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Nur rasant ist attraktiv! | 11.05.2018
Verkehr, Aktuelles, BA-Thema
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Gaspedalgesteuerte Verkehrspolitik: Stadtratsmehrheit und Stadtverwaltung lehnen Tempo 50 auf dem Berliner Ring rundweg ab.
Bericht aus dem Umweltsenat Preisfrage: Was vermuten Sie? Wenn ein Auto auf ein anderes prallt, welcher Aufprall ist härter und hat schlimmere Folgen: ein Aufprall mit der Geschwindigkeit von 70 km/h oder ein Aufprall mit der Geschwindigkeit von 50 km/h? Richtig: Der Zusammenstoß bei höherer Geschwindigkeit hat deutlich schwerwiegendere Konsequenzen für die Insassen der Autos. Reaktions- und Bremsweg von Tempo 50 sind um die Hälfte kürzer als im Vergleich zu Tempo 70. Das geht aus Berechnungen des ADAC hervor: „Wenn ein Auto, das mit Tempo 50 unterwegs war, zum Stehen kommt, hat ein Auto bei Tempo 70 immer noch eine Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern. Das kann über Leben und Tod entscheiden.“ Im jüngsten Umweltsenat beeindruckten diese Fakten überhaupt nicht. Die GAL hatte eine Geschwindigkeitsbeschränkung von Tempo 50 für den gesamten Berliner Ring beantragt und dies mit den hohen Unfallzahlen dort begründet. Doch sowohl die Stadtverwaltung als auch die Stadtratsmehrheit stimmten dagegen, mit folgendem Argument: „Die Geschwindigkeit ist (…) bei den Unfallauswertungen zu den Unfallhäufungen nicht die Unfallursache.“ Das heißt, es wird in der Bamberger Verkehrspolitik ausschließlich gegen Ursachen vorgegangen. Dass Unfallfolgen (Tod, schwere Verletzungen) durch Tempo 50 aber vielleicht merklich abgemildert werden könnten, interessiert das Gremium nicht weiter. Außerdem will sich die Auto-Lobby in Rathaus und Stadtrat die jetzige schöne „Grüne Welle“ nicht kaputt machen lassen, die eben derzeit nur bei Tempo 70 funktioniert. Klar, gab die Stadtverwaltung zu, könnte man alle Ampeln auch so umstellen wie von der GAL gefordert, dass es eben die „Grüne Welle“ nur bei Tempo 50 gibt. Aber das würde einen „großen finanziellen und logistischen Aufwand“ bedeuten – und wäre es das wert, für ein paar weniger oder weniger schlimm verletzte Menschen? Nicht doch! Es bleibt also dabei: Der Berliner Ring soll so bleiben wie er ist: Rasant und für Autofahrende “leistungsfähig bzw. attraktiv“. So ist Bamberger Verkehrspolitik.
(Alle Zitate aus dem Sitzungsvortrag zum Umweltsenat.) sys |
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