BAmberger Thema

Durchschaubare Profilneurose der CSU 10.08.2011
Aktuelles, BA-Thema, Sylvia Schaible, Soziales, Klatsch+Tratsch
In der Gartenstadt werden Unterschriften
gesammelt, um ein Asylbewerberheim am
Stadtrand zu verhindern. Das macht vor allem
eines deutlich: eine in der Identitätskrise
befindliche CSU auf billiger Sinnsuche.

Die Ankündigung, dass in Bamberg 200 AsylbewerberInnen untergebracht werden sollen, scheint für die Bamberger CSU ein reiner Segen zu sein - zumindest für die beiden CSU-Politiker Peter und Matthias Neller, ersterer Noch-, letzterer Ex-CSU-Stadtrat.

Endlich hat man mit dem wiederbelebten Feindbild "Asylant" ein Stück verloren gegangenes Weltbild zurück, das in den letzten Jahren und Monaten ach so arg demontiert worden war. Wo ein adliger CSU-Militär, noch dazu ein oberfränkischer, zuerst die Wehrpflicht abschaffte und dann wegen Betrugs baden ging, wo eine CSU-Ministerin nachhaltig Väter in Elternzeit schicken und die Frauenquote in Unternehmen einführen will, wo sogar die eigene Unions-Bundeskanzlerin reihenweise Atomkraftwerke abschaltet und der CSU-Horst sich als „schon-immer-Atomkraftkritiker“ outet – da muss einer CSU-Seele ja wohl die ordentliche Weltsicht verschwurbeln, oder?

Gott sei dank können die CSU-Nellers in der Gartenstadt nun wieder politisch zuschlagen und alte Vorurteile aufwärmen: Asylanten bedeuten Gefahr, zerren womöglich Kinder in die Büsche, fressen uns die Wurst vom Teller, machen die Immobilienpreise kaputt und sind überhaupt im Straßenbild gar nicht hübsch anzuschauen. Umgehend werden Bürgerbekundungen gegen die AsylbewerberInnen gesammelt (geschickt getarnt als Umfragebogen) – und ich sehe schon wieder (wie vor einigen Jahren) Bürger hier im Fraktionshaus umherirren, die wissen wollen, „wo man denn hier gegen Ausländer unterschreiben kann“.


Hoffentlich treffen die Protestanführer auf viele BambergerInnen, die sich verweigern, die nicht die Augen verschließen vor Verfolgung, Hunger und Elend, Ausbeutung und Perspektivlosigkeit der Menschen, die aus armen Ländern zu uns fliehen – nicht um uns auszubeuten und uns Schaden zuzufügen, sondern um hier sicher zu leben, zu arbeiten und endlich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Menschen, die zu uns kommen, weil wir mit verantwortlich dafür sind, dass in ihren Heimatländern genau die Zustände herrschen, die sie zum Weggehen zwingen.

Hoffentlich kommen den BambergerInnen, denen solche populistischen "Fragebögen" vorgelegt werden, die Bilder von den hungernden Menschen in Somalia in den Sinn – und von dem Zusammenhang der zwischen diesem Hunger, dem Klimawandel und unserer Energiepolitik besteht.

Hoffentlich denken die BambergerInnen beim Blick auf das Listen-Klemmbrett beispielsweise an die Alten in unserem Land, für die immer weniger Pflegekräfte zur Verfügung stehen und daran, dass wir fleißige Menschen, die hier arbeiten wollen, durchaus brauchen können.

Hoffentlich haben die BambergerInnen nachgerechnet, dass, wenn Bamberg 200 AsylbewerberInnen aufnimmt, man statistisch an 349 Personen vorbeilaufen muss, um dann mal auf eine oder einen dieser AsylbewerberInnen zu treffen. Oder anders gesagt: In sieben voll besetzten Bussen sitzt dann gerade mal einer von ihnen.

Hoffentlich erkennen wir Panikmache - Panikmache auf Kosten der Schwachen, der Hilfesuchenden, derer, die sich nicht wehren können – Panikmache aufgrund CSU-interner Profilneurose – durchschaubar, billig, platt.

sys


Dieter Schütz pixelio.de

Auch eine Asylsuche, liebe CSU-Nellers!


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