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Das bisschen Unfallhäufigkeit… | 16.03.2016
Verkehr, Aktuelles, Gertrud Leumer, BA-Thema
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Der Umweltsenat lehnte Tempo 30 im Kreu-
zungsbereich Annastraße/Starkenfeldstraße ab. Es seien einfach zu wenig Unfälle, um ein Abbremsen der Autos zu rechtfertigen, meinte die autolobby-gesteuerte Mehrheit im Umweltsenat. Bericht aus dem Umweltsenat Die Diskussion im letzten Umwelt- und Verkehrssenat verlief für mich äußerst zynisch: Schon allein über die Frage, ab wann (also ab welcher Anzahl von Unfällen und ob mit oder ohne Verletzte) eine Einmündung als "Unfallhäufigkeitsstelle" bezeichnet werden kann oder nicht, ist einfach nur makaber. Dennoch konnten sich die Experten und Senatsmitglieder trefflich und lange darüber streiten. Für die GAL ist jeder Unfall und jeder verletzte Mensch einer zuviel! Allein im Zeitraum der letzten drei Jahre, nämlich von 2013 bis 2015, haben sich im Kreuzungsbereich Starkenfeldstraße/Annastraße nach den uns vorliegenden Unterlagen der Polizei elf Unfälle ereignet, sechs davon mit Verletzten. Im Jahr 2009 gab es sogar einen tödlichen Verkehrsunfall einer Radfahrerin an genau dieser Stelle. Da braucht es keine Formaldiskussion, sondern einfach nur gesunden Menschenverstand und Empathiegefühl, um festzustellen: Hier muss sich etwas ändern! Der Bereich ist ein viel genutzter Mobilitätspunkt in der Stadt: Neben den vielen Radfahrenden auf der "Cityroute 8" sind auch sehr viele Fußgänger*innen, davon besonders viele Schüler*innen der anliegenden Schulen und Eltern mit Kindern der Kindertagesstätte Arche Noah unterwegs. Durch die nahe liegenden Einkaufsmärkte und die neue Bahnunterführung haben sich die Fußgängerwege noch verstärkt. Eine Querung der breiten Starkenfeldstraße, auch mit Querungshilfe, ist für alle Fußgänger*innen und Radler*innen immer wieder eine Herausforderung. Dies liegt vor allem daran, dass der motorisierte Verkehr sowohl stadtein- als auch stadtauswärts mit hoher Geschwindigkeit die Starkenfeldstraße befährt. Eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 km/h würde die Gefahrenlage erheblich entschärfen, weil die Verkehrsteilnehmenden besser aufeinander reagieren können. Sie wäre außerdem kurzfristig und kostengünstig umsetzbar. Deshalb stellte die GAL den Antrag eines Bürgers, der in der Bürgerversammlung vom 29.10. schon mit großer Mehrheit angenommen wurde, in der Sitzung nochmals zur Abstimmung „Die Höchstgeschwindigkeit im Bereich der Pfisterbrücke bis hin zur Querungshilfe an der Einmündung zur Annastraße wird auf 30 km/h reduziert, um die Sicherheit für Fahrradfahrer und Fußgänger zu erhöhen.“ Doch vergebens. Von Seiten der Verwaltung und namentlich der Kollegin Redler (Freie Wähler) wurde uns immer wieder vorgehalten, diese Maßnahme würde aufgrund der zu geringen Unfallhäufigkeit an dieser Stelle vor Gericht nicht standhalten. Doch dem steht die allgemeine Verwaltungsvorschrift zur StvO entgegen: Die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer geht vor der Flüssigkeit des Verkehrs! Wir hätten es darauf ankommen lassen, das wäre der GAL die Unversehrtheit von Menschen schon wert. Und überhaupt: Wer soll dagegen eigentlich klagen??? Dem GAL-Antrag schlossen sich jedoch nur noch die drei Kolleg*innen der SPD an, so dass er gegen fünf Stimmen abgelehnt wurde. Eine ziemlich skurrile Tempo-30-Regelung wird es aber doch geben. Das auf der Brücke schon bestehende Tempo-30-Gebot für Lkws soll nun bis zur Annastraße ausgeweitet werden. Dieser Vorschlag der SPD konnte sich mehrheitlich durchsetzen. Der große Beschluss dieser Sitzung, nach langer Diskussion und gegen die zwei Stimmen der GAL, beinhaltet, dass in der Annastraße eine bauliche Mittelinsel installiert wird, die die Autofahrer*innen zwingt, weiter in die Starkenfeldstraße einzufahren, um abzubiegen. Ob dadurch weniger oder vielleicht sogar mehr Unfälle passieren, müssen wir jetzt leider erst mal wieder abwarten. In einem Jahr will die Verwaltung einen Erfahrungsbericht liefern. Doch schon jetzt kann prognostiziert werden, dass dann die Autos mit ihrem Heckteil auf dem bestehenden Fahradweg der Cityroute 8 stehen und den dort radelnden Radfahrer*innen im Weg sind. Während also die städtische Pressestelle Bamberg als neue „Fahrradhauptstadt Süddeutschlands“ feiert, beschließt man im Umweltsenat fröhlich neue Hindernisse auf einer Radverkehrshauptachse. Gertrud Leumer
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Kreuzungsbereich Starkenfeldstraße / Annastraße |
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