage eines Zuschauers „Könnte jetzt vielleicht noch Ausbürgerung helfen?“ und der Kommentar eines Leidensgenossen „Solche Bürgermeister kann man sich nur noch schön saufen!“.

Tja, da sind Bamberg große Schnapsvorräte zu wünschen. Prost!

sys

 


Genau so war's. Die Pressestelle konnte gar kein treffenderes Foto verbreiten, um das Wahlresultat zu bebildern.


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