Aktuell

Schulräume in Bamberg:
Früher vorbildlich, heute veraltet
19.07.2012
Bildung+Schule, Aktuelles, Andreas Reuß, BA-Thema, Finanzen
Über viele Jahrzehnte hat Bamberg seine
Schulen verkommen lassen und am Unter-
halt gespart. Jetzt rächt sich das Versäum-
nis, weil viel nachgeholt werden muss. Doch
die Stadtratsmehrheit hat den Mund zwar
voller Versprechungen, in den Händen aber
doch viel zu wenig Geld für die Schulen.

Man glaubt es kaum: Eine Volksschule in einem Stadtteil Bambergs „kann mit Recht den Anspruch erheben, eine der modernsten Volksschulen Deutschlands zu besitzen“ –  so die Zeitschrift MERIAN, verbreitet im ganzen deutschen Sprachraum.

Aber das ist lange her; denn die Aussage stammt vom August 1953 (S. 60 f.), und nach den letzten Schulhausbegehungen des Schulsenats muss man sagen, dass man sich seit dieser Zeit wohl auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat.

Die Schule, der das MERIAN-Lob galt, war die Volksschule Gaustadt, damals neu errichtet. Wenigstens diese Schule wurde mittlerweile renoviert, sie erhielt 2009 immerhin knapp 2 Mio Euro aus den Mitteln des Konjunkturpakets II.

Besonders hervorgehoben wurden 1953 die „Lautsprecher zum Abhören des Schulfunks“ – heute haben viele Bamberger Schulen nicht einmal die vorgeschriebenen Sicherheitsanlagen zur Überwachung der Eingänge. „Außerdem verfügt die Schule über Gruppenräume, Brausen, Schulküche und ausgezeichnete hygienische Anlagen“ (O-Ton MERIAN) – all das wäre heute an verschiedenen Schulen dringend nötig, ist aber überhaupt nicht oder nur in einem nicht akzeptablen Zustand vorhanden. Nirgendwo entsprechen sämtliche hygienische Anlagen den Anforderungen. Und die „Brausen“ in der Wunderburgschule zum Beispiel stammen mindestens aus der Zeit, als man dieses Wort noch für Duschen verwendete.

Der Einsatz der GAL-StadträtInnen für eine merkliche Erhöhung des Etats für die Sanierung wurde wieder einmal überhört. So wird es noch Jahre dauern, bis wenigstens die „hygienischen Anlagen“ erneuert sind – bis dann die ersten, die man erneuert hat, wiederum zur Reparatur anstehen. Ähnlich verhält es sich mit den Fenstern. Hier forderte die GAL, dass wenigsten das Eindringen von Regenwasser in die Klassenräume der Wunderburgschule schnellstens verhindert werde und dass, als Sofortmaßnahme, die schadhaftesten Fenster in der Trimbergschule erneuert werden müssten. Leider auch kein Erfolg.

Doch wir werden nicht locker lassen, damit Bamberg nicht zum Schlusslicht bei der Schulhaussanierung in Deutschland absinkt, während außen herum der Autoverkehr tost, hochgepuscht mit Millionenaufwand. Wo bleibt hier das Etikett „Bamberg – familienfreundlichste Stadt Deutschlands“? Verwaltung und Kollegen des Stadtrats sollten endlich begreifen, dass auch eine junge Unternehmerfamilie nicht einen Standort wählt, an dem ihre Kinder den Feinstaub unter dreckigen alten „Brausen“ abwaschen müssen.

Andreas Reuß


Foto: Andreas Reuß

Das Dach im Radschuppen der Kaulbergschule, hier von innen. Außen lösen sich Ziegel. Aufnahme von 2011.


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