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Eintritt nur für Etablierte 27.07.2011
Kultur, Aktuelles, BA-Thema, Soziales
Ein Kultursozialticket hätte Menschen mit geringem Einkommen leicht ermäßigten Zutritt zu Kulturveranstaltungen verschaffen sollen. Aber das Projekt wurde von der Verwaltung künstlich teuer gerechnet und von der Stadtratsmehrheit dann dankbar abgelehnt.

Sei es im Theater, bei Ausstellungen oder in Konzerten – immer sieht man in der Kulturstadt Bamberg dieselben Besucher. Alles Bürger, die es sich leisten können, die oft auch repräsentieren und sich einfach zeigen wollen. Vielleicht kommt bei mancher Kulturveranstaltung sogar der eine oder andere Deal zustande.

Empfänger staatlicher Transferleistungen kommen kaum; sie können es sich nicht leisten oder haben Schwellenangst. Außerdem ist es ihnen nicht selten peinlich, an der Kasse ihren Nachweis vom Sozialamt mit Ausweis vorzeigen zu müssen.

Um diese Probleme anzugehen, hat die GAL in einem Antrag das Kultur-Sozial-Ticket auf den Weg gebracht. Das Ziel: Mit einer einfachen Scheckkarte erhalten sozial Schwächere an vielen Türen einen günstigeren Eintrittspreis zahlen. Sie zeigen das Kärtchen einfach vor und alles ist klar. Praktikabel und ohne Diffamierung - so die Erfahrung in anderen Kommunen. Anzufangen wäre mit den städtischen Einrichtungen, aber auch möglichst viele private Veranstalter können sich dran hängen, denn immerhin sind damit auch neue „Kunden“ zu gewinnen.

In erster Lesung stimmten alle Mitglieder des Familiensenates - also parteiübergreifend - zu, die Verwaltung zu beauftragen, einmal auszuloten, wie man diese GAL Forderung unmsetzen könne. Auch die Verwaltung hatte damals noch in Aussicht gestellt, dass die Umsetzung kein Problem sei: Personalaufstockung um ein paar Stunden und zur Not vorübergehend eine Honorarkraft.

Doch was die Verwaltung bei der erneuten Behandlung im Senat präsentierte, war der Dolchstoß: das Projekt wurde gezielt tot gerechnet.

Vor allem der Personalaufwand wurde mit Kosten von 20.000 Euro jährlich angesetzt,  praktisch eine zusätzliche Halbtagsstelle. Völlig überdimensioniert. In anderen Städten wird das gleiche Konzept sogar von Vereinen und ehrenamtlich umgesetzt - und hier soll eine gut ausgestattete Verwaltung nicht dazu in der Lage sein. Vor allem ist höherer Aufwand nur am Anfang bei der Einführung des Kultursozialtickets zu erwarten - wenn's mal läuft, nicht mehr.

Die Mehrheit der Familiensenatsmitglieder sprang hingegen erleichtert ab von der Idee, ein Kultursozialticket in Bamberg einzuführen. Die Rechnung der Verwaltung rief dort keine Skepsis hervor. Nicht mal eine weitere Lesung ließen sie zu.

Da drängt sich schon der Verdacht auf, dass man vor allem den Erfolg eines GAL-Antrags verhindern wollte, der auch noch mitten im OB-Wahlkampf seine Umsetzung gefunden hätte. Wer in die Röhre schaut, sind aber die Menschen in Bamberg, die sich nun weiterhin faktisch von Kultur ausgegrenzt sehen.

Aber die GAL wird nicht locker lassen. Versprochen.

Andreas Reuß / Ursula Sowa

 


M. Grossmann pixelio.de


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