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Fairtrade-Town – Bambergs neuestes Mäntelchen fürs Nichtstun | 18.02.2013
Soziales, Aktuelles, BA-Thema
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Der Bamberger Umweltsenat beschloss publikumswirksam, der weltweiten Kampagne „Fairtrade-Towns“ beizutreten. Völlig unbeeindruckt davon, dass die Vergaberichtlinien der Stadt von Fairness weit entfernt sind.
Bamberg rettet die Welt. - Den Eindruck könnte man bekommen, wenn man die städtische Pressemitteilung liest, in der verkündet wird, dass Bamberg nun der weltweiten Kampagne „Fairtrade-Towns“ beitreten will. „Damit wird ein Zeichen gesetzt gegen die Armut in den Ländern des Südens und für eine gerechtere Gestaltung des globalen Welthandels“, so der dortige O-Ton. Und mit stolzgeschwellter Brust setzt sich die Stadtspitze denn auch als personifizierte Avantgarde der Menschlichkeit und Fairness in Szene. Was natürlich nicht in dieser Pressemitteilung steht, ist die Tatsache, dass ein in die gleiche Richtung, aber viel weiter gehender Antrag der GAL seit Dezember 2010, also seit über zwei Jahren, in einer Rathausschublade wahrscheinlich vor sich hin modert. Die GAL hatte ebenfalls einen Beitritt zu den Fairtrade-Towns beantragt, darüber hinaus aber noch viel mehr, nämlich „öko-soziale Verantwortung in den Vergaberichtlinien der Stadt“ (so auch der Titel des Antrags, siehe auch Link unten). Uns geht es damit nicht nur um vordergründige Publicity, sondern auch ums knallharte Geschäft. Nicht nur die Kaffeedosen der RathausmitarbeiterInnen sollen mit fairem Kaffee gefüllt werden, auch die PCs der Stadt sollten aus einer Produktion stammen, die nicht krebserzeugend oder gesundheitsschädlich ist und bei der die ArbeiterInnen fair bezahlt werden. Und gleiches gilt für Arbeitsklamotten der Bamberger Gärtner oder die Basketbälle an Bamberger Schulen oder für die Steine auf Bambergs Straßen, die nicht aus Kinderarbeit stammen sollten. Unfairer Handel tritt eben auch in weniger bekannten und öffentlichkeitswirksamen Bereichen auf. Und ihn zu unterbinden, ist ein gutes Stück Arbeit, denn im Vergaberecht betritt man da juristisch heikles Gebiet. Man muss eine tatsächliche grundlegende Änderung des städtischen Konsumverhaltens also wollen – und über das Wollen der Stadtspitze und des Oberbürgermeisters gibt die oben erwähnte Schublade vermutlich hinreichend Auskunft. Nun also stattdessen ein neues schmückendes Titelchen, bei dem es sich lohnt, genauer hinzusehen, was dahinter steckt. Hier die Kriterien für den Beitritt zur Kampagne „Fairtrade-Towns“:
Es fragt sich schon, warum „Fairtrade“ solche niedrigen Standards ansetzt, denn sie sind mittlerweile ein Witz. Sie mögen noch in den 90er Jahren angemessen gewesen zu sein, aber heute sind diese Ziele für jede Uni-Stadt ohne große Anstrengung erreichbar bzw. sie sind ohnehin schon vorhanden. Es muss etwa – gemäß den Kriterien – eine 70.000-Einwohner-Stadt wie Bamberg 15 Einzelhandelsgeschäfte und 8 Gastronomie-Betriebe geben, die fairen Kaffee verkaufen bzw. ausschenken. Anders gesagt, die Stadt muss eigentlich gar nichts tun, um dieses Kriterium zu erfüllen. Billige Lorbeeren also. Und besonders weit reicht die Produkt-Palette, die bei Fairtrade-Towns überhaupt relefant ist, auch nicht. Hauptsächlich geht es um Lebensmittel, Kaffee, Tee und Orangensaft. Damit wir nicht missverstanden werden: Kampagnen sind zur Aufklärung und Bewusstseinsbildung wichtig und natürlich sollten sie Mut machen und nicht demotivierend sein. Aber für eine schicke Bemäntelung von tatsächlichem Nichtstun ist das ganze dann doch zu schade. Kiki Laaser / Sylvia Schaible |
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