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„Generalangriff auf den Hauptsmoorwald“? | 24.02.2016
Konversion, Presse-Mitteilung, BA-Thema, Umwelt+Klima, Aktuelles
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GAL-Info-Abend beleuchtete „überzogene und unverhältnismäßige“ Pläne für ein Industrie- und Gewerbegebiet auf dem MUNA-Gelände
Pressemitteilung Der „Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling“ hat nicht nur einen extraordinären Namen, auch sein Vorkommen in Bamberg ist außergewöhnlich. Der EU-weit unter FFH-Schutz stehende Falter wohnt auf dem Schießplatz an der Armeestraße, gemeinsam mit dem Ampfer-Purpurspanner, der Kreiselwespe und dem Purpurbär, alles Insektenarten, die auf der Roten Liste stehen. Die Adlerfarneule galt sogar schon als in Bayern ausgestorbene Falterart und wurde in den letzten Jahren von Martin Bücker bei einer Kartierung der Konversionsflächen von Schießplatz und MUNA, nördlich und südlich der Geisfelder Straße, wieder entdeckt. Der Biologe Martin Bücker (Bund Naturschutz) und sein Kollege Hermann Bösche (Naturforschende Gesellschaft) waren die Gastreferenten bei einem Info-Abend der GAL zum geplanten „Gewerbepark Geisfelder Straße“, der neben zahlreichen seltenen Tier- auch vielen Pflanzenarten – von Sandgrasnelke bis Silbergras – den Garaus machen könnte. Die beiden Experten sprachen von teils „erstklassigen und absolut schützwürdigen“ Naturräumen auf dem Gelände und nannten die Pläne einen „Generalangriff auf den Hauptsmoorwald“. Tatsächlich sollen dem geplanten Gewerbe- und Industriegebiet 85 ha Wald mit starken Eichen, Kieferbeständen und Weichholzauen sowie 12 ha Freilandflächen, darunter wertvollste Sandmagerrasen, zum Opfer fallen – ein Gebiet von mehr als 130 Fußballfeldern. Der Bebauungsplanentwurf sieht eine maximal mögliche Bebauung vor, wie GAL-Stadträtin und Bausenatssprecherin Ursula Sowa erklärte: bis zu 40 Meter hohe und 50 Meter lange Gebäude sind möglich. „Hier soll Raum für massive Industrie geschaffen werden“, stellte sie fest und fragte sogleich: „Wollen wir das wirklich? Braucht Bamberg das? Noch dazu auf unangetasteten und wertvollen Wald- und Naturflächen?“ Sowa und mit ihr das Publikum im voll besetzten Vortragsraum der Gaststätte im FC Eintracht zweifelten das aktuelle Gutachten aus dem Rathaus an, das einen Bedarf von 72 Hektar an Gewerbefläche errechnet. „Ausgegangen wird dabei von einem so genannten Sofortbedarf von 20 ha, womit gemeint ist, dass in den letzten Jahren Anfragen von Unternehmen insgesamt in dieser Größenordnung eingingen“, stellt Sowa fest. „Das ist alles sehr hypothetisch und nur anhand von theoretischen Koeffizienten hochgerechnet. Konkret belegt ist das nicht.“ Ohnehin hält Sowa die Bebaubarkeit des Geländes für fragwürdig: Hoher Grundwasserspiegel und eine in ihren Ausmaßen noch nicht annähernd bekannte Altlasten- und Kampfmittelbelastung verheißen eher massive Probleme als schnelle Nutzbarkeit. „Die vorliegenden Planungen sind überzogen, unverhältnismäßig und realitätsfern“, resümiert sie deshalb. Die GAL fordert hingegen eine behutsame, langfristige und vor allem im Ausmaß reduzierte Entwicklung des Gebiets im Einklang mit der Natur: „Die bereits jetzt versiegelten und bebauten Areale könnten einmal kleinteiliges Gewerbe, Forschung und Bildung beherbergen.“ Dennoch hat der Stadtrat – ohne dass das Gremium auch nur einmal selbst vor Ort gewesen ist – ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet. Offenbar mit großem Interesse in der Öffentlichkeit, denn die erste Bürgerbeteiligung wurde vor kurzem aufgrund der zahlreichen Einwendungen sogar verlängert. Im Rahmen des Verfahrens wird es noch eine weitere geben. Die Naturschützer bemängelten Fehler bei der Berechnung des naturschutzfachlichen Ausgleichs. So werden einige Flächen auf dem Schießplatz und auch ein kleiner Bereich nördlich des bestehenden Naturschutzgebietes um den See in der Planung als Ausgleichsflächen angerechnet, obwohl sie bereits jetzt in einem sehr wertvollen Zustand sind. Für die Anrechnung als Ausgleichsflächen wäre aber eine Aufwertung vorgeschrieben. „Da sollen also schon bestehende hochwertige Naturflächen als Ersatz für zerstörte Natur herhalten, nur indem man sie belässt wie sie sind“, kommentierte Hermann Bösche ablehnend. Auch den Erhalt von kleinen und einzelnen Naturflächen zwischen möglicherweise gigantischen Industriebauten sah man bei dem GAL-Info-Abend mehr als kritisch. „Solche isolierten Inseln von Natur sind entwertet – ihre Artenvielfalt immens reduziert“, resümierten die Naturschutzexperten. Mit dem Wiesenknopf-Ameisenbläuling und seinen Kollegen wäre so etwas jedenfalls nicht zu machen. sys
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