BAmberger Thema

Stadtplanung nach dem Prinzip "Outsourcing" 15.11.2016
Bauen+Denkmal, Aktuelles, BA-Thema, Sylvia Schaible
B-Plan Megalith-Gelände:
Wer sich die Planungshoheit aus der Hand
nehmen lässt, bekommt eine Stadtentwick-
lung, die Investoren bedient und soziale
Bedürfnisse links liegen lässt.

Kommentar

Eine verlassene Industriebrache am Stadtrand, ohnehin schon versiegelte Fläche, wartet auf Bebauung: das ehemalige Megalith-Gelände in Gaustadt. Gleichzeitig nimmt der Mangel an Wohnraum in Bamberg drastisch zu. Was läge näher, als das Gebiet zu entwickeln, zu beplanen, eine Bebauung zu forcieren – und zwar entsprechend dem, was an Wohnraum am meisten und dringendsten gebraucht wird?

Doch die Stadt tut das, was sie immer tut. Sie überlässt die komplette Planung dem Eigentümer des Geländes, sprich dem Investor. Und der plant natürlich das, was am einfachsten und am besten verkäuflich ist und dem meisten Gewinn für sein Portemonnaie verspricht: Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, ein paar Geschosswohnungsbauten. Einfach geplant, schnell und in Serie gebaut – der Euro rollt.

Das müsste aber nicht so sein. Die Stadt könnte ihre Planungshoheit selbst wahrnehmen und bedarfsgerecht planen – bedarfsgerecht im Sinne des Bedarfs der Bamberger Bevölkerung und nicht im Sinne des Bedarfs eines Investors und Kapitalanlegers.

Die Stadt müsste nicht den Bebauungsplan vom Investor erstellen lassen, sie müsste nicht das Bebauungsplanverfahren seinen Wünschen anpassen, sie müsste nicht seinen Plan eins zu eins übernehmen, sie müsste nicht alle Einwendungen und Vorschläge von Bürgern, Behörden und Verbänden übergehen und ad acta legen.

Sie könnte stattdessen selbst einen Bebauungsplan erstellen, der überwiegend den dringend benötigten Wohnraum für Menschen mit niedrigerem Einkommen schafft. Sie könnte im B-Plan eine Sozialwohnungs-Quote festschreiben, so dass der Investor rechtlich daran gebunden ist, eine gewisse Anzahl an Wohnungen mit Sozialbindung zu schaffen. Sie könnte einen Stadtteil mit Infrastruktur planen, von Gemeinschaftsflächen bis zu Gemeinschaftsräumen, Car-Sharing-Möglichkeiten, ökologischen Bauvorgaben, flexiblen Wohnformen für alle Lebensalter und Lebenslagen usw. usw.

Aber leider tut unsere Stadt Bamberg das nicht. Das Rathaus betreibt bei der Stadtentwicklung lieber „outsourcing“. Stadtplanung findet in Bamberg von außen statt.

Sylvia Schaible

Eine Bürger-Resolution versuchte noch kurz vor der Sitzung des Bausenats, den Bebauungsplan für das Megalith-Gelände zu beeinflussen - leider vergeblich: Anklicken für den DownloadResolutions-Text



Zur Übersicht: Archiv der Bamberger Themen