BAmberger Thema

Die Stadtratsmehrheit steht mehr auf Glüh-
wein als auf Bratwurst. So jedenfalls verteilt
sie ihre Zuschüsse per Marktgebühren-
satzung an die Weihnachtsmarktstände.
Die GAL allerdings beurteilt das "nüchterner".

Die Bamberger Märkte - Wochenmarkt und der Bauernmarkt, aber auch verschiedene Sondermärkte wie Mittfastenmarkt und die Frühjahrs- und Herbstmesse - sind feste Einrichtungen in der Stadt und keiner will sie missen. Dass das Markt- und Messewesen allerdings eine hoch bezuschusste Angelegenheit ist, wissen die wenigstens. Die neue Marktgebührensatzung, die Ende November im Stadtrat beraten wurde, hätte nach Ansicht der GAL Gelegenheit geboten, die Zuschüsse zu kommerziellen Geschäften zurückzufahren. Doch die Mehrheit im Stadtrat stellte die Zeichen weiter auf Subvention.

Vier Wochen vor Weihnachten herrscht Ausnahmezustand in der Bamberger Fußgängerzone. Es sind die Glühweinstände und die davor in Trauben stehenden Glühweinfans, die ein Durchkommen an manchen Stellen kaum mehr möglich machen. Das Geschäft mit dem heißen roten Süßgetränk jedenfalls läuft gut.

Was liegt näher, als sich daraufhin einmal die Marktgebührensatzung näher anzusehen, mit der die Nutzung des öffentlichen Grunds finanziell geregelt wird. Das taten denn auch die StadträtInnen bei ihrer Vollsitzung Anfang Dezember, 

 

Und was zeigte sich da? Glühweinstände zahlen wesentlich weniger Gebühren als beispielsweise Imbissstände. Dafür hatte die GAL kein Verständnis. Das Verhältnis sollte eher umgekehrt sein. Warum soll der Bratwurststand mehr bezahlen, als der Glühweinstand? - so fragte sich die GAL-Fraktion. Durch eine geringere Verdienstspanne kann das nicht begründet werden, wenn man sich den Wareneinsatz bei dem adventlichen Trendy-Drink betrachtet.

Es sei der Tatsache geschuldet, so die Erklärung von der Referentenbank, dass auch die Glühweinstände zwar mit allen anderen Ständen am Weihnachstmarkt bereits um 9 Uhr öffnen müssten, die ersten Stunden aber mangels Glühwein-Trinkfreudigkeit der BambergerInnen nur wenig Umsatz einfahren könnten. Dafür - so wenden wir win - brummt es aber später um so mehr, wie unschwer jeden Tag im Dezember zu registrieren ist. Außerdem würde eine Erhöhung und Anpassung der Gebühren bei Glühweinständen den einzelnen Becher Glühwein allerhöchstens im einstelligen (!) Centbereich verteuern, und 10 Cent wären wahrlich jedem Glühweintrinker und jeder Glühweintrinkerin zuzumuten. Zahlen tun wir alle sowieso - in Form der Bezuschussung für das Marktwesen - nur halt alle zusammen, auch NichtglühweintrinkerInnen.

Inhaltlich bekam die GAL von den Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen Recht. Keiner versteht so recht, warum hier ein Unterschied zwischen Glühwein und Bratwurst gemacht wird und im Privatgespräch klopfen einem die Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen dann auf die Schulter: "Richtig, die Glühweinstände müssten viel mehr zahlen."  Warum dann allerdings die Abstimmung über einen GAL-Antrag, der genau dies zum Ziel hatte, von allen anderen abgelehnt wurde, bleibt ein (leider altbekanntes) Rätsel. An überhöhtem Glühweinkonsum jedenfalls konnte es (noch) nicht gelegen haben, denn vor dem Sitzungssaal gab es nur Kaffee als Heißgetränk.

Bei den Haushaltsberatungen jedenfalls will die GAL das Thema nochmals zur Sprache bringen, vielleicht betrachten die Kolleginnen und Kollegen die Sache dort etwas nüchterner.

Peter Gack