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Kampagne Veggie-Donnerstag - im Bamberger Stadtrat fast zerfleischt |
30.03.2012
Umwelt+Klima, Aktuelles, Klatsch+Tratsch, BA-Thema, Sylvia Schaible
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Ist es einem Bamberger zumutbar, einmal
in der Woche auf Fleisch zu verzichten, und das auch noch an einem Kloß-Donnerstag? Im Stadtrat gab es dagegen größte Beden- ken. Immerhin stehen Traditionen auf dem Spiel! Drei Viertel Stunden Kampf ums Fleischfressen - im Bamberger Stadtrat rumorte es gehörig. Nicht einmal der Tagesordnungspunkt „Konversion“, wo es um die Zukunft von sage und schreibe 440 Hektar neuer Stadtfläche nach Abzug der Amerikaner ging, nahm so viel Zeit bei der letzten Stadtratssitzung in Anspruch. Es ging aber auch ans Eingemachte! Das Ansinnen von Bamberger BürgerInnen, die bei der letzten Bürgerversammlung erfolgreich den Antrag gestellt hatten, Bamberg solle bei der Kampagne "Veggie-Donnerstag" mitmachen, brachte zahlreiche StadträtInnen in Wallung. Erwartungsgemäß an die Spitze der der Anti-Veggie-Kampftruppe setzten die beiden Metzger unter den BürgervertreterInnen, Matthias Alt (Für Bamberg, ehemals BBB) und - nomen est omen - Michael Kalb von der CSU. Sie verteidigten bis aufs Fleischmesser das freie Recht auf Fleischkonsum – und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Doch auch andere meinten, vor allem den Donnerstag vor der Fleischlosigkeit beschützen zu müssen. Der Donnerstag, so hieß es, sei traditionell ein „Kloßtag“ – und da Klöße nicht ohne Braten mit Soße schmecken, könne der Donnerstag unmöglich dem Vegetarismus geopfert werden. Zudem, so war zu hören, sei ja schon der Freitag im gut katholischen Bamberg ein Tag des gottergebenen Fleischfastens. Und dazu käme noch der Süßspeisen-Mittwoch, der mangels Vorhandenseins süßer Fleischspeisen ebenso ohne Speck, Wurscht und Lendla auskommen müsse. Speisentraditionen – bekannter- und unbekannterweise – wurden also herauf und herunter gebetet, so dass sich den anwesenden Veggi-VerfechterInnen im Publikum wohl schon der Magen herumdrehte. Der GAL-Antrag, sich schlicht und einfach an der Veggi-Donnerstag-Kampagne zu beteiligen, hatte – wie zu erwarten – dann auch keinerlei Aussicht auf Erfolg. Allerdings werden wegen Bambergs Spezial-Befindlichkeiten über die Frage, welcher Tag für Fleischverzicht denn nun akzeptabel ist oder nicht, wohl weder die weltweite Kampagne des Veggie-Donnerstags noch das Gregorianische Kalendersystem vollständig umgekrempelt. Und letztendlich geht es ja auch nicht um den Wochentag, sondern um ein Zeichen und einen Schritt in die richtige Richtung. Immerhin könnten 52 fleischfreie Tage in Bamberg (egal wann in der Woche) rein rechnerisch 9255 Tonnen CO2 einsparen. Das sah dann doch auch die Stadtratsmehrheit ein. Und so wurde mit 34 zu 8 Stimmen beschlossen, dass die Stadtverwaltung mit den Bamberger Veggie-Akteuren Kontakt aufnehmen soll, um eine mögliche Umsetzung der Kampagne auch in Bamberg zu konkretisieren. Vor der Sommerpause soll das Thema noch mal in den Stadtrat. Bis dahin: Guten Appetit! sys |
Am Dunnersdooch gibbds an Broodn mit Klöös - fäddich! |
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