BAmberger Thema

Region Bamberg: Aussitzen statt öffentliche Mobilität 12.12.2011
Verkehr, Aktuelles, BA-Thema
Die Region Bamberg wurde nun vom VGN zurechtgewiesen, weil sie es in drei Jahren seit dem VGN-Beitritt nicht geschafft hat, einen Nahverkehrsplan zu erarbeiten. Peinlich peinlich - und für die Grünen leider ein altbekanntes Dauerthema.

Ein regelrechte verkehrspolitische Watsch’n bekamen Stadt und Landkreis Bamberg im jüngsten Umweltausschuss des Kreistages verpasst. Der FT berichtete darüber:

„Mit relativ dürren Worten erinnerte der Verkehrsplaner Jürgen Frercks vom Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) im Umweltausschuss des Kreistages an die Absicht einer gemeinsamen verkehrspolitischen Zukunft von Stadt und Landkreis Bamberg. ‚Bisher ist nicht abschließend geklärt, wie der Landkreis und die Stadt Bamberg den Begriff ,gemeinsamer Nahverkehrsplan' definieren’ , sagte der Mann aus Nürnberg nach zwei Jahren Zugehörigkeit zum VGN.“ (FT-Ausgabe vom 7.12.2011)

Tatsächlich – um die Jahreswende 2008/2009 beschlossen Stadt und Landkreis, dem VGN beizutreten. In dem Beschluss enthalten war auch, einen Nahverkehrsplan mit qualitätsverbessernden Maßnahmen für die Region Bamberg zu erarbeiten und zu finanzieren.
Dass das auch dringend nötig war bzw. ist, zeigen die Zahlen: Ungefähr 220.000 Pendlerfahrten in und aus der Stadt Bamberg gibt es jeden Tag, der größte Teil davon, nämlich 193.000 Fahrten werden als motorisierter Individualverkehr, also mit dem Pkw, abgewickelt. Und von diesen 193.000 Fahrten des MIV stammt der weitaus größte Teil aus dem Landkreis Bamberg. Ist ja auch kein Wunder. Die Stadt Bamberg ist immerhin Einkaufsstadt, Ausbildungsstadt, Arbeitsplatzstandort und Freizeitort für 145.000 Menschen aus dem Landkreis Bamberg.

Und auch dass über 80% der aus dem Landkreis kommenden Fahrten mit dem Pkw abgewickelt werden, braucht nicht zu wundern: Das Busangebot ist dürftig und lückenhaft, viele Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Landkreis sind zu bestimmten Zeiten komplett vom öffentlichen Personennahverkehr abgeschnitten. Die Verzahnung zwischen Stadtbuslinien und Regionalbuslinien lässt mehr als zu wünschen übrig.

Für die Bamberger Grünen ist das ein Dauerthema: Die GAL hatte bereits in den 80er Jahren (also kurz nach ihrem Entstehen) immer wieder Versuche unternommen, den öffentlichen Nahverkehr zwischen Stadt und Umland besser zu vernetzen und - positiven Beispielen aus anderen Regionen der Republik folgend - einen Nahverkehrsverbund zu gründen. Was haben wir nicht – zusammen mit den Grünen-KollegInnen vom Land – alles gemacht: Diskussionsveranstaltungen, Anträge, Pressemitteilungen, Artikel in der GAL-Zeitung usw.
Über zwanzig Jahre hat es jedoch gedauert, bis auch bei den anderen politischen Kräften ein Nachdenken stattgefunden hat. Doch bevor es eine Mehrheit in Stadtrat und Kreistag gab, musste erst der VGN auf den Plan treten. Vor allem Landrat Dr. Denzler bevorzugte unbedingt den Beitritt zum VGN, wohl in der Meinung, damit werde sich alles von selber bessern und brauche keine eigene Leistung und vor allem kein Geld beizusteuern.

Die nicht wenigen Kröten, die ein VGN-Beitritt die Bamberger ÖPNV-NutzerInnen zu schlucken kostete (keine Bahn-Card-Ermäßigung im VGN, Tariferhöhungen) ließen die GAL lange zögern, dem Beitritt zuzustimmen. Letztlich aber gab die Vereinbarung zu einem echten gemeinsamen Nahverkehrsplan den Ausschlag für die GAL, doch für den VGN zu votieren.

Jedoch - was ist daraus geworden? Seit drei Jahren liegt der Grundsatzbeschluss zum Nahverkehrsplan vor, seit zwei Jahren ist eine gemeinsame Arbeitsgruppe eingerichtet –aber Ergebnisse sind nicht in Sicht. Stattdessen muss sich die Region Bamberg jetzt von den Nürnberger VGN-Vertretern – zu Recht – ihre eklatanten Versäumnisse vorhalten lassen.

Da werden Chancen verpasst, Vereinbarungen nicht eingehalten, BürgerInnen und VGN-PartnerInnen düpiert. Aussitzen statt Mobilität - das ist einfach nur peinlich.

pega / sys


Viktor Mildenberger pixelio.de


Zur Übersicht: Archiv der Bamberger Themen