Aktuell

Quartier an der Stadtmauer:
Eine Stimme dagegen!
14.07.2016
Bauen+Denkmal, Aktuelles, BA-Thema, Ursula Sowa
Ursula Sowa stimmte gegen den Bebauungs-
plan, denn sie hält einige Kernpunkte für nicht
ausreichend vertraglich abgesichert.

Kommentar

 

Das "Quartier an der Stadtmauer" ist nun bauordnungsrechtlich "eingetütet", der Satzungsbeschluss wurde einstimmig gegen eine Stimme (meine Stimme) gefasst. Warum gab es meine Gegenstimme?

Eigentlich hätte man doch froh sein können, dass nach jahrzehntelangem Ringen die denkmalpflegerischen Belange gewürdigt worden sind! Die Häuser an der Hellerstraße dürfen stehen bleiben, die Mikwe wird saniert und zugänglich gemacht, die neue Architektur fügt sich ein und auch die Nutzung ist ein netter Mix aus Wohnen, Dienstleistung und Einzelhandel. Sogar die Tiefgarage ist nur für das Hotel und die Bewohner vorgesehen, also ebenfalls keine Gefahr eines Automagneten in der Altstadt mehr, wie es ja einmal war.

Tja, das ist ja auch alles löblich und das hat mein Kollege Peter Gack durch seine grundlegende Zustimmung gewürdigt. Nur im Detail sehe ich es anders: Drei Faktoren sind noch eine schwere Bürde, die mich dazu brachten, dem Satzungsbeschluss nicht zuzustimmen.

Erstens: Die Anlieferzeiten bleiben bei dem Zeitfenster zwischen 6 Uhr und 22 Uhr, obwohl das Ruhebedürfnis der Hotelgäste für 7 Uhr gesprochen hätte.

Zweitens: Die Fassaden in der Langen Straße und am ZOB werden ausgesprochen "gläsern", was noch nicht den "Servus der Denkmalpflege" erhalten hat.

Und drittens: Die Stadtmauer selber wird im Untergeschoß total eingemauert werden und auf alle Ewigkeit der Einsehbarkeit entzogen. Nur im Erdgeschoß wird man einen Teil sehen, ein anderer Teil wird noch perforiert werden.

Ich hatte gefordert, dass im Städtebaulichen Vertrag festgelegt wird, dass die Anlieferzeit reduziert werden soll. Ich hatte darum gebeten, dass die Denkmalpflege die gläserne Lochfassade absegnen sollte. Und, das war mir das Wichtigste, dass die Stadtmauer auch im Untergeschoß auf Sicht erhalten werden soll.

Ich habe mit Engelszungen auf unsere Referenten eingewirkt, die mir weismachen wollten, das könne man bei der Genehmigung des eigentlichen Bauantrages noch regeln. Ja, das könnte man, aber man hätte es auch in den Städtebaulichen Vertrag schreiben können, das wurde versäumt. Dann wäre die Mauer schon heute gerettet.

Wir werden sehen, wie die Welterbestadt mit ihren Stadtmauern umgeht. Das Quartier an der Stadtmauer ohne Stadtmauer - ein schlechter Witz!

Ursula Sowa


Quartier an der Stadtmauer, Plan Dachansicht, Dömges Architekten


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