BAmberger Thema

Schuld sind natürlich die Radler ... 10.07.2015
Klatsch+Tratsch, Aktuelles, BA-Thema, Soziales, Tobias Rausch
Zum Glück ist die Welt in Ordnung,
dank Popcorn, radelnden Sündenböcken
und rechter Gewalt, die sich so schön in
Statistiken fassen lässt. Sitzungen des
Sicherheitsbeirats muten zuweilen schon
recht seltsam an, wie GAL-Stadtrat
Tobias Rausch findent.

Bericht aus dem Sicherheitsbeirat

Zweimal im Jahr tagt der Bamberger Sicherheitsbeirat. Es dreht sich meist um trockene Zahlen aus der Polizeistatistik, die dort von der Polizeiinspektion BA-Land in ihrem Sicherheitsbericht vorgetragen werden. Interessant kann es dann aber dennoch werden.

Vorgezogener Punkt: Sandkerwa und ihr Sicherheitskonzept. Sorgen einer anwesenden Stadträtin, ob sie auch in diesem Jahr trotz der aus Sicherheitsgründen notwendig gewordenen Neuregelungen rund um die Markusbrücke am gleichen Ort ihr legendäres Popcorn bekommen könne, konnten sogleich zerstreut werden. Interessant auch die Auskunft, dass die vom Veranstalter einzureichenden Unterlagen zum Sicherheitskonzept jetzt "weitgehend vorliegen".

Darauf folgend: Zahlen zur Kriminalstatistik und Schulterklopfen ob der Meldung, Bamberg sei (zumindest bezogen auf Einbruchsdelikte) die, Zitat, "sicherste Stadt der Welt - äh, Deutschlands". Eine leider niedrige, und auch noch sinkende Aufklärungsquote (2010: 19%; 2014: 15%) bei einer steigenden Anzahl von Fahrraddiebstählen, die wohl laut Aussage der Polizeibeamten hauptsächlich irgendwas mit den Studierenden zu tun haben. Abenteuerlich war ebenfalls die Einschätzung der Beamten, dass der Rückgang der gefährlichen und schweren Körperverletzung insbesondere von 2010 auf 2011 - ganz klar - etwas mit der Verschärfung der Sperrzeitregelung zu tun haben muss. Und an Aufklärung und Sanktionierung gegenüber *Autofahrern* im Zusammenhang mit der hohen Zahl an Unfällen, in die Radfahrende verwickelt sind, mag man gar nicht denken. Also auch hier: Die Radler sind vor allem Schuld - und die Verkehrsplanung.

Motiviert u.a. durch die wiederholten Anschläge auf das Balthasar wurde dann auf meinen Antrag hin der Punkt "Rechte Szene in Bamberg und potentielle Gefahren dadurch" behandelt. Die Presse verlässt den Raum. Vielleicht auch demotiviert durch den wenig ambitioniert vorgetragenen Bericht über die politisch rechts motivierten Straftaten seit der Demo zum "Asylmissbrauch" im November 2014? Man habe das im Griff, die meisten Szeneanhänger seien der Polizei namentlich bekannt und man tue was man kann. Ob dies auch für die immer mal wieder auftauchenden (latenten) rechten Meinungsbekundungen gilt, sei mal dahingestellt. Ob Rufe nach verschärfter Abschiebepraxis durch Anwesende dazu zählen sollten, ebenfalls. Hielten sich 2013 die "politisch motivierten Straftaten" von links (9) und rechts (10) die Waage, schlug das Pendel in 2014 nach rechts aus. 27 von rechts stehen 18 von links gegenüber, der Großteil resultiert jedoch aus Demo und Gegendemo im November 2014. Die Schmierereien in der Geisfelder Straße waren übrigens die erste politisch motivierte Straftat in Flüchtingseinrichtungen in Bamberg. Dennoch gibt es regelmäßige Bestreifung und Präsenz, man sei "gern gesehener Gast" dort. Bleibt zu hoffen, dass es sich in Bamberg nicht auf hohem Niveau einpendelt - und dass man wachsam bleibt.

Tobias Rausch



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