Echter Ökostrom oder nur grün angepinselt?

Wer grünen Strom kaufen will, sollte genau hinsehen. Denn bei vielen Anbietern ist das grüne Label nur eine trickreiche Umetikettierung. Doch es gibt klare Kriterien, an denen sich jeder Stromversorger messen lassen muss. Die Bamberger Stadtwerke schneiden dabei nicht gut ab, doch es gibt Alternativen.

Wie unterscheidet man sinnvolle
Ökostromangebote von Marketingtricks?

  1. Die wichtigsten Kriterien für echte Ökostromanbieter sind:
    Der Strom wird aus erneuerbaren Energien erzeugt.
  2. Ein Teil des Strompreises wird zur Förderung bzw. zum Bau von Neuanlagen für erneuerbare Energien verwendet.
  3. Echte Ökostromanbieter sind nicht mit Stromversorgern verflochten, die Kohle- und Atomkraftwerke betreiben bzw. diesen Strom vermarkten. Ihr Strommix stammt nicht nur in Teilen, sondern vollständig aus erneuerbaren Energien.

Diese Kriterien erfüllen nur die vier unabhängigen, bundesweit bekannten Ökostromanbieter Naturstrom AG, Elektrizitätswerke Schönau, Greenpeace Energy und Lichtblick. Diese Firmen setzen sich für eine Energiewende ein. Sie werden auch von den Umweltverbänden empfohlen.

Tarif „BestNatur“ ist Mogelpackung

Beim Stadtwerke-Angebot „BestNatur“ kommt der Strom aus bereits bestehenden Laufwasserkraftwerken. Damit ist zwar das erste der obigen Kriterien erfüllt. Neue Anlagen (Kriterium 2) werden jedoch nicht gebaut oder gefördert. Deshalb ist mit dem Bezug von BestNatur keinerlei Umweltnutzen verbunden. Strom aus Wasserkraft, den die Stadtwerke schon immer in ihrem Strommix hatten, wird nun einfach als BestNatur teurer verkauft, während Stadtwerke-Stromkunden mit Normaltarif dann halt mehr Atom- oder Kohlstrom erhalten. Der Strommix am Strommarkt bleibt unverändert, unterm Strich kommt genauso viel Strom aus Kohle und Atom, wie wenn es den BestNatur-Tarif gar nicht gäbe.

Besonders ärgerlich ist die Irreführung der KundInnen bei der Werbung für BestNatur: Auf der Homepage der Stadtwerke heißt es, dass man durch den Bezug von BestNatur aktiv zum Klima- und Umweltschutz beitrage, auf Stadtbussen wird mit aufgemalten Windrädern geworben und auf Großplakaten mit einem Basketballspieler, der ein Solarmodul in die Höhe hält. Aber genau das stimmt nicht, denn über diesen Tarif investieren die Stadtwerke keinen Cent in Windkraft- oder Photovoltaikanlagen.

Zu einer Neuanlagen-Förderung kommt es nur beim Tarif „BestNatur Premium“, wofür ein Aufschlag von 4 Cent/kWh erhoben wird. Diese 4 Cent investieren die Stadtwerke tatsächlich in neue Anlagen. Nur leider muss man das Angebot schon kennen, um es z. B. auf der Homepage der Stadtwerke überhaupt ausfindig zu machen. Beworben wird es überhaupt nicht.

Stadtwerke mit 25 % Atomstrom

Und wie sieht es mit dem dritten Kriterium aus?

Hier fallen die Stadtwerke endgültig durch: Über die Hälfte des verkauften Stromes der Stadtwerke kommt aus Atomkraftwerken (25 %) und Kohlekraftwerken. Vollkommen unverständlich ist, dass sich die Stadtwerke an den Planungen für den Bau eines neuen Kohlekraftwerkes in Brunsbüttel beteiligt haben. Durch die 10 %ige Beteiligung von E.on an der Stadtwerke Bamberg Energie- und Wasserversorgungs GmbH besteht auch eine Verflechtung mit einem Atomkonzern.

Wenn sich die Stadtwerke als Motor einer Energiewende in Bamberg rühmen, so ist das maßlos übertrieben. Die Investitionen, die es tatsächlich gibt, sind dürftig und halbherzig. So wird pro Jahr nicht einmal 1 Megawatt erneuerbare Kraftwerkskapazität zugebaut (dies entspricht nicht einmal der Hälfte eines Windrades pro Jahr). Bei diesem Tempo würde es über 100 Jahre dauern, bis die Stadtwerke ihren verkauften Strom selber aus regenerativen Quellen erzeugen könnten. Das Engagement der Stadtwerke im Bereich der Photovoltaik liegt gerade mal noch im Promillebereich des von den Stadtwerken verkauften Stroms.

Erich Spranger


   

Kleine Demo am Rande der Unterschriftenübergabe für die Bamberger Energiewende. Zu dieser Aktion mehr in unserer Öffnet externen Link in neuem FensterPressemitteilung vom 9.6.2011. (Foto: Erich Spranger)


Atomausstieg – selbst gemacht

Der Wechsel ist problemlos – jeder kann wechseln, egal ob Mieter, Eigenheimbesitzer, Privatperson oder Gewerbetreibender.

1. Zunächst suchen Sie sich einen der Ökostromanbieter aus. Informationen zu den Anbietern und zum Wechsel finden Sie auf deren Internet-Seiten, oder auch auf den Seiten von unabhängigen Initiativen wie www.naturvolt.de und www.atomausstieg-selber-machen.de. Sie können sich auch unter der gebührenfreien Nummer 0800-7626852 ein Infopaket zu den vier Anbietern zuschicken lassen.  Die Strompreisunterschiede zwischen den Anbietern sind nicht allzu groß. Die Firma Naturstrom liegt preislich gleichauf mit den Bamberger Stadtwerke-Tarifen BestPrivat und BestNatur. Die drei anderen Ökostromanbieter sind etwas teurer.

2. Dann füllen Sie den neuen Stromliefervertrag aus. Die Verträge der Ökostromanbieter stehen auf den jeweiligen Internet-Seiten der Unternehmen. Sie können ein Online-Formular verwenden, den Vertrag herunterladen oder sich zuschicken lassen. Abschicken – fertig.

3. Alles weitere wird für Sie geregelt, auch die Kündigung beim bisherigen Versorger. Eine lückenfreie Versorgung ist garantiert.