BAmberger Thema

Studieren ohne Dach über dem Kopf 2.11.2011
Bildung+Schule, Aktuelles, BA-Thema, Bauen+Denkmal
In drei Dingen sind sich alle einig: Die Situation ist schlimm, es wurde versäumt vorzusorgen, und schuld daran sind natürlich alle anderen.

Harmonie wie noch nie – so oder so ähnlich könnten Zyniker den zweiten Tagesordnungspunkt der Vollsitzung des Bamberger Stadtrates im Harmoniesaal letzten Mittwoch betiteln. Die Abhandlung dieses Punktes dauerte rekordverdächtige 110 Minuten. Hintergrund der Debatte war der enorme Zuwachs an Studenten und die damit verbundene katastrophale Wohnsituation in Bamberg. Hierzu gaben zunächst Vertreter der Bamberger Studentenschaft sowie der Universität, darunter Uni-Präsident Godehard Ruppert, Stellungnahmen ab.

Die Ursachen für die kritische Situation waren schnell gefunden: Doppelter Abiturjahrgang und Aussetzung der Wehrpflicht sorgen für Wohnungsknappheit und überfüllte Hörsäle. Beide Faktoren sind seit geraumer Zeit bekannt. Dennoch wurde nichts getan, um sich angemessen auf die aktuelle Lage vorzubereiten, was sowohl von Seiten des Stadtrates als auch von den Studierenden mehrmals scharf kritisiert wurde. Sinnvolle Lösungsvorschläge hatte allerdings niemand anzubieten.

Besonders angespannt war die Atmosphäre nach dem Bericht des Leiters des Studentenwerks Würzburg Michael Ulrich. Dieser erklärte, dass der geplante Bau von Container-Wohnheimen nicht realisiert werden könne. Darüber zeigte sich der gesamte Stadtrat empört und Oberbürgermeister Starke sprach sogar von Vertrauensbruch.

Dann gingen die Streitereien und Schuldzuweisungen noch eine Weile hin und her. Der Ton wurde schärfer und die Stimmung geladener. Jeder war sich der prekären Lage bewusst. Vor allem schien es jedem klar zu sein, dass es immer schwieriger wird, die Versäumnisse der letzten Monate zu korrigieren. Gebracht haben die 110 Minuten eigentlich nichts.

Wie unangenehm der derzeitige Zustand für viele Studenten und Studentinnen in Bamberg ist, kann ich aus erster Hand bezeugen, da ich selbst in diesem Semester mit dem Studieren in der Feldkirchenstraße begonnen habe, wo die Umstände besonders extrem sind. Während den Vorlesungen auf dem Boden zu sitzen, kann man schon mal in Kauf nehmen, aber bei dem Gedanken, das das restliche Semester Woche für Woche zu machen, verliert man schnell die Lust am neuen Lebensabschnitt. Dazu kommt die unbefriedigende Wohnsituation, was dazu führt, dass einige Studierende gezwungen sind, täglich von Nürnberg oder sogar München zu pendeln. Eine unzumutbare Belastung! Vor allem, wenn man bedenkt, dass sich die Studenten dieses „Vergnügen“ 515 Euro Studiengebühren pro Semester kosten lassen.

Fest steht, irgendjemand hat irgendwo auf ganzer Linie versagt. Ob der Freistaat Bayern, das Studentenwerk Würzburg, OB und Stadtrat oder sonst wer. So wie die Situation im Moment für viele Studenten in Bamberg ist, kann sie nicht  bleiben!

Jonas Knoblach

(Jonas Knoblach ist Student der Politikwissenschaft im ersten Semester und nimmt derzeit am Mentoring-Programm der GAL-Stadtratsfraktion teil.)



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