BAmberger Thema

Baby-Ausstattung Fehlanzeige 15.07.2013
Soziales, Aktuelles, BA-Thema
Ein Bamberger Familienvater stellt bedauernd fest, dass man Kinderausstattung in der Innenstadt kaum mehr kaufen kann. GAL-Stadtrat Peter Gack erklärt in seiner Antwort, dass das die Folge einer jahrelangen Entwicklung gegen gallisches Mahnen ist. Und der City-Manager Klaus Stieringer bezeichnet sich als machtlos.

Bürgerbrief

Liebe Fraktionsmitglieder,
als junger Familienvater ohne Auto fällt mir manches auf, was vielleicht nicht Allen auffällt: So ist mir letzte Woche der Kinderwagen zusammengebrochen und ich habe mich auf die Suche nach Ersatz gemacht.

Dabei fiel mir auf, dass nach dem Weggang von Baby-Walz aus dem Atrium in der Bamberger Innenstadt kein einziges Geschäft mehr Kinderbedarf, der über Kleidung, Fläschchen o.ä. hinausgeht, führt.

Auch der Weg mit dem 904er (mit den ungünstigen Fahrzeiten) zum Ertl (ein langer Fußmarsch, wenn man etwas tragen muss, ich habe den Kauf der Baby-Badewanne an einem sehr windigen Tag noch in nicht so guter Erinnerung - die Teile sind sehr windempfänglich) brachte keinen Erfolg, lediglich der Real im Gewerbegebiet hatte ein kleines Sortiment (mit sehr wenig Auswahl). Andere Eltern wiesen mich noch auf den Pillip hin, der jedoch nur sehr gehobene Preisklassen führt und mit dem Bus kaum erreichbar ist (ein Kinderwagenkauf per Fahrrad funktioniert bei genauer Überlegung nicht und Taxifahren ist ziemlich teuer).

Für ein vollwertiges Oberzentrum wie Bamberg, das zudem eigentlich ein familienfreundlicher Ort mit vielen Spielplätzen o.ä. ist (vom starken Autoverkehr einmal abgesehen) ist das eigentlich eine sehr ernüchternde Bilanz.

Zumal die Anbindung an das Gewerbegebiet (Busse mit 45 Minuten Abstand, nicht überdachte Haltestelle, zudem sehr weiter Fußweg, mit schwer zu tragenden Gegenständen kaum leistbar) wirklich nicht gut ist.

Aber wenn schon die bislang zufrieden stellende Ausstattung an Buchläden (der Görres soll laut FT-Online Ende des Jahres schließen) verschwindet, könnte dann nicht wenigstens ein Geschäft mit Baby- und Kinderausstattung wieder in die Stadt kommen (möglichst Eines, dass nicht ausschließlich das gehobene Preissegment bedient)?

Ein Auto ist wirklich teuer, zudem ist es absurd, ein Auto anschaffen oder jedes Mal irgendwo ausleihen zu müssen, nur um ein paar Sachen zu kaufen.

Mit freundlichen Grüßen

....

 

Antwort Stadtrat Gack

Sehr geehrter Herr ...,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 10. Juli. Der von Ihnen beschriebene Sachverhalt ist uns vertraut und auch wir finden es sehr bedauerlich, dass immer mehr Innenstadt relevante Sortimente aus der Innenstadt verschwinden und nur noch in Läden am Stadtrand (Gewerbegebiete)  zu erhalten sind.

Diese Fehlentwicklung resultiert aus Fehlern der Stadtratsmehrheit aus der Vergangenheit, in der kritiklos immer mehr Flächen für Einzelhandelsgroßprojekte auf der so genannten "grünen Wiese" (die ja gar keine grüne Wiese ist) ausgewiesen wurde. Die GAL hat schon in den 80er Jahren, als mit diesem Trend begonnen wurde, auf diese Fehlentwicklung hingewiesen und den Zusammenhang zwischen der Konkurrenz der Fläche mit den Läden der Innenstadt, in Folge fehlenden innerstädtische Einkaufsmöglichkeiten und zunehmender Verkehr
hingewiesen. Leider blieben wir mit unserem Mahnen allein auf weiter Flur und auch immer noch gibt es neue Bestrebungen, großflächigen Einzelhandel am Stadtrand zu errichten.

Zwar werden mittlerweile in Bebauungsplänen und in Baugenehmigungen Innenstadt relevante Sortimente angeblich ausgeschlossen, aber die Definition der Innenstadt relevanten Sortimente ist leider sehr dehnbar und so ist zu befürchten, dass es auch in Zukunft noch die ein oder andere Ansiedlung - der Ansiedlungsdruck ist vor allem in den Stadtrandgemeinden sehr groß - kommen wird.
Nun macht das Jammern aber keinen Sinn, sondern wir müssen uns den mittlerweilen geschaffenen Realitäten stellen, auch wenn sie uns nicht gefallen und auch wenn wir sie nicht selbst zu verantworten haben. Deshalb ist es eines unserer Bestreben die Busverbindungen in  diese Gewerbegebiete, insbesondere in den Laubanger (mit 60.000 qm Verkaufsfläche eines der größten zusammenhängenden Einzelhandelsgebiete in Bayern) wesentlich zu verbessern. Im kürzlich verabschiedeten Nahverkehrsplan nimmt der Bereich Laubanger auch eine besondere Stellung ein. Aktuell ist der Takt der Busverbindungen in den Laubanger (insbesondere Linie 957 und 960) nicht ausreichend.

Was die Beeinflussung der Sortimente bei Neuverpachtung von privaten Gewerbeimmobilien in der Innenstadt angeht, so hat hier die Stadt bisher nur eine beobachtende Rolle. Das Amt für Wirtschaft hat allerdings bei Sortimenten, die Waren des täglichen Bedarfs betreffen (Lebensmittel) auch schon aktiv eingegriffen und dadurch drohende Schließungen von Einzelhandelsläden in der Stadt verhindert, indem das Amt bei der Suche einer Nachfolgeregelung aktiv behilflich war. Inwieweit das Amt eine solche Aufgabe auch für andere Sortimente (Kinderaustattung) wahrnehmen kann, bezweifle ich allerdings.

Wir werden aber Ihre Anregung sehr gerne an den Geschäftsführer des hiesigen Stadtmarketing e.V. weiter reichen. Gerade das Stadtmarketing ist gemäß Satzung aufgefordert die Attraktivität der Innenstadt zu erhalten und zu fördern.

Ich danke nochmals herzliche für Ihre konstruktive Anregung und sende herzliche Grüße

Peter Gack

 

Rückmeldung Klaus Stieringer, Stadtmarketing e.V.

K.S. bezeichnet es als "zumindest eine zentrale Aufgabe vom Stadtmarketing dafür zu sorgen, dass wir in der Stadt Bamberg ein abwechslungsreiches, vielfältiges und attraktives Sortiment haben, um die typischen Nahversorgungsfunktionen auch zukünftig abzudecken."

Das Defizit an Babyfachmärkten sei ihm bekannt. Er hatte bereits mehrere Gespräche mit bekannten Anbietern. Aber: "Insbesondere diese Branche leidet zunehmend unter dem Druck durch neue Online-Angebote im Bereich der Baby- und Kleindkind Waren."

Bereits seit Jahren arbeite das Stadtmarketing als Dienstleister für Marktinteressenten und nehme direkt mit Unternehmen Kontakt auf (wenn Flächen in der Stadt anzubieten seien) und helfe Hauseigentümern dabei passende Mieter zu finden.

Abschließend: Er werde weitersuchen.

 



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