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Verkehrspolitischer Amoklauf? | 2.09.2016
Verkehr, Aktuelles, BA-Thema, Bauen+Denkmal
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Die CSU will das sanierungsfähige Kreiswehrersatzamt abreißen, um mitten in der Innenstadt eine Tiefgarage zu bauen - direkt neben dem ZOB und in nächster Nähe des Parkhauses Schützenstraße. Was für ein absurder Vorschlag!
Kommentar In der vergangenen Woche stellte die Bamberger CSU im Feriensenat einen Eilantrag mit der Forderung, das ehemalige Kreiswehrersatzamt abzureißen, eine Tiefgarage zu bauen und schließlich einen Neubau zu errichten. "Man werde per Antrag die Verwaltung beauftragen, zeitnah einen Vorschlag vorzulegen, wie in der Innenstadt zusätzlicher öffentlicher Parkraum geschaffen werden kann." Mit diesem Satz aus der Stellungnahme vom 31.08.16 (vgl. http://www.csu-bamberg.de/csu-weist-vorwuerfe-zurueck/) zu den Irrungen und Wirrungen jenes Antrages zeigt die Bamberger CSU, dass sie bei Stadt- und Verkehrsplanung scheinbar auf dem Denkniveau der 1970er Jahre stehen geblieben ist. Das geplante Bürgerrathaus befindet sich in direkter Nachbarschaft zu zentralem Omnibusbahnhof, in Schlagdistanz zum äußerst selten voll ausgelasteten Parkhaus Schützenstraße und ist – zentral gelegen – aus allen Richtungen mit dem Fahrrad erreichbar. Was es dort also absolut nicht braucht, sind neue Kfz-Parkplätze. Deren Hauptwirkung wird eine Mehrung des Individualverkehrs im ohnehin schon verkehrsbelasteten Zentrum der Stadt sein. Die CSU Bamberg setzt sich also aktiv für mehr Verkehrsbelastung in der Innenstadt ein. Und mehr: Sie schwächt den Umweltverbund, dessen integraler Bestandteil zum Beispiel auch der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), also der Stadtbus ist. Waren es nicht vor kurzem erst einige CSU-Räte, welche die Ausdünnung der Busanbindung zum Beispiel im Stadtteil Bug moniert haben? Man kritisiert also die Folgen der eigenen Politik, denn mehr Individualverkehr bedeutet zwangsweise weniger Personennahverkehr. Gerne argumentieren die Bamberger Christsozialen schließlich auch damit, dass neue Autoparkplätze gut für den lokalen Handel wären. Nicht wenige Studien belegen genau das Gegenteil. Im Vergleich mit dem Fußverkehr, ÖPNV und Radfahrenden schneidet das Auto als Verkehrsmittel in Innenstädten hinsichtlich absolut generiertem Umsatz am schlechtesten ab. Wer das Auto als Verkehrsmittel fördert, der verhindert nicht, dass die Nutzer jenes Verkehrsmittels die Einkaufszentren benachbarter Städte statt des Quartiers an der Stadtmauer aufsuchen. Um den lokalen Handel zu fördern, muss die Nahmobilität gefördert werden. Oder anders gesagt: Mit der Forderung nach neuen Kfz-Stellplätzen im öffentlichen Raum handelt die Bamberger CSU wieder einmal nicht nur anachronistisch, sie schadet damit vor allem dem lokalen Handel. Liebe CSU Bamberg, wer zeitgemäße und zukunftsorientierte Stadtgestaltungs- und Verkehrspolitik nicht beherrscht, sollte die Finger davon lassen! Christian Hader (Vorstandsmitglied GAL-Bamberg) |
Das ehemalige Kreiswehrersatzamt beim ZOB. Hier soll das neue Bürgerrathaus entstehen. |
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