BAmberger Thema

„Es geht nicht um ‚mehr wär schöner‘, sondern um Bedarfsdeckung“ 17.05.2016
Soziales, Aktuelles, BA-Thema, Tobias Rausch
Im Jahr 2018 wird es massiv zu wenig
Kindergartenplätze in Bamberg geben. Um
den Bedarf zu decken, muss die Stadt Geld
locker machen. Denn Geld ist da, man muss
sich nur entscheiden, wofür man es ausgibt.
Und das ist eine politische Entscheidung.

Bericht aus dem Jugendhilfeausschuss

Die Betreuung des Nachwuchses ist für viele Familien ein zentrales Thema. An dieser Möglichkeit hängen häufig weitreichende Entscheidungen und Konsequenzen für die Familien, gerade auch für Alleinerziehende: Wie geht es beruflich weiter, welche Arbeitszeiten macht der Kindergarten möglich? Wer übernimmt welche Hol- und Bringdienste? Wie geht sich das zeitlich und räumlich mit den anderen Kindern aus? Wo kann ein Nachbar, die Freundin oder der Opa unterstützen? Gibt es Angebote für Kinder mit Krankheit oder Behinderung?

Kinderbetreuung ist also auch in Bamberg ein wichtiges Thema, möchte man meinen, heftet sich die Stadt doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Etikett „Familienfreundlich“ ans Revers und möchte noch mehr Familien zum Wohnen und Arbeiten in die Stadt locken. Unter anderem mit einer guten Infrastruktur für die Kinderbetreuung könnte dies durchaus gelingen.

Doch gab es im Jahr 2014 noch eine Übereinstimmung von Bedarf und Angebot, geht die Schere seitdem merklich auseinander. Die aktuelle Prognose zeigt einen deutlich steigenden Bedarf an Kindergartenplätzen. Wird das gegenwärtige Angebot nicht ausgebaut, fehlen im Jahr 2018 nach den Zahlen des Jugendamtes 267 Kindergartenplätze. Dabei sind weder zuziehende Familien noch Flüchtlingskinder berücksichtigt! Die Verwaltung berichtet regelmäßig über Stand und Entwicklung der Kinderbetreuung. Die Texte und Grafiken – und damit die Botschaft hinter den Zahlen – ändern sich jedoch kaum. In diesem Jahr steht im Sitzungsvortrag allerdings ein bemerkenswerter Satz: „Allein scheitert ein weiterer Ausbau derzeit an der Finanzlage der Stadt Bamberg.“

Nein! Der Ausbau scheitert nicht an der Finanzlage, sondern am politischen Willen. Der politische Wille für die von Brose gewünschte Flugplatzhalle, samt Tower und Umzäunung der Landebahn ist in Millionenhöhe vorhanden, ebenso wie für den vermeidbaren Neubau der Franz-Fischer-Brücke in Bug, ein überteuertes Weltkulturerbezentrum in den Unteren Mühlen oder eine Lautsprecheranlage für die Sandkerwa. Dafür macht die Stadtratsmehrheit mit einem Federstrich viel Geld locker.

Es geht bei der Kinderbetreuung nicht um ‚mehr wäre schöner‘, sondern es geht um die Deckung eines erkannten Bedarfes für Familien. Der Bedarf für die Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze wurde vom Jugendhilfeausschuss zwar einstimmig anerkannt und man empfahl, Maßnahmen zur Schaffung von weiteren notwendigen Plätzen zu verfolgen, doch das alles nur vorbehaltlich der Mittelbereitstellung. Womit wir wieder bei der Gretchenfrage sind: Folgen den Worten auch die Gelder?

Es braucht nun den gemeinsamen politischen Willen aller Fraktionen, die zugegeben knappen finanziellen Ressourcen der Stadt so zu lenken, dass wir einer Bedarfsdeckung bei der Kinderbetreuung möglichst nahe kommen. Das wäre ein wirklicher Baustein für eine familienfreundliche Stadt Bamberg und nicht nur schöne Worte.

Tobias Rausch



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