BAmberger Thema

Will der FT künftig seine lokale Bericht-
erstattung mit nackten Pobacken auf-
peppen? Eine interessante Leserbindungs-
Strategie...

Nah am Menschen will der FT ja mit seiner Aufmachung, seiner Themensetzung und seiner Schreibe sein. Und „ganz nah dran“ sah man sich denn auch als FT-LeserIn in der Ausgabe vom 6. Dezember 2011. Zwei weibliche Pobacken, keck in die Linse gereckt und geziert mit einem Stringtanga, sprangen einem in dreispaltiger Größe auf der ersten Bamberger Lokalseite entgegen.
In dem Artikel dazu – ja, es war schon auch Text dabei – ging es um die Auflösung von mehr als 15 illegalen Schwarzbordellen, die in ganz normalen Bamberger Wohnungen betrieben und nun mit baurechtlicher Handhabe durch die Stadtverwaltung aufgelöst worden waren.
Ein durchaus berichtenswertes Thema, aber die Bebilderung durch den FT gibt dann doch zu denken. Nah an der Pobacke heißt noch nicht automatisch nah am Menschen. Im Gegenteil. Gesichter waren auf dem Foto nicht zu erkennen – die gesichtslose Frau also, klassisch für eine Branche, die sich dann doch mehr auf andere Körperteile konzentriert.

Und diese altbekannte Masche machte der FT in seiner Nikolaus-Ausgabe denn auch mit. Ob man mal so richtig das Feeling der Vier-Buchstaben-Zeitung auf die lokalen Bamberg-FT-Seiten bringen wollte? Strategische Leserbindung durch gewährleistetes Aufgeilen am Frühstückstisch oder in der Brotzeitpause? Wird das der künftige Stil unter der neuen Chef-Redakteur-Doppelspitze (die sehr vermutlich nicht geschlechter-quotiert sein wird)?

Heiße Eisen anpacken – wäre schön, wenn unsere Lokalzeitung das machen würde. Auch Prostitution könnte da ein Thema sein – von Opfern der Zwangsprostitution, über Arbeitsumstände überzeugter Huren bis hin zum Aspekt der Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft. Einfach nur heiße Nackt-Fotos verbreiten – das ist lauwarm, billig und sexistisch.

Sylvia Schaible