BAmberger Thema

CSU-Theater auf Wahlkampf-Nebenbühne 30.09.2011
Klatsch+Tratsch, Aktuelles, BA-Thema, Sylvia Schaible
Die CSU stellt einen OB-Kandidaten auf, der
kein Mitglied der CSU ist, aber auf Stimmen
des Bamberger Bürger Blocks hofft. Na also,
die CSU hat ja doch noch politisches
Unterhaltungspotenzial... Ein Kommentar.

Der OB-Wahlkampf mit der CSU könnte spannend werden, zumindest am Rande. Nicht weil der smarte Oberbürgermeister Andreas Starke irgendwie fürchten müsste, von dem frisch nominierten CSU-Gegner aus dem Sattel gehoben zu werden. Aber was innerhalb der CSU so vor sich gehen wird, könnte des Voyeurismus von Bamberg-Politik-Interessierten schon wert sein.

Nicht zum ersten Mal stellt die CSU einen Nicht-CSU-Mann als Kandidaten auf. Das tat sie auch schon mit Herbert Lauer im Jahr 2000. Da hatte der aber bereits eine Amtszeit (gewählt als ÜBG-Kandidat) hinter sich, und für die CSU war es strategisch günstig, einfach mit auf Sieg zu setzen.

Jetzt aber ist das ein Wagnis. Gerhard Seitz ist kein Parteimitglied, hat keinen Stallgeruch, ist als Quereinsteiger erst seit der letzten Stadtratswahl 2008 bei der CSU, gibt sich elitär – nicht eben der Traum an CSU-Stammtischen, oder? Überdies weiß man nicht genau, woran man mit ihm ist, mit klaren Aussagen hat er sich bisher nicht hervorgetan, schon gar nicht durch entschiedene Positionierung in der Sozialstiftung, wo er gleichzeitig als Mediziner arbeitet und im Stiftungsrat sitzt. Bekannt sind die amüsanten Karikaturen-Ausstellungen, die er hin und wieder organisiert – immerhin…

Inhalte scheinen auch bei der Aufstellungsversammlung weniger eine Rolle gespielt zu haben. Laut FT-Bericht überzeugte die CSU-Delegierten wohl vor allem das Votum des BBB-Vorsitzenden Norbert Tscherner für Seitz. Ohne den Konkurrenten hofft man wohl auf enormen Stimmenzuwachs im bürgerlichen Lager – erhielt dieser doch bei der letzten Kommunalwahl mehr Einzelstimmen als jede/r andere/r Bewerber/in.

Doch auch hier darf man gespannt sein. Dass Tscherner sich nicht zur Wahl stellt, bedeutet noch nicht, dass seine Wähler nun alle zu Seitz überlaufen. Tscherner-WählerInnen zeichnen sich durch einen gewissen gutbürgerlich-anarchischen Polit-Protest gegen die Etablierten aus – und da scheint der leutselig-freundliche Bauunternehmer mit den manchmal schrägen Einfällen eher bürgernah und gängig als der promovierte Pathologe im weißen Kittel.

Zudem ist der BBB-Spitzenmann als Stimmengarant ein unsicherer Kantonist, denn so einfältig wird er nicht sein, dass er dafür keine Zugeständnisse von Seitz haben will. Man darf amüsiert gespannt sein, welche Forderungen er „seinem“ OB-Kandidaten letztlich unterjubelt und was Seitz da dann alles mitmacht.

Aber was soll’s: So bringt die CSU wenigstens auf eine Nebenbühne noch ein bisschen theatralische Spannung.

Sylvia Schaible



Jutta Rotter pixelio.de


Zur Übersicht: Archiv der Bamberger Themen