Gastkommentar von Felix Holland

Gute Betriebszahlen sind nur die halbe Wahrheit

Der Kostendruck und der Investitionsstau im Gesundheitssystem sind enorm. Auf der einen Seite soll gespart werden, auf der anderen Seite soll höchste medizinische und pflegerische Qualität geboten werden. Dass hier die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter die Räder kommen, ist zwangsläufig. Durch gesetzliche Lockerungen – auch ermöglicht durch die  Rot-Grüne Regierung – ist auf dem Arbeitsmarkt viel möglich geworden. Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz lässt vieles zu. Auch in unserem Betrieb gibt es unterschiedliche Arbeitsbedingungen. Es gibt Mitarbeiter, die werden nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlt, und es gibt Mitarbeiter für die diese Bedingungen und die Schutzfunktion des Tarifvertrages nicht gelten. Dies hat logischerweise auch Auswirkungen auf den Betrieb. Wenn jemand für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt wird als andere Kolleginnen und Kollegen in der Abteilung, fördert das sicherlich nicht die Zufriedenheit, und das Arbeitsklima leidet.
Die Gewerkschaft ver.di hat bereits mehrere Versuche unternommen, die Arbeitsbedingungen in einen Tarifvertrag zu gießen, der auch die Bezeichnung Tarifvertrag verdient. Bisher ist es aber noch nicht gelungen, ein Mitgliederfundament mit Durchsetzungskraft für Tarifverhandlungen zu mobilisieren. In Betrieben mit vielen befristeten Arbeitsverträgen müssen Gewerkschaft und die organisierten Beschäftigten oft eine längere „Durststrecke“ hinnehmen. Aber meist lohnt es sich, diese Geduld und Beharrlichkeit an den Tag zu legen.
Im ärztlichen Bereich und bei der Pflege ist die Arbeitsbelastung weiterhin extrem hoch. Durch die dünne Personaldecke sind Ausfälle und Arbeitsspitzen nur durch das hohe Engagement der Mitarbeiter zu bewältigen. In Deutschland wurden  in den letzten Jahren über 20.000 Pflegekräfte abgebaut, auch Bamberg wurde nicht verschont. Durch eine gesetzliche Regelung bei der Krankenhausfinanzierung konnten im Klinikum – mittels einer Vereinbarung zwischen Personalrat und Geschäftsführung – 2009 und 2010 insgesamt 27 neue Pflegestellen geschaffen werden; auch 2011 soll nochmals nachgelegt werden. Allerdings federt diese Personalmehrung nur die schlimmsten Nöte ab. Die Arbeitsbelastung und der Zeitdruck sind – wie in allen bundesdeutschen Krankenhäusern – nicht gemildert.


   

Felix Holland ist Personalratsvorsitzender der Sozialstiftung Bamberg (Bereich Kliniken) und aktiv bei der Gewerkschaft ver.di.