BAmberger Thema
Stadtviertel lebendig halten statt Konzerne bedienen | 18.11.2014
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Öffentliche Fraktionssitzung der GAL beschäftigte sich mit Nahversorgung in der Wunderburg
Pressemitteilung Plant die Stadt für auswärtige Konzerne statt für die BürgerInnen in der Wunderburg? Diese provokante Frage wurde bei der öffentlichen Fraktionssitzung der GAL-Stadtratsfraktion in der Brenner-Stub’n im Mahrsbräu gestellt. Die darin enthaltene Kritik macht sich an dem Einkaufszentrum fest, das auf dem ehemaligen Glaskontor-Gelände entstehen soll. Mit 1.300 qm Verkaufsfläche soll der Markt erheblich größer werden als der bestehende Supermarkt „Nahkauf“ (vormals „Komet“) mit seinen 800 qm. Er soll außerdem ein Vollsortiment anbieten, mit Metzgerei und Bäckerei, und dazu noch weiteren Geschäften wie Friseur oder Textilladen Raum bieten. „Die bestehenden kleinen Geschäfte in der Wunderburg – und das sind immerhin noch 35 – werden dann sterben“, prophezeite Matthias Alt von der gleichnamigen Metzgerei. „Eine solche Planung geht voll an den Bedürfnissen des Viertels vorbei.“ Ein Supermarkt in der Größenordnung des jetzigen „Nahkauf“ sei völlig in Ordnung und angemessen, um 60% größer würden aber die Strukturen des Viertels zerstört. Denn: „Unser ganzes Viertel ist heute der Vollsortimenter.“ Überdies fühlten sich die EinzelhändlerInnen in der Wunderburg von der Stadt getäuscht, so Alt, denn man habe etwas anderes versprochen. Kritik kam auch von der GAL-Fraktionsvorsitzenden Ursula Sowa. Die alte Reithalle, an deren Stelle das neue Einkaufszentrum entstehen soll, hätte ursprünglich gar nicht abgerissen werden sollen. Ihrer Meinung nach hätte man in dem stadtteilprägenden historischen Gebäude durchaus einen kleinen Supermarkt unterbringen können. „Leider wurde die Reithalle nicht in die Denkmalliste aufgenommen, und interessierte Konzerne signalisierten der Stadt, dass sie mit Größe und Struktur der Halle nichts anfangen könnten. Deshalb hat das Immobilienmanagement der Stadtverwaltung die Reithalle abreißen lassen, um Platz für einen großen Markt nach Wunsch der Konzerne zu schaffen.“ Die GAL-Stadträtinnen Petra Friedrich und Gertrud Leumer, selbst Bewohnerinnen und Einkäuferinnen in der Wunderburg, kritisierten diese Vorgehensweise scharf: „Die Stadt hat nicht nur die Planungshoheit über das Gelände, sie ist auch Eigentümerin. Sie hat die Entscheidung voll in ihrer Hand, was für einen Markt es dort gibt, wie viel Verkaufsfläche, welcher Konzern, welche Geschäfte. Stadtverwaltung und Stadtrat müssen im Interesse des Viertels und seiner BewohnerInnen handeln, nicht Konzerne bedienen.“ GAL-Stadtrat Wolfgang Grader forderte, dass man aus dem, was anderswo schon falsch gelaufen sei, lernen müsse: „An den Standorten Babenbergerring, Kaulberg und Brennerstraße/Pödeldorferstraße mussten wegen verfehlter Stadtteilpolitik viele Geschäfte schließen. Bamberg muss hier endlich umdenken und künftig die Stadtviertel kleinteilig lebendig halten.“ Besonders positiv hervorzuheben sei das bürgerschaftliche Engagement in der Gartenstadt, wo die BürgerInnen den Verbleib eines kleinen Supermarkts nun selbst in die Hand nehmen wollen. sys |
Lageplan und Rahmenkonzept für das Glaskontor-Gelände in der Wunderburg, 2014. Ecke links oben: das geplante Einkaufszentrum Öffentliche GAL-Fraktionssitzung in der Brenner-Stub'n |
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