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Finissage: Bambergs Bayerleins bröckeln | 31.03.2017
Kultur, Aktuelles, BA-Thema, Andreas Reuß
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Die Bilder im Sitzungssaal des Bamberger
Stadtrates im Rathaus Maxplatz entstammen der Kunst eines durch und durch national- sozialstisch überzeugten Malers. Das bestätigte nun der Stadtheimatpfleger. Bericht aus der Kultursenatssitzung „Es trägt nicht.“ Eine klare Aussage. Das war das abschließende Urteil des Gutachters Prof. Dr. Andreas Dornheim über die Bayerlein-Gemälde im Sitzungssaal des Rathauses am Bamberger Maxplatz. Als Historiker fühle er sich auch verpflichtet, wie ein Statiker, der ein Gutachten über die Sicherheit eines Gebäudes abzugeben habe, deutlich zu machen, ob die bewussten Gemälde in einem Raum hängen bleiben könnten, der für demokratische Entscheidungen bestimmt ist. Das sei nicht der Fall. Auf Antrag des GAL-Stadtrats Tobias Rausch war der Stadtheimatpfleger und Historiker von Seiten des Kulturreferats um Auskunft über Leben und Persönlichkeit des Malers Fritz Bayerlein vor dem Kultursenat gebeten worden. Das Ergebnis war geradezu niederschmetternd: Bayerlein war nach Ausweis aller Quellen ein hundertprozentiger Nazi, und zwar schon seit 1920 bis zu seinem Tod 1955. Noch in seinen letzten, handschriftlichen Aufzeichnungen finden sich bösartig-antisemititsche Sprüche und Verurteilungen der Demokratie. 1936 waren die Gemälde vom damaligen Nazi-Oberbürgermeister Zahneisen in Auftrag gegeben worden. Dieses Stadtoberhaupt war - als etwaiger Kandidat für die Gauleitung - durchaus eine Säule des verbrecherischen Nazi-Regimes. Nachdem Dornheim sein Gutachten abgegeben hatte, kam es zu Stellungnahmen der Parteien, die das Problem des Umgangs mit den Bildern und mit der NS-Zeit insgesamt wie leider schon so oft wegschieben, verdrängen, im Vagen lassen oder gewissermaßen aussitzen wollten. Es fielen Worte wie „Ich habe keine Lust mehr, mich immer wieder damit zu beschäftigen“ oder in der Nazi-Zeit sei nicht alles schlimm gewesen oder man müsse alles sehr genau und „nicht emotional“ untersuchen oder die Bilder seien eigentlich recht schön und man müsse doch zwischen dem „Kunstwerk“ und der Biographie des Malers und seiner Zeit bzw. seiner politischen Meinung unterscheiden. Außerdem könne man über dieses Thema sehr lange diskutieren und es gebe sehr viele unterschiedliche Meinungen darüber. So manche dieser Äußerungen hatten bei Bundespolitikern, nachdem sie in die überregionale Presse gekommen waren, zu Rücktritten geführt. So wurde klar, dass das Urteil der Geschichtswissenschaft schon gesprochen war. Nun ist zu regeln, wie und wo die Bilder an anderer Stelle aufzubewahren sind und was mit den Wänden im Rathaus zu geschehen hat. Andreas Reuß
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