BAmberger Thema

Untere Mühlen
- Konzeptlosigkeit aus der untersten Schublade
15.11.2011
Bauen+Denkmal, Aktuelles, BA-Thema, Ursula Sowa
Der neueste Stadtratsbeschluss zu den
Unteren Mühlen verlängert das von Starke
angesetzte Moratorium um ein weiteres
Jahr. Ein weiteres Jahr des Prüfens, kein
Jahr des Handelns.

Aufgrund eines GAL-Antrags kamen die Unteren Mühlen endlich mal wieder auf die Tagesordnung des Bausenats. Ein Rückblick geht Jahre zurück: Nach der Wahl von Andreas Starke als Oberbürgermeister im Jahr 2006 wurde hatten moderne Neubaupläne für eine Hotel heftige Debatten ausgelöst. Deshalb legte Starke die Pläne auf Eis und legte ein Moratorium bis zu den Stadtratswahlen 2008 fest, um das Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Danach sollten die Unteren Mühlen Chefsache werden. Die Chefsache schlummerte dann allerdings noch weitere Jahre in einer Rathausschublade.

Seit Juni 2010 liegen nun drei neue Entwürfe vor, die allerdings heute erst zur Kenntnis des Stadtrats und damit der Öffentlichkeit kamen. Die Entwürfe sind eine Umplanung, die von dem Architekturbüro vorgenommen wurden, dass vor Jahren den Wettbewerb gewann und dessen Siegerentwurf so sehr ins Kreuzfeuer geriet. Vorgabe waren Planungen für eine Unterbringung des Welkulturerbezentrums mit und ohne Gastronomie, auf jeden Fall aber ohne Hotel. Auch die Stadtwerke wurden dran gesetzt, um zu prüfen, ob eine Nutzung von Wasserkraft sinnvoll sei.

Die Entwürfe - sie lagen in Form wenig aussagekräftiger kleiner Pläne vor - geben drei mögliche Kubaturen vor, die erheblich vom Wettbewerbsergebnis abweichen. Jedoch waren sie bei der Bausenatssitzung ohnehin schon wieder halb obsolet, weil der OB inzwischen plant, das Welterbezentrum am ehemaligen Standort des TKS beim Schloss Geyerswörth unterzubringen. Warum sie nicht in der Öffentlichkeit diskutiert wurden, wollte die GAL wissen. Als Grund wurde der Baureferentenwechsel genannt, der Nutzungswandel (wie gesagt, das Welterbezentrum soll seine Heimat gar nicht mehr in den Unteren Mühlen finden), und - man höre und staune - auch das Unglück in Fukushima musste herhalten, um die eigene Tatenlosigkeit zu erklären.

Das Ergebnis der Stadtwerke lautete eindeutig: Wasserkraft ist an dieser Stelle zwar nutzbar zu machen, aben nicht wirtschaftlich, es rentiert sich nicht.

Und was will nun der Bausenat? Die Stadtwerke sollen erneut prüfen, und zwar innerhalb von zwölf Monaten, inwieweit man Wasserkraft nicht doch gut nutzen könnte. Diese Prüfung soll explizit keine Rücksicht auf die oberirdische Bebauung nehmen.

Die GAL nennt das einen städteplanerisch orientierungslosen Schlingerkurs. Offenbar wird eine gewaltige Unsicherheit an der Stadtspitze, wie an dieser Stelle gebaut werden soll, und keinerlei Konzept oder überzeugende Herangehensweise, wie diese schwierige Frage gelöst werden soll. Starke hat dieses Projekt zu seiner Chefsache erklärt - wir stellen ihm ein Armutszeugnis aus.

Als baupolitische GAL-Sprecherin werde ich mich stark machen für eine zeitgenössische Lösung, die sich in den historischen Kontext einfügt. Die Nutzung der Wasserkraft lässt sich vorbildlich verbinden mit einer gastronomischen Nutzung, die auf die exorbitante Lage in Bamberg einzugehen versteht - aber geplant werden muss das zusammen in unmittelbarer Kombination mit den drei überarbeiteten Architekturentwürfen des Wettbewerbssiegers und nicht isoliert von der Bebauung. Sollte Wasserkraftnutzung wirtschaftlich nicht zu leisten sein, schlage ich eine künstlerische Freiflächengestaltung vor.

Klar ist, dass die Zeit des Moratoriums abgelaufen ist. Handeln ist angesagt. In den Wettbewerb ist sehr viel Zeit, Geld und Hirnschmalz investiert worden. Soll das alles für die Katz gewesen sein?

Ursula Sowa






Foto: Stadt Bamberg

So sah der Siegerenwurf beim Architektenwettbewerb für die Unteren Mühlen 2006 aus.


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