BAmberger Thema
Kinderbetreuung unter Drei: Soll erfüllt und doch nicht erfüllt |
4.06.2012
Soziales, Aktuelles, BA-Thema
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Ab August 2013 dürfen exakt 441 Bamberger Eltern ihren Anspruch auf einen Betreuungsplatz für ihr Kleinkind geltend machen, aber nicht mehr. Denn dann käme die Stadt ganz schön ins Hudeln...
Die Pressestelle der Stadt gab letzte Woche eine Pressemitteilung zum Ausbau der Krippenplätze in Bamberg heraus. Darin war die Rede davon, dass Bamberg den Ausbau "übererfüllt" habe. Wörtlich heißt es: "Der Rechtsanspruch sieht vor, dass für 35 Prozent der Kinder vom vollendeten 1. bis zum 3. Lebensjahr ein Betreuungsplatz zur Verfügung steht – in Bamberg wären das 407 Plätze. Tatsächlich werden es zum Stichtag 1. August 2013 in Bamberg 401 Krippenplätze und mindestens 40 Plätze in Kindertagespflege sein. Dies entspricht einem Versorgungsgrad von 38 Prozent und damit drei Prozent mehr als gesetzlich vorgeschrieben." Damit verdreht die städtische Pressestelle wieder einmal die Lampe der Wahrheit, um ihren Oberbürgermeister auch ja im rechten Licht erscheinen zu lassen. Richtig ist zweifellos, dass in den vergangenen Jahren viele Betreuungsangebote geschaffen wurden und die Stadt dies wesentlich gefördert hat. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, der ab nächstem Sommer gilt, heißt aber nicht, dass nur 35% der Kinder ein Recht auf einen Krippenplatz haben. Nein, ALLE haben das Recht!!! Lediglich die Bundesregierung, sprich Frau Familienministerin Schröder, geht davon aus, dass nur 35% der Eltern dieses Recht in Anspruch nehmen werden, dass mithin eine Bedarfsdeckung von 35% ausreichen wird. Dieser Wert ist ein rechnerischer Durchschnittswert, der außerdem einkalkuliert, dass der Bedarf regional unterschiedlich ist und z. B. in Städten anders aussieht als auf dem Land. Ob also in Bamberg diese 35% oder sogar die tatsächlich erreichten 38% genügen werden, ist noch fraglich. Tatsächlich gilt: Für alle Kinder, deren Eltern das wollen, muss ein Betreuungsplatz zur Verfügung stehen. Das können die Eltern nach derzeitiger Gesetzeslage einklagen. Wenn in Bamberg im August nächsten Jahres also Eltern von mehr als 441 Kindern einen Platz brauchen, was durchaus nicht unwahrscheinlich ist, dann sieht die Stadt ziemlich alt aus. Sollten Eltern in diesem Fall tatsächlich klagen, müsste die Stadt deren Kind irgendwie in eine angemessene Betreuung bringen: Tagesmutter zahlen? private Erzieherin engagieren? ... Ob sich die städtischen Juristen darauf schon mal vorbereiten? Was wir jedenfalls heute schon brauchen, sind keine bloßen Lobhudeleien und falsche Behauptungen, sondern eine klare Bedarfserhebung (das könnte man sofort umsetzen) und einen noch verstärkteren Ausbau an Plätzen. Tüchtig, Herr Starke, so weit so gut - aber Hände in den Schoß legen ist nicht angebracht! pega/sys |
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