Aktuell

Eine weitere (zähe) Runde
im Ringen um ein Kultursozialticket
24.11.2011
Soziales, Aktuelles, BA-Thema, Andreas Reuß
Eigentlich wollten Stadtverwaltung und
Stadtratsmehrheit das Projekt ausbremsen.
Jetzt konnte die GAL immerhin die Prüfung
eines Mini-Modells wie in Bayreuth durchsetzen.

Die Geschichte um das Kultur-Sozial-Ticket wirft ein Schlaglicht auf das mangelnde soziale Engagement und speziell das unsoziale Verständnis von Kultur in der Bamberger Stadtpolitik. Schon vor Monaten beantragte die GAL die Einführung einer Art Scheck-Karte, die es Beziehern von staatlichen Transferleistungen umstandslos ermöglichen sollte, sehr günstig am kulturellen Leben Bambergs teilzunehmen. In anderen Städten ist das schon lang eingeführt.

In einer ersten Sitzung zu diesem Thema wurde die Sache auch mit den Stimmen aller Fraktionen auf den Weg gebracht. Erste freie Kulturträger meldeten sich und wollten das Ticket gern auch bei ihren Veranstaltungen und Veröffentlichungen anerkennen! Doch nach einer weiteren Prüfung kam plötzlich das Stopp-Schild: Es handele sich um neue freiwillige Leistungen mit erheblichem Verwaltungsaufwand, wofür man jährlich mit 20.000 Euro rechnen müsse, und die können sich die Stadt nunmal nicht leisten.

Eine Ohrfeige für alle Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht und die intensiver am kulturellen Leben teilnehmen möchten, denen die Stadt aber signalisiert, dass ihr das egal ist. Gleichzeitig jedoch führte man ohne großes Federlesen das vom Freistaat Bayern initiierte Ehrenamtsticket in Bamberg ein, auch hier mit Verwaltungsaufwand für Anträge usw. größere Umstände ein. Nicht dass die GAL etwas gegen Belohnung für wertvolles ehrenamtliches Engagement hätte, aber hier konnte das auf einmal von der Verwaltung ohne zusätzlich nötige Finanzmittel geleistet werden, beim Kultursozialticket nicht. Das schaut eher danach aus, als wenn die Verwaltung das eine einführen und das andere nur ausbremsen wollte.

Wenn in der letzten Sitzung des Familiensenats die GAL nicht nochmal die Prüfung des Bayreuther Modells vorgeschlagen hätte, wäre die Idee sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden. Die Verwaltung wurde beauftragt auf der Basis des Bayreuther Modells (eine Ticket-Variante auf unterstem Level und leider unter Ausschluss der WohngeldempfängerInnen) erneut zu berichten und dabei einen Vorschlag zu unterbreiten, wie man doch ein Mini-Kultursozialticket einführen könnte.

Und das scheint typisch in dieser Stadt: Man brüstet sich toller Einrichtungen - Luxus-Spaßbad oder superschicke Konzerthalle mit  Millionendefiziten - aber für BürgerInnen mit geringen finanziellen Mitteln oder gar arme BambergInnen hat man eher ein erkaltetes Herz. Die GAL wird den zähen Kampf weiter führen.

Andreas Reuß

 


M. Grossmann pixelio.de


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