BAmberger Thema
Wilder Westen im städtischen Bauamt | 21.09.2012
Bauen+Denkmal, Aktuelles, BA-Thema, Klatsch+Tratsch, Sylvia Schaible
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Was Bauanträge, Genehmigungen und
Stadtratsbeschlüsse angeht, scheint die städtische Bauverwaltung immer mehr der weiten Prärie des Wilden Westens nachzueifern – unerschrocken, gesetzlos, ungezügelt. Glosse Der City-Beach steht seit Jahren als ungenehmigter Schwarzbau auf einem städtischen Grundstück am Kunigundendamm. Über die Straßenausbaubeitragssatzung bittet die Stadt am Wilhelmsplatz BürgerInnen massiv zur Kasse, an der Tränkgasse hingegen sollen Investoren offenbar verschont blieben. Das Klinikum macht klammheimlich aus einem Baustellenplatz einen neuen Pkw-Parkplatz und lässt sich den umstandslos nachträglich genehmigen. Recht und Gesetz nach Cowboy-Manier, durchgesetzt mit den Stiefeln auf dem Schreibtisch, je nachdem, ob man mit den zerknüllten Bauanträgen gerade den Papierkorb trifft oder nicht. Neuerdings rasseln die Stiefelsporen in der Sandstraße. Dort hat schon seit Jahren eine kleine Ladengaststätte geöffnet, die irgendwann auch mal einen Antrag stellte - das war im April 2011 – da brummte das Geschäft bereits mit süßen Gewinnen. Bauamt und Bausenat stellten fest, dass der Betrieb gegen die für die Sandstraße geltende Veränderungssperre (keine neue Gastronomie in der Sandstraße) verstieß und lehnten folgerichtig den Antrag ab. In der normalen Welt hätte die Lokalität logischerweise also schließen müssen. Nicht so im Bamberger Wilden Westen, bis heute kann man dort konsumieren. Doch so übel ist das zuckersüße kleine Lädchen gar nicht. Das sahen im April auch alle Bausenatsmitglieder samt OB so und wollten deshalb die Veränderungssperre erneut überdenken. Könnte ja sein, dass man diese aufhebt oder nochmal verändert, und dann könnte das Lädchen ebenso weiter bestehen wie vielleicht noch andere Lädchen ähnlicher Art. Der Bausenat entschied deshalb auf Vorschlag des Oberbürgermeisters, die Veränderungssperre in einer weiteren Sitzung erneut zu diskutieren. In der normalen Welt hätte man also eine Reform in die Wege geleitet, die dann allen gleichermaßen zugute gekommen wäre, auch dem kleinen Lädchen. Aber nicht so im Bamberger Wilden Westen. Hier besteht nicht nur seit eineinhalb Jahren dieses Lädchen weiter – schwarz und mit Ablehnungsbescheid unterm Tresen. Nein, inzwischen hat auch noch ein nettes Brüderchen gleich gegenüber seine Pforten geöffnet. Und das Brüderchen stellt bestimmt keinen Bauantrag mehr. Wozu auch? Im Bamberger Wilden Westen kann man solchen Formalkram doch ohnehin in der Pfeife rauchen! Das scheint auch dem Obersheriff ganz gut so zu schmecken. sys
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