BAmberger Thema

Bald ist es soweit: Social Wellness in der ARE 24.03.2016
Soziales, Aktuelles, BA-Thema, Klatsch+Tratsch, Sylvia Schaible
Wo der Freistaat Bayern es über sechs Mona-
te nicht geschafft hat oder nicht schaffen
wollte, auch nur ein Fünkchen Asylsozial-
beratung in der ARE auf die Beine zu stellen,
soll es bald ein Rundum-Wohlfühl-Betreuungspaket
für die Flüchtlinge geben.

Achtung Satire!

Wohlgemerkt, wann genau das Betreuungsangebot startet, ist unklar. Im Sitzungsvortrag für den Stadtrat ist immer von der Endausbaustufe der ARE mit 4500 Personen die Rede, derzeit sind erst 1100 bis 1200 hier. Doch das Konzept, auf das sich die Regierung von Oberfranken mit der AWO, der Caritas und der Diakonie geeinigt hat, liegt aktuell vor und ist betörend kuschelig.

Man will ein (Zitat) „gesondertes Betreuungsprogramm auf niederschwelliger Basis“ vorhalten. Logisch „gesondert“, denn die ARE ist ja keine normale Asyleinrichtung und soll es auch nicht sein. In einer normalen Erstaufnahmeeinrichtung gilt ein Schlüssel von 1:100 – also 1 Vollzeitstelle auf 100 Asylsuchende. In der ARE soll der Schlüssel 1:300 sein.

Das macht dann pro Asylsozialberater*in bei 40 Wochenstunden exakt 1,6 Minuten pro betreutem Flüchtling am Tag.

Aber die haben es in sich! Was in der Zeit nicht alles geleistet werden wird! Es ist einfach enorm! (Hier im Original-Zitat die „Aufgabenbeschreibung“ aus dem oben erwähnten Konzept:)

  • als Ansprechpartner für Probleme des Alltags zur Verfügung stehen;
  • Begleitung bei Krankheit bieten;
  • Auskunft auf Fragen zum Asylverfahrensrecht geben können;
  • auf die Angebote der Ausländerbehörden zur freiwilligen Rückreise hinweisen;
  • Tagesstrukturierende Maßnahmen anbieten (z.B. Sportveranstaltungen, gemeinsam Unternehmungen);
  • Kinderspielmöglichkeiten anbieten.

Man kann sich den künftigen Wellness-ARE-Aufenthalt von jeweils 300-Asylbewerber-Kohorten mit einer Sozialbetreuerin an der Spitze schon bildlich ausmalen. Wie sie sich um die Schwangeren und ihre Geburten kümmert, für Babynahrung sorgt, im Krankheitsfall nach dem rechten sieht, Trauma-Patienten hätschelt und den Zugang zu Medizin verschafft, Streit in der Unterkunft schlichtet und die Modalitäten der Kleiderkammer erklärt. Wie sie ausführlich (natürlich jeder Sprache mächtig) das Asylrecht samt Verfahren darlegt, Kontakt zum Rechtsanwalt hält, die freiwillige Heimreise anpreist und bei deren Modalitäten hilft. Wie sie nebenher auch noch den Tag ihrer 300 Schützlinge strukturiert, z.B. durch gemeinsame Morgen-Gymnastik im Freien, Gesellschaftsspiele im (nicht vorhandenen) Aufenthaltsraum (muss dann halt die Wiese herhalten) und kleine Ausflüge in den nahe gelegenen Wald organisiert, wobei an der Kunigundenruh dann auch schon wieder bald Schluss ist, weil die Aufenthaltsgestattung ja nur bis zur Stadtgrenze reicht. Ach ja, nicht zu vergessen, für die ca. 100 Kinder in der 300er-Gruppe bietet sie ein tägliches Animationsprogramm, was sonst?

Es wird famos werden. Der Freistaat Bayern, mit seiner christlichen Regierung - ach, sie sorgen sich doch einfach um die Menschen, die hier leben, rundum und bis ins kleinste Detail. Wie schön….

Sylvia Schaible


Foto: Stephanie Hofschlaeger pixelio.de


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