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Bayerlein-Bilder: Warum ich für das Abhängen bin. 16.10.2015
Kultur, Aktuelles, BA-Thema, Tobias Rausch
Die Bilder von Fritz Bayerlein bleiben im
Sitzungssaal des Stadtrats im Rathaus
Maxplatz hängen. So der Beschluss des
Kultursenats - gegen die GAL-Stimmen.

Standpunkt

Der Kultursenat hat in seiner Sitzung am 8. Oktober 2015 gegen die zwei Stimmen der GAL beschlossen, die Bilder von Fritz Bayerlein, einem mindestens NS-Regimekonformen und vom damaligen Regime hofierten Künstler, im Großen Sitzungssaal des Rathaus Maxplatz hängen zu lassen. So wie sie seit 1937 dort hängen – nur jetzt neu: Kommentiert mit einer Informationstafel.

Es mag nicht „state of the art“ sein, Bilder aus der NS-Zeit abzuhängen und in die Archive zu verbannen, sie zu verstecken und eine Auseinandersetzung damit zu verhindern. Damit bin ich einverstanden. Wir brauchen – heute vielleicht mehr denn je – die öffentliche Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit und auch mit dem Erbe dieser Zeit, welches immer noch teils unhinterfragt in unserer Stadt stehen und hängen darf.

Diese Debatte um das kommentierte Ausstellen nationalsozialistischer Künstler dreht sich aber um Museen und um den öffentlichen Raum. Dies sind die richtigen Orte an denen eine Auseinandersetzung geschehen kann und soll. Die Bilder um die es hier geht, hängen jedoch in einem Saal, in dem heute unter völlig anderen staatlichen Vorzeichen Entscheidungen getroffen werden als dies 1937 ff. der Fall war, als die Bilder unter der Bürgermeisterschaft von Lorenz Zahneisen (NSDAP, SA) gekauft und aufgehängt wurden.

Ein solcher Sitzungssaal ist nicht der geeignete Ort, um sich mit der dort hängenden Kunst auseinanderzusetzen, auch wenn sich manche Blicke der Gremienmitglieder und des Publikums immer mal wieder in der romantisch überhöhten Darstellung der Bamberger Landschaft verfangen. Ein öffentlicher Ort, an dem man sich – in einen größeren Kontext gesetzt – mit der dort hängenden Kunst auseinandersetzt, ist der Sitzungssaal jedoch nicht. Wir fällen in diesem Saal demokratische Entscheidungen – immer noch begleitet von nationalsozialistischer Kunst. Daran einfach nur festzuhalten, weil angeblich wissenschaftlich noch nicht hinreichend bewiesen ist, dass Bayerleins Kunst politisch war und weil die Bilder Bamberg zeigen und halt so schön sind, halte ich für verkehrte Nostalgie. Ich möchte nicht, dass demokratische Entscheidungen getroffen werden, unter einer Darstellung Bambergs, die sehr gut in die Kunstvorstellung der Nationalsozialisten passt und eine „auf unvergängliche Werte, Tradition und vorindustrielles Kleinbauerntum gründende Blut- und Bodenideologie“ [Öffnet externen Link in neuem FensterZitat nach dhm.de] mystifiziert.

Tobias Rausch




Die Bayerlein-Bilder im Sitzungssaal Rathaus Maxplatz


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