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Gerät der „große Wurf“ doch viel zu klein? 14.12.2016
Soziales, Aktuelles, Presse-Mitteilung, BA-Thema, Finanzen
GAL bewertet Millioneninvestitionen in Kindertagesstätten als positiv, aber völlig unzureichend

Pressemitteilung

Die von der Stadtverwaltung ausgerufene so genannte „Kita-Offensive“ löst bei der GAL-Stadtratsfraktion sowohl Freude als auch Kritik aus. 1 Mio Euro an Investitionszuschüssen werden im Haushalt 2017 bereit gestellt, weitere 3 Mio sollen in den nächsten Jahren dazu kommen, um bis zum Jahr 2022 insgesamt 200 neue Plätze in Kindergärten und Kinderkrippen zu schaffen.

„Das geht auf jeden Fall in die richtige Richtung und ist ein großer Schritt im Vergleich zu den Vorjahren“, lobt der familienpolitische Sprecher der GAL, Tobias Rausch. Er verbucht das nicht zuletzt als Erfolg seiner Fraktion, die seit Jahren den zunehmenden Mangel an Betreuungsplätzen thematisiert und seit Frühjahr 2016 dringend mehr Gelder für den Ausbau fordert. Im Juli beantragte die GAL einen „Masterplan 500 neue Kita-Plätze bis 2020“ und Zuschüsse der Stadt in einer Gesamthöhe von 4 Mio Euro für vier Jahre.

Doch warum ist die GAL mit dem von OB Starke betitelten „großen Wurf“ dann doch nicht zufrieden? Um das zu verstehen, muss man die Zahlen etwas genauer betrachten.

„Vor allem ist es so, dass 200 neue Kita-Plätze bis 2022 hinten und vorne nicht reichen“, stellt Rausch fest. Für den Bereich der Kindergärten, also Kinder ab drei Jahre, beruft sich der GAL-Politiker auf aktuelle Zahlen aus dem Jugendamt: Im Moment gibt es demzufolge 1.929 Kindergartenplätze, denen 2.127 Kinder gegenüberstehen. Im Jahr 2018/19 werden es 2275 Kinder sein, bei einem angestrebten Versorgungsgrad von 100% fehlen dann also fast 350 Plätze, allein in Kindergärten.

Dazu kommen noch die Plätze in Kinderkrippen, also Kinder bis drei Jahren: Hier kommen heute 1283 Kinder auf 464 Krippenplätze. „Zwar wollen bei weitem nicht alle Eltern ihre unter dreijährigen Sprösslinge in eine Kita geben, aber dass nur ein Drittel dieser Kinder eine Chance auf einen Krippenplatz hat, ist absolut mangelhaft“, meint Tobias Rausch, „auch hier fehlen geschätzt Hunderte von Krippenplätzen“.

Und ein weiteres kritisiert die GAL: Laut ihrer finanzpolitischen Sprecherin Kiki Laaser ist die von der Stadt für 2017 bereit gestellte 1 Mio Euro „zwar gekonnt in Szene gesetzt, aber halt nur die halbe Wahrheit“. Denn die Summe fließe nicht ausschließlich in die Neuschaffung von Kita-Plätzen, der Großteil davon finanziere die Sanierung von bereits vorhandenen Kita-Plätzen – neue, also zusätzliche Kita-Plätze werden im nächsten Jahr nur 67 dazu kommen.

Das Resümee der GAL ist deshalb eindeutig: „Das Ziel der Stadt von 200 Kita-Plätzen bis 2022 und die geplanten Investitionen von 4 Mio Euro sind viel zu niedrig angesetzt! Es muss dringend nachgebessert werden, sonst bringt die familienfreundliche Stadt Bamberg ihre Familien sehenden Auges in massive Schwierigkeiten.“ Gebraucht würden schnelle und praktikable Lösungen. Für den vom OB anberaumten KiTa-Gipfel im Januar sollte man nicht nur Kooperation mit altbekannten Trägern suchen, so Kiki Laaser und Tobias Rausch, sondern auch mit neuen Initiativen und Eltern. Nötig seien auch ergänzende Formate wie Betriebs-Kitas, Großtagespflege oder Tageseltern. Für den Krippenbereich fordert die GAL eine aussagekräftige Bedarfsermittlung.

sys



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