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Massive Eingriffe ins Stadtbild und ins Stadtsäckel 19.01.2012
Presse-Mitteilung, Aktuelles, Verkehr, BA-Thema
Die GAL informierte über Planungen der Bahn zum ICE-Ausbau – Lärmschutz sofort gefordert - Planung Innenstadt-Tangente für 40 Mio Euro - Mehr Güterzüge? - Bürgerinitiative formiert sich

Sogar mit Stehplätzen war die Gaststätte „Brenner“ im Mahrs-Bräu voll besetzt, als die GAL-Stadtratsfraktion die ICE-Ausbau-Pläne durch Bamberg vorstellte. Die GAL-StadträtInnen Wolfgang Grader, Ursula Sowa und Peter Gack gaben die Informationen weiter, die sie selbst in einer Informationsveranstaltung von DB-Vertretern für den Stadtrat erhalten hatten. Nicht alle Fragen wurden hier geklärt, viele Details sind auch den Stadträten bis dato nicht bekannt.

Ursula Sowa bedauerte, dass die auf Initiative der GAL vom Stadtrat in einer einstimmigen Resolution geforderten Alternativplanungen zur Trassenführung nicht vorgelegt wurden. Eine andere Ausbaustrecke um Bamberg herum wird also von Seiten der DB nicht in das Planfeststellungsverfahren eingebracht werden. Daran noch etwas zu ändern, ist ein großer Kraftakt, meinte Ursula Sowa. Gleichwohl kann sie sich ebenso wie ihr Kollege Wolfgang Grader den Erfolg einer breiten Protestbewegung in der Bürgerschaft vorstellen. „Da müssen die Bürger und Bürgerinnen auf die Barrikaden.“

Eine solche Bewegung ist zumindest in Ansätzen bereits vorhanden und wurde auch an dem GAL-Info-Abend beworben. Die Initiative heißt „AG Bahnsinn-Bamberg“ und trifft sich voraussichtlich Anfang Februar 2012, Ansprechpartner ist Anklicken, um Mailadresse sichtbar zu machenRobert Bartsch. Weitere Infos auch auf der Homepage www.ice-ausbau-bamberg.de.

Die von der GAL wiedergegebenen Zahlen erweckten bei den Anwesenden Staunen bis Ärger. Laut Sowa gab es die Auskunft der DB-Vertreter im November 2011, dass sich die Anzahl der Güterzüge (derzeit 80 bis 120 pro Tag) nicht erhöhen werde, durch den Ausbau würden sie lediglich schneller, nämlich mit 160 Stundenkilometern, durch Bamberg rauschen. Im Frühjahr aber hieß es laut Sowa noch, dass die Zahl der Güterzüge sehr wohl steigen werde, bis auf das Doppelte. „Es liegen keine eindeutigen Angaben vor“, stellte Grader fest.
Gerade Güterzüge aber verursachen heute schon den meisten Lärm und plagen die AnwohnerInnen. Peter Gack warnte in diesem Zusammenhang davor, in Sachen Lärmschutz auf den ICE-Ausbau zu hoffen. „Die Bamberger Strecke ist nicht in der vordringlichen Bedarfsplanung, mit anderen Worten, sie wird erst dann gebaut, wenn Geld da ist. Experten rechnen mit dem Jahr 2030 plus.“

Gack fordert deshalb einen „vorgezogenen Lärmschutz“. Dabei könnte nach seiner Einschätzung eine EU-Richtlinie helfen, auf deren Grundlage die Regierung von Oberfranken Lärmaktionspläne erarbeitet. Da die Bamberger Bahnstrecke die vorgesehenen Grenzwerte überschreite, läge auch hier bereits ein Maßnahmenpaket vor. „Wir müssen zusammen mit den Bürgern und Bürgerinnen von der Bahn Lärmschutz sofort verlangen“, bekräftigte GAL-OB-Kandidat Wolfgang Grader zu.

Klar zurückgewiesen wurden von der GAL ebenso wie von den Anwesenden die von der DB geplanten Lärmschutzmauern mit bis zu sechs Metern Höhe. Auf die Forderung der Stadt nach alternativen Lärmschutzmaßnahmen – an der Schiene bzw. am Fahrzeug selbst – waren die DB-Vertreter laut Ursula Sowa nur ausweichend eingegangen. Solche Techniken seien noch nicht einsatzbereit, hieß es. Sowa hält dies für nicht akzeptabel. Und Wolfgang Grader meinte: „Es muss alles getan werden, um nicht eine Mauerschneise quer durch die Stadt zu schlagen und am Ende gar unseren Weltkulturerbe-Status zu gefährden.“

Eine Bürgerin warnte davor, die Gebiete zu vergessen, die weiter weg von der Bahnlinie liegen. Insbesondere hohe Lärmschutzwände könnten den Schall so umleiten, dass dann die dort wohnenden BürgerInnen die Leidtragenden seien. Man müsse Akustik-Fachleute einschalten. Ein anderer Teilnehmer sah weitere Probleme bei den Erschütterungen. Für sein Haus sei zwar ein Erschütterungsgutachten erstellt worden, er habe aber die Ergebnisse nie zu Gesicht bekommen.

Auf Skepsis bis Ablehnung stießen auch die Pläne der Stadt für eine bahnparallele Innenstadt-Tangente. Dieses viele Jahre alte Vorhaben soll im Rahmen des ICE-Ausbaus verwirklicht werden und eine Verkehrsentlastung der bestehenden Straßen, insbesondere der Nürnberger Straße, bringen. Die massiven Eingriffe waren auf den Plänen gut zu erkennen. Noch massiver nahmen sich die Kostenschätzungen aus, die von der GAL berichtet wurden:40 Mio Euro soll der Bau dieser neuen Straße kosten. Davon 15 Mio allein für eine neu zu bauende Unterführung zwischen Moosstraße und Geisfelderstraße. Alles zu zahlen aus dem Haushaltssäckel der Stadt.

Die GAL lehnte die bahnparallele Innenstadt-Tangente ab. Peter Gack bezog sich damit auf einen auch seit langem als Alternative vorgebrachten GAL-Vorschlag: Eine Ertüchtigung der Pfisterberg-Brücke und Umleitung des Verkehrs nach Süden auf den Berliner Ring.

sys



Foto: Andreas Reuß

Wolfgang Grader beim Informationsabend der GAL zur ICE-Ausbaustrecke im Brenner, Mahrs-Bräu

Foto: Andreas Reuß

Foto: Andreas Reuß


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